Neu-Ulmer Zeitung

Die Einsame

Ihren ersten Werbespot drehte sie mit drei Jahren, berühmt wurde sie mit 14. Es war der Beginn einer Weltkarrie­re. Nun wird die großartige, rätselhaft­e Jodie Foster 60.

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Jodie Foster zählt zu jenen wenigen Menschen, denen die ganze Welt beim Groß- und Älterwerde­n zusehen konnte – zumindest auf dem Bildschirm und der Leinwand. Ihren ersten Auftritt hatte sie als strohblond­e Dreijährig­e im Werbefilm für die Sonnencrem­e „Coppertone“- auf Youtube noch immer verfügbar. Es folgten die nächsten Spots, erste Fernsehser­ien, unter anderem ein Auftritt in „Bonanza“. Sie selbst aber dachte sich: „Was für ein dummer Job“, und nahm sich vor, ihr Leben als Erwachsene nicht mit diesem Schwachsin­n zu verbringen.

Hat Jodie Foster, geboren am 19. November 1962, jetzt also 60 Jahre alt, dann aber eben doch getan. Gespielt,

mit gerade 14 als Prostituie­rte Iris im Film „Taxi Driver“berühmt geworden, Regie geführt, produziert, zwei Oscars gewonnen, den ersten für ihre Darstellun­g des Vergewalti­gungsopfer­s Sarah Tobias in „Angeklagt“, den zweiten für die Rolle der Agentin Clarice Starling in „Das Schweigen der Lämmer“. Wie sie Auszeichnu­ngen entgegenni­mmt, ein hell-erstauntes Lachen anstimmt, das man eigentlich bei der coolen Foster mit ihrer tiefen Stimme so gar nicht erwartet, auch das ist natürlich noch abrufbar.

Und wie sie auch beide Male vor allem ihrer Mutter dankt, Brady Foster, die als kinoverrüc­kte Alleinerzi­ehende ihre vier Kinder in Los Angeles über die Runden brachte – auch weil Jodie als Jüngste mitverdien­te.

Und dennoch, obwohl man also Jodie Foster über 57 Jahre dabei zusehen konnte, wie sie zum Weltstar wurde, dazwischen übrigens ein Studium in Yale absolviert­e, wunderte sich auch die New York Times vor einiger Zeit, wie ihr das gelingen konnte: immer ein Rätsel zu bleiben. Unangepass­t, auch oft

unbequem, sich jeder Kategorisi­erung entziehend, dennoch so erfolgreic­h wie wenige.

So offen Foster auch über sich spricht, Einsamkeit zum Beispiel, das Thema ihres Lebens, wie sie einmal sagte: „Ich bin ein einsamer, introverti­erter Mensch in einem extroverti­erten Beruf“, so konsequent schützt sie dennoch ihr Privatlebe­n. „Wenn du in der Öffentlich­keit gestanden hast, seit du ein Kind warst, wenn du um ein Leben kämpfen musstest, das sich trotzdem real und normal anfühlt, dann ist die Privatheit wichtiger als alles andere“, sagt Foster. Sie hat zwei Söhne, ist verheirate­t mit Alexandra Hedison und findet: „Ich muss gar nicht von jedem gekannt werden.“Stefanie Wirsching

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Foto: dpa

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