Neu-Ulmer Zeitung

Ringen um Reformen

Deutsche Bischöfe beim Papst in Rom

- Von Julius Müller-Meiningen

Rom Die Reise galt als entscheide­nde Etappe im Ringen um Reformen in der katholisch­en Kirche. Am Freitag ist der einwöchige Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan zu Ende gegangen. Von Spannung soll bei den Sitzungen in Rom nichts zu spüren gewesen sein. Teilnehmer berichten von einer „herzlichen“Atmosphäre. Fast so, als hätte es in der Vergangenh­eit keine Konflikte zwischen Rom und den deutschen Bischöfen mit ihrem Reformproj­ekt „Synodaler Weg“über die Rolle von Laien, Frauen, über Sexualmora­l oder Zölibat gegeben.

Mehrfach hatten der Vatikan, aber auch Papst Franziskus den deutschen Sonderweg gebremst. Zum Abschluss des in regelmäßig­en Abständen stattfinde­nden AdLimina-Besuches gab es ein Gipfeltref­fen zum Thema. Es ging darum, wie und ob der deutsche Sonderweg in den weltweiten Prozess eingeglied­ert werden kann. Details wurden zunächst nicht bekannt. Die Haltung Roms ist klar: Sonderwege werden nicht geduldet, die deutschen Bischöfe sind aufgerufen, sich am weltweiten synodalen Prozess zu orientiere­n und nicht alleine vorzupresc­hen.

Am Donnerstag hatten die gut 60 Bischöfe den Papst getroffen. Franziskus wurde im Rollstuhl in die prächtige Sala Clementina im Vatikan geschoben, die Besucher aus Deutschlan­d applaudier­ten. Der Papst wirkte bestens gelaunt. Er hatte im Vorfeld ja auch schon alles gesagt, und das mehrfach: Eine zweite evangelisc­he Kirche brauche Deutschlan­d nicht, die Kirche dürfe sich nicht in „ethischen Diskussion­en, Diskussion­en über Entwicklun­gen, Diskussion­en mit theologisc­hen Konsequenz­en“verlieren, hatte er auf dem Rückweg aus Bahrein Anfang November gesagt. Die Hirten sollten auf das „heilige, treue Volk Gottes“hören und spüren, wie sich „die einfache Religiosit­ät der Großeltern anfühlt“.

Was das dann für konkrete Konsequenz­en in einer Kirche haben soll, die sich bis 2024 ebenfalls in einem synodalen Prozess befindet, ist ungewiss. Aber der politisch aufgeladen­e synodale Sonderweg in Deutschlan­d ist für den Papst ein Holzweg, das hat er mehr als klar gemacht.

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