Steht die Bauer AG vor einer neuen Ära?
Viel Redebedarf gab es auf der außerordentlichen Hauptversammlung der Bauer AG. Der Tiefbauspezialist holt sich frisches Kapital von den Aktionären, das könnte bald zu einem neuen Mehrheitseigentümer führen.
Schrobenhausen Der Schrobenhausener Tiefbauspezialist Bauer ist mit seinen Dienstleistungen und Maschinen an vielen Orten der Welt vertreten, wenn Hochhäuser oder U-Bahnen gebaut werden. Jetzt hat sich das Unternehmen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Schrobenhausen grünes Licht geholt, von seinen Aktionärinnen und Aktionären frisches Kapital einzuholen. Das Unternehmen plant, bis zu 17,4 Millionen neue Aktien auszugeben. Der Kurs beträgt derzeit rund sieben Euro. Das Geld soll dazu dienen, vor allem Schulden zurückzuzahlen und die Bauer AG „stabiler und wetterfester“zu machen, erklärte Bauer-Chef Michael Stomberg. Beobachtern zufolge könnte die Kapitalerhöhung dazu führen, dass das Unternehmen einen neuen Mehrheitseigentümer bekommt.
Hält bisher die Familie Bauer mit rund 36 Prozent der Anteile die relative Mehrheit am Unternehmen, könnte dies künftig die Familie des Bauunternehmers Alfons Doblinger sein. Der Doblinger Beteiligung GmbH aus München gehören derzeit knapp 30 Prozent der Aktien. Die Aktionäre haben im Rahmen der Kapitalerhöhung ein Bezugsrecht, erklärte BauerChef Stomberg. Jeder Aktionär könne für drei gehaltene Aktien zwei neue erwerben.
Sicher ist, dass Doblinger bereit ist, zu investieren. Die Doblinger Beteiligung GmbH hat erklärt, sich im wesentlichen Umfang an der Kapitalerhöhung zu beteiligen. Zudem hat ein Unternehmen, an dem Alfons Doblingers Ehefrau Sabine Doblinger maßgeblich beteiligt ist – die SD Thesaurus GmbH –, sich verpflichtet, alle Aktien zu erwerben, die von den Aktionären nicht gezeichnet werden. Und das bis zu einem Betrag von maximal 70 Millionen Euro.
Nicht sicher ist dagegen, ob die
Familie Bauer die Kapitalerhöhung mitgeht. Ruft die Familie Bauer die neuen Aktien aber nicht ab, könnten sie somit von der SD Thesaurus GmbH erworben werden. Professor Thomas Bauer, Aufsichtsratschef des Unternehmens und bekannt als langjähriger Schatzmeister der CSU, ließ vor den rund 200 versammelten Aktionären auf dem Gelände des Unternehmens in
Schrobenhausen durchscheinen, dass seine Familie nicht die Mittel habe, die Kapitalerhöhung komplett mitzugehen. „Die Familie steht hinter der Kapitalerhöhung“, sagt er. Es gebe aber noch keine Entscheidung. „Wir werden uns in Kürze mit dieser Frage auseinandersetzen“, erklärte er. „Der Familie ist klar, dass auch ihre Anteile deutlich verwässern“, sagte Bauer.
Da es zuletzt bereits Kapitalerhöhungen gab, stieß die Maßnahme auf einige Kritik. Aktionärsschützer Sören Merkel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz fragte, warum das Finanzkonzept des Unternehmens seit der letzten Hauptversammlung nicht getragen habe. „Die Gesellschaft ist ein schwieriger Fall“, kritisierte auch Aktionärsschützer Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. „Da ist einiges zu tun für die Zukunft“, sagte er. Das Unternehmen konnte zwar in den ersten neun Monaten dieses Jahres den Auftragseingang um 19,5 Prozent steigern, auch der Umsatz legte zu. Das operative Ergebnis aber gab von 24,1 Millionen Euro auf 19,5 Millionen Euro nach.
„Wir sind mit unserem operativen Ergebnis nicht zufrieden“, räumte Bauer-Chef Stomberg ein. Das Unternehmen spürt die harte Corona-Politik in China und die dortige Immobilienkrise, dazu kommt der Krieg Russlands gegen die Ukraine mit all seinen Verwerfungen. Bauer hat 11,3 Millionen Euro abgeschrieben, weil man sich von Geschäften in Russland getrennt hat. Die Kapitalerhöhung soll in erster Linie dazu dienen, den Schuldenstand zu senken. Das spart Zinskosten ein und könnte das Ergebnis verbessern.
Wie aber steht die Familie Bauer zum möglichen neuen Mehrheitseigentümer? „Ich kenne die Familie Doblinger seit vielen Jahren“, sagte Thomas Bauer. „Herr Doblinger ist ein exzellenter Unternehmer, der viel im Leben erreicht hat. Wir können hervorragend miteinander reden, es gibt keine Störungen.“Alfons Doblinger, der in Schrobenhausen anwesend war, hat sich durch den Erwerb von Wohnungen der Neuen Heimat vor rund 30 Jahren einen Namen gemacht. Seine Gruppe plant und realisiert als großer Akteur am Markt Gewerbe- und Wohnprojekte.