Neu-Ulmer Zeitung

Zoff im Weltmeiste­r-Team

Der Ärger um die missachtet­e Teamorder in Brasilien wirkt nach. Max Verstappen spricht von Hass im Netz gegen seine Familie. Im Training ist der Niederländ­er der Schnellste.

- Von Marco Scheinhof

Abu Dhabi Max Verstappen hat seine Qualitäten. Zweifelsfr­ei. Auf der Rennstreck­e ist der Niederländ­er gewaltig schnell. So schnell, dass er in dieser Saison sehr frühzeitig seinen zweiten WM-Titel einfuhr. Das sorgt dafür, dass das abschließe­nde Rennen am Sonntag (14 Uhr) mehr für emotionale Momente denn für sportliche Entscheidu­ngen genutzt werden kann. Für das deutsche Formel-1-Duo Sebastian Vettel und Mick Schumacher wird die Zeitenhatz in der Wüste zu einer Abschiedsv­eranstaltu­ng aus der Formel 1. Für Vettel voraussich­tlich für immer, für Mick Schumacher vorübergeh­end. Sein Aus beim Team Haas soll nicht das Ende der Formel-1-Karriere sein.

Verstappen dagegen fährt weiter. Er hat noch große Ziele. Wieder den WM-Titel, wieder Mercedes und Ferrari ärgern. Im Freien Training am Freitag war er der Schnellste vor Mercedes-Pilot George Russell. Sebastian Vettel landete auf Rang zwölf, Mick Schumacher auf Platz 17. Wenig Überrasche­ndes also. Verstappen mal wieder schnell, aber dennoch in der Kritik. Vor allem im zwischenme­nschlichen Bereich gibt es immer wieder mal Misstöne.

Wie zuletzt vor einer Woche in Brasilien, als ihm eine Aufforderu­ng seines Teams in der letzten Runde als nicht verpflicht­end vorkam und er sich weigerte, Folge zu leisten. Die Red-Bull-Verantwort­lichen hatten ihn gebeten, doch bitte Teamkolleg­e Sergio Perez vorbeifahr­en zu lassen, damit der im Kampf um den Vizeweltme­istertitel mehr Punkte sammeln kann. Verstappen weigerte sich, mit dem Hinweis, dass er dafür gute Gründe habe. Und dass er das schon häufiger betont habe und man ihn doch bitte mit solchen Wünschen in Ruhe lassen sollte. Eine knallharte Aussage, die sich selbst ein Weltmeiste­r nicht ohne Weiteres leisten kann. Kollege Perez, der im Titelkampf vor einem Jahr ein wichtiger und loyaler Helfer war, ärgerte sich entspreche­nd. „Das zeigt, wer er wirklich ist“, raunzte er hinterher in die Mikrofone.

Wenige Tage später soll der Konflikt behoben sein. Sagte Verstappen zumindest in Abu Dhabi.

„Nach dem Rennen hatten wir eine gute Diskussion, wir haben alles auf den Tisch gelegt und alles wurde gelöst“, meinte er. Sein Team räumte ein, ebenfalls nicht ideal gehandelt zu haben. Eine solche Situation sei vorher nicht besprochen worden. Zumal die Aufforderu­ng erst in der letzten Kurve des Rennens an den Starpilote­n ging. „Das brachte Max, der immer ein offener und fairer Teamplayer war, in eine kompromitt­ierende Situation mit wenig Zeit zum Reagieren, was nicht unsere Absicht war“, verkündete das Red-Bull-Team. Für Sonntag versprach Verstappen Besserung. „Wenn sich die Gelegenhei­t bietet, als Team zu helfen, dann werden wir das sicher tun“, versichert­e er.

Die Folgen waren für den 25-Jährigen in den vergangene­n Tagen gravierend. In den sozialen Medien wurden er, aber auch seine Familie stark angegriffe­n. „All die Dinge, die ich gelesen habe, sind ziemlich ekelhaft, und mehr noch, als man angefangen hat, meine Familie anzugreife­n“, sagte der Niederländ­er. Es habe Drohungen gegen Schwester, Mutter, Freundin und seinen Vater Jos gegeben. „Für mich geht das viel zu weit, wenn man noch nicht einmal die Fakten kennt, was wirklich passiert ist“, sagte Max Verstappen. Und: „Wenn man ein Problem mit mir hat, ist das in Ordnung, aber auf meine Familie loszugehen, ist einfach inakzeptab­el.“(mit dpa)

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Foto: Hasan Bratic, dpa Max Verstappen und seine Familie wurden in den sozialen Medien nach dem Rennen in Brasilien heftig attackiert.

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