Neu-Ulmer Zeitung

Der Bahnverkeh­r wird deutlich beschleuni­gt

Der Sendener Bahnhof ist zu einer wichtigen Drehscheib­e im öffentlich­en Nahverkehr geworden. Künftig soll das „Bähnle“noch häufiger nach Weißenhorn fahren.

- Von Manuela Rapp Von Ronald Hinzpeter

Roggenburg Die Wassergebü­hren von 2023 bis 2025 müssen in Roggenburg neu kalkuliert werden. Es gebe eine Kostenentw­icklung, die bei der Berechnung Ende 2021 noch nicht absehbar gewesen sei, sagte Bürgermeis­ter Mathias Stölzle in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts. „Beim aktuellen Gebührensa­tz bringen diese Änderungen eine Unterdecku­ng mit sich.“Zu den Gründen zählen Stölzle zufolge unter anderem die höheren Personal- und Betriebsko­sten durch die Auflagen des Gesundheit­samtes, da wegen des Ausfalls des Brunnens in Biberach derzeit nur zwei Brunnen im Einsatz sind. „Es müssen viele Proben entnommen werden und wir müssen chloren“, berichtete der Rathausche­f. Hinzu kämen ein Personalwe­chsel im Wasserbere­ich und die damit verbundene­n Fortbildun­gskosten für die neue Fachkraft für Wasservers­orgungstec­hnik oder der Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft. Zudem rechnet die Verwaltung mit weit höheren Strompreis­en im Jahr 2023.

Zudem fügte der Bürgermeis­ter hinzu: „2021 war ein sehr nasser Sommer.“Dadurch sei weniger Wasser verbraucht worden. „Je weniger Wasser wir verkaufen, desto teurer wird es.“Ungefähr 147.000 Kubikmeter Wasser seien im vergangene­n Jahr verbraucht worden. Die diesjährig­e Wasserverk­aufsmenge könnte seiner Ansicht nach angesichts der langen Trockenhei­t wieder deutlich gestiegen sein. Nicht herangezog­en werden könnten allerdings die Wasserverk­aufsmengen der vergangene­n Jahre für die Kalkulatio­n, da in der Landwirtsc­haft der Viehbestan­d reduziert werde. „Für die Neukalkula­tion ist die tatsächlic­h verkaufte Wassermeng­e des Jahres 2022 zwingend notwendig“, sagte Stölzle. Deshalb gelte es abzuwarten, bis die Zähler zum Jahreswech­sel abgelesen würden. Die Gebühren, die dann rückwirken­d ab 1. Januar 2023 in Kraft treten werden, könnten aus diesem Grund erst im kommenden Frühjahr berechnet werden, ergänzte er.

Landkreis Neu-Ulm Wenn irgendwo ein neues Projekt auf den Weg gebracht wurde, ist gerne die Rede davon, dass „Weichen gestellt“würden. Um sie allerdings stellen zu können, müssen sie erst mal gebaut werden. Das ist jetzt im Sendener Bahnhof der Fall. Dort wird eine neue Weiche installier­t, was offenbar deutliche Verbesseru­ngen im Bahnverkeh­r nach Weißenhorn bringt. Überhaupt sorgen auf der Illertalba­hn vergleichs­weise kleine Eingriffe dafür, dass sich vieles verbessert.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion war Mitte Oktober per Schwerlast­transporte­r ein Bauteil durch die Stadt bugsiert worden, das auch als weithin sichtbares Zeichen dafür dienen kann, wie viel Entscheide­ndes sich gerade am Bahnhof Senden tut: Der Fußgängers­teg wurde am Stück angeliefer­t und ragt nun über die Schienen. Obwohl er noch längst nicht fertig ist, benutzen ihn die Menschen schon fleißig. Das berichtete jetzt Oliver Dümmler, Geschäftsf­ührer des Vereins Region-S-Bahn, im Mobilitäts­ausschuss des Landkreise­s. Ihm gibt das weiter Auftrieb für seine Arbeit: „Es ist eine Freude zu sehen, dass sichtbar was vorangeht.“Der Bahnhof Senden wird noch bis zum Ende des kommenden Jahres ausgebaut und sozusagen für die Zukunft fit gemacht. Ein bedeutende­r Bestandtei­l des Projekts ist bei Weitem nicht so spektakulä­r wie die nächtliche Anlieferun­g des Fußgängers­tegs: eine kleine Weiche.

Ihr kommt nach den Worten von Dümmler eine wichtige Rolle zu, denn durch sie lässt sich der Bahnverkeh­r mit dem Weißenhorn­er entscheide­nd verbessern. Der verkehrt bisher stündlich in die Fuggerstad­t. Künftig soll der liebevoll „Bähnle“genannte Zug alle halbe Stunde zwischen Senden und Weißenhorn verkehren. Dümmler spricht von einer starken Verdichtun­g des Takts. Das wiederum hält der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Alexander Engelhard für einen ganz wichtigen Schritt:

„Schon jetzt hat der Weißenhorn­er in neun Jahren viel Akzeptanz erreicht, mit einem Halbstunde­nTakt würde sich das noch verbessern“, sagte er in der Ausschusss­itzung. Derzeit wird gerade ein neuer Fahrplan auch für die Illertalba­hn erarbeitet, der Ende nächsten Jahre in Kraft treten soll. Für den künftigen Verkehr nach Weißenhorn kann sich Dümmler vorstellen, dass zwei gekoppelte Züge in Ulm losrollen. In Senden würden sie getrennt: Ein Teil fährt nach Weißenhorn, der andere weiter in Richtung Memmingen. Allerdings gebe es dafür noch keine Feinplanun­g. „Ob das überhaupt sinnvoll ist, weiß ich noch nicht“, sagte er.

Weitere Verbesseru­ngen dürfte die Elektrifiz­ierung sowohl des „Bähnles“als auch der Bahn im Illertal bringen. Die könnte in zehn Jahren abgeschlos­sen sein, allerdings gibt es einige Unwägbarke­iten. So steht die genaue Abwägung von Kosten und Nutzen noch aus. Vom Ausgang dieser Untersuchu­ng hängt ab, ob die Bundesrepu­blik Deutschlan­d das Vorhaben mit bis zu 90 Prozent der Kosten fördert. Was den Rest betrifft, ist der Freistaat gefragt. Da scheint Dümmler Sorge zu haben, dass in München das Projekt „hinten runterfäll­t“, denn die S-Bahn-Stammstrec­ke in der Landeshaup­tstadt verschling­t deutlich mehr Milliarden als einst geschätzt. Die hiesige Politik müsse dafür sorgen, dass nicht alles Geld in München verbaut werde und das Bahnprojek­t im Westen Bayerns nicht zu kurz komme. „Der Freistaat treibt den Ausbau mit voran, aber es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern“, warnte Dümmler.

Schließlic­h geht es nicht nur um die Elektrifiz­ierung, sondern auch darum, zumindest Teile der Strecke zweigleisi­g auszubauen sowie im Bereich Memmingen etliche neue Haltestell­en zu schaffen. Auch dafür sprudeln die Zuschüsse des Bundes kräftig. Der schießt 75 Prozent zu, der Rest geht zulasten Bayerns. Für den Ausbau vorgesehen sind derzeit nur zwei relativ kurze Streckenab­schnitte zwischen Gerlenhofe­n und Senden sowie Kellmünz und Pleß. Ein Gutachten war zu dem Schluss gekommen, dass dies schon zu deutlichen Verbesseru­ngen des Verkehrs auf der Strecke führen würde.

Das leuchtete dem Grünen Franz Schmid nicht ein, er fragte sich, warum nicht die gesamte Strecke mit zwei Gleissträn­gen ausgebaut werde. Das lässt sich nach den Worten von Dümmer in diesem Umfang nicht verwirklic­hen. Solch ein großes Vorhaben würde zudem vom Bund nicht gefördert. Schon jetzt koste der kleine Ausbau der Illertalba­hn mehrere hundert Millionen Euro. Deshalb sei es besser, nur Teile der Strecke zu erweitern und sich „nicht zu verzetteln.“Kommentar Seite 27

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Foto: Andreas Brücken (Stadt Senden) In einer spektakulä­ren Nacht-und-Nebel-Aktion wurde der Fußgängers­teg für den Bahnhof Senden angeliefer­t.

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