Woher bezieht Holzheim künftig Strom?
Die Stromkosten dürften kommendes Jahr zwei- bis viermal so hoch sein wie bisher. Um den Preis zu drücken, soll ein Energiedienstleister ran.
Holzheim Noch kommt der Strom auch in die Kommune, aber welcher soll es sein und zu welchem Preis? Mit diesen Fragen hat sich der Gemeinderat Holzheim beschäftigt und sah sich dabei mit einer für ihn neuen Situation konfrontiert: Für die Straßenbeleuchtung hat sich bei einer sogenannten Bündelausschreibung durch ein Fachbüro ein Stromversorger gefunden, für die anderen Verbrauchsstellen nicht. Deshalb will es die Gemeinde jetzt mit einem spezialisierten Dienstleister versuchen.
„Auch uns treffen die Kostensteigerungen auf diesem Sektor“, bereitete Bürgermeister Thomas Hartmann das Gremium schon mal auf die Entwicklung vor und warnte weiter: „Mit zwei- bis vierfach höheren Ausgaben müssen wir rechnen.“Bei der Straßenbeleuchtung etwa ist es im kommenden Jahr der Faktor drei. Für die restlichen Energieadressaten war bei der Sitzung eine Lösung gefragt.
Der Entscheidung vorausgegangen war fraglos die viel zitierte Wahl zwischen Pest und Cholera. Eine weitere Bündelausschreibung für die Jahre 2024 und danach mit einem womöglich dauerhaft hohen Festpreis bis 2026? Im kommenden Jahr eine Strombeschaffung durch die Verwaltung unter Berücksichtigung der jeweils aktuellen Marktentwicklung und bis dahin eine Inanspruchnahme der Grundversorgung durch den bisherigen Energielieferanten, derzeit bekanntlich die weitaus teuerste Alternative?
Eine weitere habe sich erst dieser Tage über den Bayerischen Gemeindetag abgezeichnet, berichtete Simon Steger vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft auf Nachfrage von Ratsmitglied Armin Frank (CSU/Dorfgemeinschaft). „Wir haben deshalb ganz schnell reagiert, weil wir hier nicht warten können“, ergänzte der Bürgermeister und schlug vor, das Angebot eines spezialisierten Energiedienstleisters zu prüfen.
Auch das sei nicht ohne Risiken, derzeit indes wohl die beste Lösung, war man sich am Ratstisch nach der Vorstellung eines Offenburger Unternehmens einig. E-Optimum, wie sich die nach eigenen Angaben „Deutschlands größte unabhängige Energie-Einkaufsgemeinschaft“
nennt, arbeitet demnach bislang hauptsächlich für gewerbliche Kundschaft, inzwischen bundesweit aber auch für rund 30 Kommunen. Offenbar mit Erfolg, wie Geschäftsführer Dietmar Loroff dem Gremium darlegte.
Deutlich günstigere als die alternativ erwogenen Konditionen erzielt der Anbieter Loroff zufolge dadurch, dass er nur eine begrenzte Energiemenge als Basis längerfristig zu Festpreisen einkauft, dies zudem jeweils zu günstigen Zeitpunkten. Den Großteil indes beschafft sich das Unternehmen tagesaktuell am Spotmarkt der Strombörse, nutzt dabei möglichst Phasen mit hohem Stromangebot und wenig Nachfrage. „Da sinken die Preise deutlich“, erklärte der Experte. Gelegentliche Einkäufe zu Höchstpreisen könnten zwar vorkommen, räumte er ein, „aber wir streuen das Risiko erheblich“. Ferner warb Loroff mit einem minimalen Aufschlag als Verwaltungsbeitrag für seine Leistungen, zudem mit einer absolut transparenten Rechnungsstellung. Nicht zuletzt überzeugte er schließlich das Gremium mit einem Sonderkündigungsrecht der Gemeinde nach dem ersten Jahr der zunächst auf drei Jahre ausgelegten Vertragslaufzeit.
Schnell entschieden war letztlich die Wahl der Stromart. Der Rathauschef („im nächsten Haushalt wird einiges auf uns zukommen“) warb zunächst für einen Sparkurs und insofern für den preisgünstigsten Normalstrom, traf damit freilich prompt auf den Widerstand insbesondere der Gemeinderätinnen Dagmar SokolPrötzel (Grüne) und Liane Bieniasz (UWH). Sie sprachen sich für den 0,6 Cent pro Kilowattstunde teureren Ökostrom aus. „Wir sollten gegen die Klimakrise tun, was wir können“, forderte Bieniasz, andernfalls seien künftig „noch viel höhere Kosten zu erwarten“. Mit Ausnahme von Karl Junginger (FWG) folgte das Gremium dieser Argumentation und der Bürgermeister räumte ein: „Die Mehrkosten sind überschaubar.“