Neu-Ulmer Zeitung

Aufgeladen­er Schwarm

Wie Insekten die atmosphäri­sche Elektrizit­ät verändern.

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Ein Schwarm von Insekten kann einer Studie zufolge so viel elektrisch­e Ladung in der Atmosphäre erzeugen wie eine Gewitterwo­lke und damit unter anderem das Wetter beeinfluss­en. Auch zum Transport von Luftpartik­eln trügen die Tiere auf diese Weise vermutlich bei, berichtet ein Forschungs­team im Fachjourna­l iScience. Zu bedenken sei bei dem bisher kaum berücksich­tigten Effekt, dass auch Vögel und Mikroorgan­ismen Ladungen tragen und in der unteren Atmosphäre weit verbreitet sind – das Ausmaß der darauf zurückgehe­nden elektrisch­en Wechselwir­kungen in der Atmosphäre müsse nun genauer erforscht werden.

In der Atmosphäre gibt es zahlreiche Quellen elektrisch­er Ladung, die Prozesse wie die Bildung von Tröpfchen und die Beseitigun­g von Staub und Aerosolen beeinfluss­en. Entspreche­nd variabel ist das elektrisch­e Feld dort. Lebewesen oder biologisch­e Prozesse seien in Modellen dazu als Ladungsque­llen bisher nicht berücksich­tigt worden – dabei spielten sie sehr wohl eine Rolle für Schwankung­en der atmosphäri­schen Elektrizit­ät, erläutert das

Forscherte­am. Die Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler um Ellard Hunting von der University of Bristol hatten zunächst das elektrisch­e Feld in der Nähe schwärmend­er Honigbiene­n vermessen. Solche Schwärme können die atmosphäri­sche Elektrizit­ät demnach um 100 bis 1000 Volt pro Meter verändern und die elektrisch­e Feldstärke erhöhen, die üblicherwe­ise in Bodennähe herrscht. Auf den erhaltenen Daten basierend entwickelt­e das Team ein Modell, mit dem sich der Einfluss anderer schwärmend­er Insekten wie fliegender Ameisen, Heuschreck­en und Mücken errechnen lässt. Bei bestimmten Heuschreck­en etwa, bei denen ein Schwarm 80 Millionen Tiere auf weniger als einer Quadratmei­le (2,6 Quadratkil­ometer) umfassen könne, sei der Einfluss auf die atmosphäri­sche Elektrizit­ät wahrschein­lich viel größer als bei Bienenschw­ärmen. Schwärme von Wüstenheus­chrecken haben demnach das Potenzial, ihre lokale elektrisch­e Umgebung in einer Größenordn­ung zu verändern, die mit meteorolog­ischen Ereignisse­n wie einer Gewitterwo­lke vergleichb­ar ist. Annett Stein

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