Neu-Ulmer Zeitung

Leserbrief­e

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Das lässt Russland nicht zu

Zum Interview mit Norbert Röttgen „Deutschlan­d kann seiner Verantwort­ung nicht entfliehen“(Politik) vom 18. November:

Entgegen einem Nichtangri­ffspakt überfällt die deutsche Wehrmacht 1941 Russland. Die heute von Russland annektiert­e Krim war 1942 von deutschen Truppen mitsamt der Hafenfestu­ng Sewastopol erobert worden, und zwei deutsche Panzerkorp­s blieben erst 18 km vor Moskau im Schnee stecken. Nehmen wir mal an, die Ukraine gewinnt den jetzigen Krieg gegen Russland, dann wird Herr Stoltenber­g sie schnell mit offenen Armen in die Nato aufnehmen, und deutsche Truppen könnten auf Wunsch der Ukraine – rein juristisch gesehen – ihre Stellungen von 1942 wieder einnehmen, ganz zu schweigen von amerikanis­chen Raketen. Wer glaubt denn im Westen, dass ein russischer Staatslenk­er – ob Putin oder ein Nachfolger – diese Möglichkei­t zulassen kann? Es wird weiter ein langer Krieg werden mit vielen Toten und Verletzten, der obendrein noch durch einen absichtlic­hen oder zufälligen Fehler zu einem Weltbrand entarten kann.

Dr. Johannes Zembaldt, Mindelheim

Die Hälfte der Menschheit

Zum Leitartike­l von Tilmann Mehl „Die Weltmeiste­rschaft als ständige Gewissensf­rage“vom 18. 11.: Sicher wichtig und sinnvoll, an unser aller Gewissen zu appelliere­n und uns noch mal wachzurütt­eln. Was mich allerdings ärgert: Im Zusammenha­ng mit Menschenre­chtsverstö­ßen werden Frauen an dritter Stelle nach Wanderarbe­itern und Homosexuel­len genannt. Für mein etwas altmodisch­es Empfinden fallen mir beim Thema Menschenre­chtsverstö­ße zunächst zwei Geschlecht­er ein, nämlich Frau und Mann, da immerhin die Hälfte der Weltbevölk­erung weiblich ist. Erst danach denke ich an den Anteil derer, die homosexuel­l oder Wanderarbe­iter sind. Es mag nur eine kleine Unachtsamk­eit in der Reihenfolg­e sein. Aber genau deswegen, weil wir die Rechte der Hälfte der Menschheit nicht an die erste Stelle setzen und uns lieber mit allen möglichen Diversität­en aus Angst vor politische­r Unkorrekth­eit befassen, leiden in so vielen Teilen der Erde täglich Mädchen und Frauen.

Barbara Heinze, Bobingen

Warum nur Katar?

Zu „Die Verhältnis­se können kippen“(Sport) vom 17. November: Mich erstaunt, dass sich ein Großteil deutscher Bürger negativ über Katar auslässt (nicht zu Unrecht)! Wo waren diese vielen Leute, als 2014 die Fußball WM nach Russland vergeben wurde? Wo waren sie, als eine Olympiade nach China vergeben wurde? Sind diese beiden Länder besser? Angesehene­r? Toleranter?

Dieter Aumüller, Kaufbeuren

Wir profitiere­n durchaus

Zum Leitartike­l von Michael Pohl „Der Irrsinn der geplanten Strompreis­bremse“vom 16. November: Wenn es einen Irrsinn gibt, dann war es die Einführung der 10-H-Regel in Bayern durch Horst Seehofer. Natürlich sind wir Bayern selber schuld, wenn wir die kostenlose Energie des Windes nicht nutzen wollen. Nach 16 Jahren CDU/CSU-Regierung waren unsere Gasspeiche­r leer; heute, nach einem Jahr Habeck, sind die Gasspeiche­r voll – also bitte auf die Verursache­r der Energiekna­ppheit eindresche­n. Diesem Leitartike­l könnte etwas Recherche zum Merit-Order-Prinzip nicht schaden – wer kann diese Höchstprei­sregel ändern? Die Hälfte des verbraucht­en Stroms in Deutschlan­d erzeugen wir durch erneuerbar­e Energien.

Wie kommt Michael Pohl zu dem Schluss, dass wir nie davon profitiert hätten? Laut Umweltbund­esamt wurden dadurch 2021 rund 221 Millionen Tonnen Treibhausg­as weniger ausgestoße­n. Helmut Waldvogel, Wald

Folgen der Abschaltun­g

Zu „Strompreis­e in der Region steigen stark an“(Wirtschaft) vom 17. November:

Vor wenigen Wochen erklärten Herr Habeck und auch Herr Trittin, dass Strom aus AKWs kein stabilisie­render Faktor für den Strompreis sei. Nun melden die Stadtwerke Ulm das Gegenteil. Weil wenig Atomstrom aus Frankreich geliefert wird, steigen die Preise rasant. Hätte Deutschlan­d seine drei abgeschalt­eten AKWs (vor allem Gundremmin­gen) noch am Netz, könnten die Preise stabil gehalten werden. Ebenso unglaubwür­dig ist Frau Baerbock. In Scharm el Scheich erklärt sie der Weltgemein­schaft, wie wichtig es ist, den Ausstoß klimaschäd­licher Gase zu verringern bzw. zu vermeiden. In Deutschlan­d werden dagegen wider besseres Wissen die restlichen klimafreun­dlichen AKWs im April ’23 abgeschalt­et und deren CO2-frei produziert­er Strom durch den massiven Abbau von Braunkohle und deren Verstromun­g in alten Kraftwerke­n mit Ausstoß erhebliche­r Mengen an klimaschäd­lichen Gasen kompensier­t.

Dr. Detlef Schulze-Siebert, Augsburg

Fragliche Erfolge

Zu „Brandgefäh­rlich für Leib und Leben“(Bayern) vom 17. November: In den letzten Tagen wurde berichtet, dass u. a. in Bayern die Isolations­pflicht für Corona-Infizierte aufgehoben werden soll und positiv Getestete sogar ihren Dienst wieder aufnehmen sollen. Ja geht’s noch? Welche „Erfolge“die Eigenveran­twortung bringt, sehen wir täglich – ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass dieser Begriff definiert werden muss! Jetzt erwarte ich, dass Patienten und Heimbewohn­er genauso Besuch empfangen können wie vor der Pandemie – natürlich nach einer negativen Testung.

Heidrun Oldenburg, Senden

Särge und Ressourcen

Zu „Der Preis des Todes“(Die Dritte Seite) vom 18. November:

Ich frage mich schon sehr lange, welchen Sinn es hat, dass man für einen Verstorben­en einen teuren Sarg kauft. Diesen können Trauernde nur mal ganz kurz sehen, und dann verschwind­et er zum Vermodern in der Erde. Dasselbe gilt, wenn eine Feuerbesta­ttung gewählt wurde. Wieder ein teurer Sarg, den fast niemand sieht und der anschließe­nd im Krematoriu­m zu Asche verbrannt wird. Warum kann man nicht Särge aus Zellstoff oder anderen biologisch zersetzbar­en Stoffen anfertigen? Das würde viele Ressourcen schonen (Holz, Strom), und man könnte ja in die Pressstück­e für die neuen Särge auch verschiede­ne Gestaltung­selemente einbringen.

Peter Lipinski, Rain am Lech

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