Seine Filme widersetzten sich dem Kino-Mainstream
Der französische Filmemacher Jean-Marie Straub ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 89 Jahren in Rolle, seiner Wahlheimat in der Schweiz. Straub drehte zahlreiche Filme gemeinsam mit seiner Partnerin Danièle Huillet, die 2006 starb. Die überwiegend linkskritisch-politischen Arbeiten charakterisiert ein unverkennbarer Ansatz: der Verzicht auf das illusionistische und emotionale Potenzial des Kinos. Mit ihrem emotionslosen, an Brechts Verfremdungsmethode orientierten Stil setzten der 1933 in Metz geborene Straub und die 1936 in Paris geborene Huillet vorzugsweise literarische Vorlagen von Kafka, Böll, Malraux und Hölderlin um. Sie lehnten Kommerz und Konventionen ab, leisteten dem Mainstream-Kino, Hollywood und dem Starsystem Widerstand. Die beiden Böll-Adaptionen „Machorka-Muff“(1962) und „Nicht versöhnt oder Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht“(1965) – nach dem Roman „Billard um halbzehn“– ließen ihn zu einer Art Vaterfigur des neuen deutschen Films werden. Mit der „Chronik der Anna Magdalena Bach“(1968), die Straub bereits zusammen mit Huillet drehte, gelang ihm einer seiner größten Erfolge. (dpa)