Emotionales Gipfeltreffen
Der SSV Ulm 1846 Fußball und der TSV Steinbach Haiger trennen sich 2:2. Über 4700 Fans sehen im Donaustadion ein packendes Spiel – und einen Aufreger kurz vor dem Schlusspfiff.
Ulm Fußballherz, was willst du mehr. Diese Partie hatte alles, was man sich für ein Spitzenspiel wünscht. Beste Stimmung auf den Rängen, zwei Mannschaften auf Augenhöhe, packende Zweikämpfe, geniale Momente und umstrittene Szenen, Engagement und Leidenschaft. Am Ende sahen über 4700 Zuschauerinnen und Zuschauer im Donaustadion ein 2:2 im Gipfeltreffen der Regionalliga Südwest zwischen dem SSV Ulm 1846 Fußball und dem TSV Steinbach Haiger. An der Tabellensituation ändert sich dadurch erst einmal gar nichts. Die Spatzen bleiben Erster und haben weiterhin fünf Zähler Vorsprung auf die Mittelhessen.
Während sich der eine oder andere Fan oben auf der Tribüne nach dem Schlusspfiff noch über den letzten Aufreger des Spiels ärgerte, ein vermeintliches Foulspiel an der Strafraumgrenze von Steinbachs Torhüter Kevin Ibrahim an Ulms Nicolas Jann, kamen Kicker und Verantwortliche unten am Spielfeldrand aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. „Ich finde, es war ein sehr gutes und intensives Spiel“, sagte Dennis Chessa, der die Spatzen in der 39. Minute in Führung gebracht hatte. Auch sein Coach Thomas Wörle stimmte in den Lobgesang ein, sprach von einem „echten Spitzenspiel“und einer „bärenstarken ersten Halbzeit“seiner Mannschaft. Es war stellenweise in der Tat eine Machtdemonstration der Gastgeber, die mutig pressten und den Gegner früh störten. Die Wörle-Elf hatte permanent den Fuß auf dem Gaspedal. Lucas Röser (8.), Marcel Schmidts (16.), Lamar Yarbrough per Kopf (20.) und Andreas Ludwig (28.) vergaben gute Möglichkeiten zur Führung. Nach einer halben Stunde fanden die Gäste besser ins Spiel, machten aber auch den ersten groben Fehler. Dennis Chessa nutzte diesen Fauxpas des Schlussmanns, luchste ihm den Ball ab und schob ins leere Tor zum 1:0 (39.). „Wir haben den Gegner beherrscht und dürfen niemals mit 1:1 in die Halbzeit gehen“, meinte Wörle später. Genau das war aber letztlich der Pausenstand. Weil der Tabellenzweite nach einem Eckball
seine erste Chance eiskalt nutzte. Paul Stock kam aus 15 Metern zum Abschluss und erzielte mit einem platzierten Schuss ins lange Eck den Ausgleich (42.). Zu diesem Zeitpunkt aus heiterem Himmel.
Nach der Pause drückten sich zunächst beide Teams davor, die Initiative zu übernehmen. Es war ein Lauern, ein Abwarten, die Ruhe vor dem Sturm. Denn die Schlussphase hatte es in sich. Erst drehte Steinbachs Sören Eismann das Spiel zugunsten seines Teams. Erneut nach einer Ecke. Ulms Torwart Christian Ortag wehrte seinen Schuss zwar zunächst ab, doch vom Bein eines Mitspielers kullerte die Kugel doch noch ins Tor zum 1:2 (56.). Dann setzte Marcel Schmidts auf der anderen Seite stark nach, eroberte den Ball zurück, flankte in die Mitte auf Lucas Röser, der erneut ausglich (63.). Eine beeindruckende Willensleistung der Hausherren.
Hüben wie drüben gab es anschließend Chancen auf den Sieg. „Es war ein sehr intensives und emotionales Spiel“, sagte Steinbachs Cheftrainer Pascal Bieler. Sein Gegenüber Thomas Wörle ärgerte sich über „einige Entscheidungen, die unglücklich waren“. Möglicherweise meinte er damit unter anderem den Blitz-Platzverweis für Moritz Hannemann. Der war in der 71. Minute eingewechselt worden und musste nach zwei Nickligkeiten schon in der 79. Minute mit der Gelb-Roten Karte wieder vom Feld. Ein Bärendienst für seine Mitspieler, die sich bis zum Schlusspfiff in Unterzahl wacker wehrten. Mehr war daher nicht drin. Dennis Chessa befand: „Mit einem Mann weniger können wir am Ende mit dem 2:2 leben.“
Reichert, Yarbrough – Allgeier, Ludwig (83. Ahrend), P. Maier, Schmidts – Röser (70. Hannemann), Chessa (90. Hingerl), Rösch (70. Jann).