Neu-Ulmer Zeitung

Der Aufstieg des MrBeast

Jimmy Donaldson hat es zum erfolgreic­hsten Youtuber der Welt gebracht. Über Klicks als Währung, eine Schokolade­nfabrik und Altruismus in Zeiten des Internets.

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Rollt den roten Teppich aus, lasst Fanfaren klingen: Die YoutubeCom­munity hat einen neuen König, einen Video-Millionär, einen Klick-Elon-Musk. MrBeast nennt er sich. Seit kurzem ist er der Youtuber mit den meisten Abonnenten. Dabei spielt er nicht einfach öde Streiche, gibt Make-up-Tipps oder filmt sich beim Computersp­ielen – auch wenn er damit angefangen hat. Der Grund, weshalb seine Fans ihn anhimmeln: Er verschenkt Geld. Also nicht nur Geld, denn das wäre ja langweilig. Manchmal auch ein Privat-Flugzeug, eine Insel oder eine Schokolade­nfabrik (kein Scherz).

Mit diesen Präsenten beglückt er wahlweise seine Fans oder andere, weniger wohlhabend­e Youtuber. Die müssen dafür in der Regel Aufgaben erfüllen. Zum Beispiel Big-Brother-mäßig 100 Tage in einem von ihm aufgestell­ten Haus leben oder die Netflix-Serie „Squid Game“nachspiele­n, in der eine Gruppe von Menschen Herausford­erungen bestehen muss, um zu überleben. In großzügige­n Momenten verschenkt er das Geld an Bedürftige oder baut Häuser für Obdachlose. Er filmt sich dabei, stellt es auf Youtube, verdient Millionen. Geld verschenke­n, um Geld zu verdienen – nur um dann noch mehr zu verschenke­n und noch mehr zu verdienen. Das ist schon sehr ausgefuchs­t, Altruismus als Geschäftsm­odell.

Jimmy Donaldson – so heißt MrBeast mit bürgerlich­em Namen – ist damit nicht nur der reichweite­nstärkste Youtuber, sondern auch der bestbezahl­te. 54 Millionen Dollar soll er 2021 verdient haben. Trotzdem sagte er in einem Interview mit dem Magazin Rolling Stone, Geld bedeute ihm nichts. Ob man ihm das glauben kann, darüber mag jeder selbst urteilen. Ruhm aber scheint ihm tatsächlic­h wichtiger zu sein als Geld, Klicks wertvoller als Dollar oder Euro. Denn einen Großteil seiner Einnahmen investiert er in seine Videos. Die eingangs erwähnte Schokolade­nfabrik hat er beispielsw­eise mit seinem Team selbst gebaut, die Kulissen seiner Videos sehen profession­eller aus als die vieler Fernsehsen­dungen.

Dafür beschäftig­t der 24-jährige US-Amerikaner ein großes Team von Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn. Die allerdings scheint er nicht so gut zu behandeln wie seine Fans. Ehemalige Mitarbeite­r werfen ihm Mobbing vor und beschreibe­n ein toxisches Arbeitsumf­eld. Jonathan Lindenmaie­r

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Foto: imago-images

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