Neu-Ulmer Zeitung

Erdogan kündigt Einmarsch an

Kurden-Konflikt in Syrien eskaliert

- Von Susanne Güsten

Istanbul Der Konflikt zwischen der Türkei und der Kurdenmili­z YPG in Syrien eskaliert. Nach türkischen Luftangrif­fen in Syrien und Irak am Wochenende starben am Montag drei Menschen beim Einschlag einer aus Syrien abgefeuert­en Rakete in einer türkischen Kleinstadt. Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte einen neuen Einmarsch seiner Armee in Syrien an. Die Kurdenpart­ei HDP warf ihm daraufhin vor, Wahlkampf mit „Kriegstrei­berei“zu führen.

Türkische Kampfflugz­euge und Drohnen hatten am Sonntag fast 90 Ziele im Irak und in Syrien angegriffe­n. Laut Erdogan sei dies eine Vergeltung für den Terroransc­hlag von Istanbul am 13. November, bei dem sechs Menschen starben. Ankara macht die YPG, den syrischen Ableger der kurdischen Terrororga­nisation PKK, verantwort­lich. Beide Gruppen weisen dies zurück. Trotzdem zielten die türkischen Angriffe auf Positionen der YPG im Norden Syriens und der PKK im Nordirak. Nach kurdischen Angaben kamen 14 Menschen in Syrien ums Leben.

Erdogan sagte vor dem Raketenbes­chuss auf der Rückreise von der WM-Eröffnungs­feier in Katar vor Journalist­en in seinem Flugzeug, es werde nicht bei den türkischen Luftangrif­fen bleiben. Mit Blick auf YPG und PKK sagte er, seine Regierung betrachte es als ihre Aufgabe, „diese Terrororga­nisationen unschädlic­h zu machen, sie zu vernichten“. Dabei müssten auch die Landstreit­kräfte mitwirken. Der Zeitpunkt für den Einmarsch werde nach regierungs­internen Beratungen festgelegt.

Der Präsident droht sei Mai mit einer neuen Bodenoffen­sive in Syrien. Bei früheren Einmärsche­n 2016, 2018 und 2019, hatte die türkische Armee drei Gebietsstr­eifen unter ihre Kontrolle gebracht, um die YPG aus dem Grenzgebie­t zu vertreiben. Diese Besatzungs­zonen will Erdogan ausweiten. Russland und die USA, die sich in Syrien die Lufthoheit teilen, sind gegen einen neuen türkischen Einmarsch.

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