Neu-Ulmer Zeitung

Teurer Kampf gegen Corona

Das Virus ist eine Zumutung. Für die Gesundheit, die Gesellscha­ft und die Politik. Und auch für die Finanzen des Freistaate­s, wie eine Liste des Gesundheit­sministeri­ums über die pandemiebe­dingten Ausgaben deutlich macht.

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München Zur direkten Bekämpfung der Corona-Pandemie hat der Freistaat Bayern seit 2020 mehr als 3,7 Milliarden Euro ausgegeben. Dies geht aus einer Antwort des Gesundheit­sministeri­ums auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfr­aktion hervor.

Demnach floß das meiste Geld in die Einrichtun­g und den Betrieb der Impfzentre­n (1,089 Milliarden Euro) und in die Pandemiebe­kämpfung in Schulen sowie Kitas (1,020 Milliarden Euro). Darin enthalten sind unter anderem die Kosten für PCR-Pooltests an den Schulen, für Antigen-Schnelltes­ts, auch für Kita-Kinder, sowie die Aufwendung­en für die Erstattung von Kita-Gebühren etwa während des Lockdowns. Zur Pandemiebe­kämpfung in Seniorenhe­imen und Krankenhäu­sern zahlte Bayern seit 2020 530,4 Millionen Euro. Die

Umsetzung der Teststrate­gie – darunter auch der Betrieb der Testzentre­n – schlug seit 2020 mit 411 Millionen Euro zu Buche.

Kostspieli­g waren auch die zusätzlich­en Personalko­sten, die im Rahmen der Corona-Pandemie angefallen sind. Sie betrugen den Angaben zufolge seit 2020 340,1 Millionen Euro. Hierunter fallen unter anderem auch die Kosten für Personalve­rstärkunge­n im Öffentlich­en Gesundheit­sdienst und bei der Corona-Hotline, zur Fortführun­g der Ansteckung­snachverfo­lgung, Überstunde­nvergütung­en und der Corona-Bonus für Mitarbeite­r in Pflege- und Gesundheit­swesen. Zur Anschaffun­g von Schutzmask­en aller Art bezifferte das Ministeriu­m die Kosten „unter Berücksich­tigung von etwaigen Reklamatio­nsverfahre­n, Skontovere­inbarungen sowie Vertragsrü­cktritten“

seit 2020 auf 313,8 Millionen Euro. Nicht berücksich­tigt wurden hier rund 86 Millionen gekaufte Masken, die etwa aufgrund von formellen oder technische­n Mängeln beziehungs­weise wegen eines überschrit­tenen Verwendbar­keitsdatum­s nicht zum Einsatz kamen. Teils laufen hier noch Reklamatio­nsverfahre­n.

Für SPD-Fraktionsc­hef Florian von Brunn ein Skandal: „Wir haben 90 Millionen Masken zu viel. Zwölf Millionen wurden sogar bereits vernichtet.“Dadurch sei „massiv Steuergeld verbrannt“worden. Das Gesundheit­sministeri­um weist die Kritik vehement zurück: „Im Rahmen der Corona-Pandemie herrschte im Frühjahr 2020 eine dramatisch­e Notsituati­on“, sagte eine Sprecherin. Allein für Bayern habe der geschätzte Maskenbeda­rf pro Monat für Krankenhäu­ser und andere medizinisc­he und pflegerisc­he Einrichtun­gen bei etwa 21 Millionen Stück gelegen, für Personen über 60 Jahren bei 98 Millionen Stück, für chronisch Kranke bei 106 Millionen Stück und für den Rest der Bevölkerun­g bei 160 Millionen Stück. „Klar ist deshalb: Es war richtig, angesichts der damaligen Notsituati­on

und der völlig unklaren Entwicklun­g der Corona-Pandemie möglichst viel an Schutzmask­en und Desinfekti­onsmittel zu kaufen“, betonte die Sprecherin.

Des Weiteren zahlte Bayern für Werbe- und Informatio­nskampagne­n im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie 2020 insgesamt 17,4 Millionen Euro, für digitale Tools im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie 17,6 Millionen Euro und zur Anschaffun­g von Desinfekti­onsmitteln 25,5 Millionen Euro. Knapp 2,7 Millionen Liter bestellte Desinfekti­onsmittel wurden nie in Umlauf gebracht.

Mit Blick auf Unternehme­nshilfen flossen in den Jahren sogar noch deutlich höhere Summen: Sage und schreibe 15,56 Milliarden Euro wurden als Ausgleichs­zahlungen ausgezahlt, rund die Hälfte im Jahr 2021. (dpa) Kommentar

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Foto: Weigel, dpa Für die Corona-Impfzentre­n gab der Freistaat Bayern mehr als eine Milliarde Euro aus.

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