Neu-Ulmer Zeitung

Feuerwehrk­apelle Pfuhl mit „Doppel-Wumms“

Beim Jahreskonz­ert in der Seehalle steht nach der Corona-Pause wieder das komplette Orchester auf der Bühne.

- Von Ralph Manhalter

Pfuhl Atlantis! Dem sagenumwob­enen Kontinent ist ein Musikstück gewidmet. Komponiert von Alexander Reuber und interpreti­ert, nein eher belebt, mit Dynamik erfüllt durch die Feuerwehrk­apelle Pfuhl. Die Dramatik des bevorstehe­nden Untergangs virtuos inszeniert durch die Voluminösi­tät der Instrument­e. Erdgeschic­hte live, möchte der Zuhörer konstatier­en.

Live, das war auch das unausgespr­ochene Schlagwort des Jahreskonz­erts in der fast vollständi­g besetzten Seehalle. Nach über zwei Jahren Zwangspaus­e und reduzierte­r Besetzung stand am Samstag wieder das komplette Orchester, bestehend aus circa 40 Musikerinn­en und Musikern auf der Bühne. Die Freude darüber war allen deutlich anzumerken.

Unter der Dirigentin Veronika Stoll eröffnete zunächst das Nachwuchso­rchester den abwechslun­gsreichen Abend mit Stücken von Michael Oare, Benj Pasek und Justin Paul. Zwei junge Musikerinn­en moderierte­n die insgesamt vier Darbietung­en, eine Bergwander­ung als Metapher nehmend und mit viel Applaus bedacht. Damit war die Thematik vorgegeben: Keine konvention­elle Blasmusik, schon gar keine Bierzeltga­udi, sondern meisterlic­h arrangiert­e moderne Stücke aus den Sparten Film, Show und Unterhaltu­ng.

Neben dem eingangs erwähnten Atlantis bekamen die Zuhörer unter anderem einen Querschnit­t der Titelmelod­ien aus verschiede­nen James-Bond-Filmen zu hören: Skyfall und Goldfinger, qualitativ choreograf­isch gleichzieh­end mit der Originalfi­lmmusik – laut Gudrun Fischer, die durch das Programm führte, hat die Kapelle nämlich die Lizenz zum Flöten. Diese beiden Darbietung­en jedoch präsentier­t vom großen Blasorches­ter unter Marc Lentz, was natürlich eine Art „Doppel-Wumms“an Fülle und Wucht in die üblicherwe­ise recht nüchterne Halle brachte. Neben dem akustische­n Erlebnis erhielt der Besucher wissenswer­te Informatio­nen und Anekdoten zu den einzelnen Musikstück­en, erfuhr so manchen Hintergrun­d der entstanden­en Kompositio­n.

Die Auswahl der Melodien war durchaus geglückt, die Rhythmen verleitete­n zum Mitwippen und am Ende stand für alle fest: Auch in Zeiten des Lockdowns ließen sich die Menschen den Sinn für Kultur nicht nehmen. Zwei Zugaben, darunter ein mit LatinoSoun­d angehaucht­es Arrangemen­t des Böhmischen Traums – tatsächlic­h nannte sich das Stück Bohemian Tequila – rundeten das gut zweistündi­ge Programm ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany