Mundart-Poesie auf CD
Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Matzenhofer Schwabengilde mit der Pflege der schwäbischen Mundart. Nun gibt es einen neuen Tonträger – und einen Preis.
Illertissen Marianne Günl ist skeptisch: In ein oder zwei Generationen, befürchtet sie, schwätze fast keiner mehr Schwäbisch. Eine Durchmischung der Bevölkerung, abnehmende Stadt-Land-Differenzierung sowie die modernen Medien trügen ihren Teil dazu bei, sagt die aus Krumbach stammende ehemalige Grundschullehrerin. Deshalb sei es geradezu eine Pflicht, das sprachliche Erbe der mittelschwäbischen Heimat zu bewahren und somit der Nachwelt digitalisiert zur Verfügung zu stellen. Die Matzenhofer Schwabengilde berücksichtigt das – und hat einen digitalen Tonträger aufgenommen. Obendrein ist der Verein am Montagabend von Finanzund Heimatminister Albert Füracker (CSU) mit dem Dialektpreis Bayern ausgezeichnet worden.
Die Matzenhofer Schwabengilde
beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit der Pflege der schwäbischen Mundart und veröffentlichte bereits im Jahr 1993 ihre erste Musikkassette. Wer in den 1970er- und 80er-Jahren aufgewachsen ist, kennt allerdings die Qualität der kleinen Bänder nach dem einhundertsten Abspielen. Von Glück kann gesprochen werden, wenn kein Bandsalat produziert wurde. Dieser Terminus wie auch die begleitenden Umstände erscheint der heutigen Jugend als ein Begriff aus der vortechnischen Ära. Digitalisierung ist omnipräsent und eine Welt ohne sie schlichtweg nicht denkbar.
Was lag also näher für die Mundartpoetinnen und -poeten als ebenfalls auf den Zug der Zeit aufzuspringen? Allerdings, so sagt Maria Störk, Gildemeisterin der dichtenden Schwaben, scheue man noch den ultimativen Schritt: Gestreamt wird noch nicht. Auch habe die traditionelle Zuhörerschaft hierzu keinen Bezug, sodass der einfache CD-Player für das Abspielen der beiden Kompaktdiscs vollkommen ausreiche.
Der Schwerpunkt bei der Liveaufzeichnung einer Maiandacht in Matzenhofen liegt auf besinnlichen, mitunter nachdenklichen Gedichten mit Untermalung durch die
Zeller Saitenmusik. Der zweite Tonträger hingegen atmet einen humoristischen Geist, die Aufnahmen entstanden während des letzten „Hoigarta“im Schlossbräu Illertissen. In beiden Fällen jedoch unterhalten Störk und Günl sowie andere bekannte Poetinnen und Poeten mit ihren Gedichten und Anekdoten die Mundartbegeisterten. Dass die Bewahrung der Sprache eine kulturelle Verpflichtung darstellt, hat sich sogar bis zur altbairisch dominierten Staatsregierung herumgesprochen. Vorgeschlagen für den „Dialektpreis Bayern 2022“erhielt die Matzenhofer Schwabengilde am Montagabend die begehrte Auszeichnung aus den Händen des Ministers für Finanzen und Heimat, Albert Füracker. Die Verleihung fand in Nürnberg statt, vielleicht ein Signal, dass es auch außerhalb Oberbayerns bewahrenswerte Mundarten gibt, beispielsweise das Mittelschwäbische.
„Sie sind großartige Vorbilder in Gestaltung und Bewahrung unserer Heimat und Kultur“, lobte der Minister die insgesamt 14 Preisträger. Die mit jeweils 1000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt besondere regionale Verdienste im Bereich Dialektpflege und -forschung. Sie wird in Abstimmung mit den bayerischen Bezirksheimatpflegerinnen und -pflegern vergeben.
Das Ministerium hebt bei der Matzenhofer Schwabengilde das jahrzehntelange Engagement hervor. Der 1977 gegründete Verein organisierte vor allem in den 80erJahren „Poetenwallfahrten“und „Poetentreffen“. Im Juni 2017 erfolgte die Einweihung des „Poetenweges“bei der Wallfahrtskirche Matzenhofen. Seit ihrer Gründung hat die Schwabengilde vier Gedichtbände herausgegeben.
Die beiden neuen CDs sind bei der Schlegelschen Buchhandlung in Weißenhorn, Buch & Musik in Illertissen sowie direkt bei Maria Störk unter der Telefonnummer 07302/4330 erhältlich. (mit jsn)
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