Neu-Ulmer Zeitung

Was Albert Einstein mit der Solarzelle zu tun hat

Der populäre Wissenscha­ftsmoderat­or bringt in seinem Festvortra­g die Arbeit des gebürtigen Ulmers auf griffige Formeln – und erfindet eine neue Maßeinheit: den „Habeck“.

- Von Dagmar Hub

Ulm Vor 100 Jahren bekam Albert Einstein den Physik-Nobelpreis verliehen. Das hat nun der Verein „Albert Einstein Discovery Center“mit einem würdigen Festredner gefeiert, dem Physikprof­essor, Philosophe­n und Fernsehmod­erator Harald Lesch. Er schaffte es, auf populäre Art den Menschen im voll besetzten Stadthaus die komplizier­te Materie nahezubrin­gen, mit der sich das Genie Einstein befasst hatte.

Harald Lesch, Sohn eines Starkstrom­elektriker­s, ist Medienund Einstein-Profi. 2005 hatte er in der BR-Alpha-Reihe „Die Physik Albert Einsteins“in jeder Folge eine Erkenntnis Einsteins präsentier­t. All das spielte Lesch bei seinem Auftritt in Ulm voll aus. Als Routinier im Umgang mit dem Publikum konnte er leicht Einsteins Beschreibu­ng des Fotoeffekt­s mit populärwis­senschaftl­ichen Metaphern erklären. Ist Licht Teilchen oder Welle? Bei Lesch kommt da die Zwei-EuroMünze aus dem Portemonna­ie zum Einsatz. Motiv oder Zahl sind beides die zwei Seiten einer Medaille. Ebenso verhalte es sich mit dem Licht, erklärte Lesch den Welle-Teilchen-Dualismus: Teilchen und Welle sind gleichzeit­ig, je nachdem was man betrachtet. Nur beides gleichzeit­ig betrachten kann man ebenso wenig wie die zwei Seiten der Münze.

Dabei räumte Lesch mit einem Irrtum auf, dem wohl viele bei einer Umfrage erliegen würden.

Nein, Einstein hat für seine Relativitä­tstheorie zur Struktur von Raum und Zeit nie den Nobelpreis bekommen. Den erhielt er 1922 (rückwirken­d für 1921) für die Beschreibu­ng des von Alexandre Edmond Becquerel entdeckten photoelekt­rischen Effekts.

Das war Einstein bereits 1905 gelungen. Seine den Effekt erklärende Entdeckung war damals eine mutige Hypothese und ein

Schlüssel zur Quantenphy­sik. Harald Lesch schilderte ziemlich ironisch den Umstand, dass Albert Einstein bis dahin rund 60 Mal vergeblich für einen Nobelpreis vorgeschla­gen gewesen war, ihn aber nie zuerkannt erhalten habe, weil die Nobelpreis-Jury zu jener Zeit für theoretisc­he Entdeckung­en nicht zu erwärmen gewesen war: Ein Augenarzt im Komitee habe Einsteins Theorien schlicht nicht verstanden. Erst die Erklärung des Photoeffek­ts, die habe dann sogar der Augenarzt verstanden, kalauerte der Physiker. Dass Lesch während dieser Ausführung­en gerade vor einem bekannten Ulmer Augenarzt stand, der sich sehr für Einsteins Ehrung in Ulm einsetzt, dürfte er nicht gewusst haben.

Zudem erklärte Lesch die Bedeutung von Einsteins Erkenntnis für die heutige Solarzelle­n-Technik – und gab zu, auch erst bei seinen Nachforsch­ungen erfahren zu haben, dass bereits 1839 erstmals Strom aus Licht gemacht wurde – von Becquerel eben, der damit die Grundlagen der späteren Photovolta­ik entdeckte.

Die Sonnenener­gie, so Lesch, ist letztlich die einzige erneuerbar­e Energiefor­m, die der Mensch in größtmögli­chem Umfang nutzen kann, ohne irgendwie in die Natur einzugreif­en. Und damit Wissenscha­ft nicht trocken wird, nutzte Harald Lesch auch den einen oder anderen Witz und griff auch auf Goethes „Faust“zurück: „Wo faß´ ich dich, unendliche Natur?“Die Figur des Faust ist einer der gelehrtest­en Männer seiner Zeit. Auch ein typischer Lesch ist die Definition, genial sei, wer das Einfache als erster Mensch denke. Lachen erntete Harald Lesch mit der Einführung einer neuen physikalis­chen Einheit: Ein „Habeck“sei die Einheit für drei Minuten Duschen.

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Foto: Dagmar Hub Der populäre Wissenscha­ftsvermitt­ler Harald Lesch erklärte in Ulm das Wirken Albert Einsteins.
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Foto: Dagmar Hub Die Uwe Sauer Weltkugel, die gerade in Thalfingen ausgestell­t ist, zeigt eine zerbrechli­che Welt.
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