Neu-Ulmer Zeitung

Unentschie­den beim Bürgergeld

- Von Stefan Lange

Die Einigung auf das Bürgergeld steht, und zunächst sieht alles danach aus, als ob die Opposition es der Regierung richtig gezeigt hat. Schonvermö­gen runter, Karenzzeit halbiert, Vertrauens­zeit gestrichen: Das sind wichtige Punkte, bei denen sich CDU und CSU durchgeset­zt haben. Bei näherer Betrachtun­g aber relativier­t sich der politische Gewinn der Union.

Das Schonvermö­gen etwa verringert sich für die erste Person von 60.000 auf 40.000 Euro – und für die meisten Bürgergeld­Berechtigt­en ist das völlig unerheblic­h. Sie haben nicht mehrere zehntausen­d Euro auf der hohen Kante. Wichtiger ist für sie, in Zukunft nicht mehr jede wie auch immer geartete Arbeit annehmen zu müssen. Sie können sich orientiere­n, eine Weiterbild­ung machen und dann einen Job finden, der sie dauerhaft trägt und erfüllt. Diese Qualifizie­rung wiederum war ein Herzensanl­iegen von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD), und er hat sie geschickt durchverha­ndelt.

Einen Sieger gab es unter dem Strich nicht, eher ein Unentschie­den. Ob das Bürgergeld ein Gewinn für die Empfänger ist, bleibt abzuwarten. Die neuen Regeln müssen sich erst einmal bewähren. Der Blick auf den Vorgänger des Bürgergeld­es lehrt Demut: Die Einführung von Hartz IV löste zunächst ebenfalls großen Jubel aus.

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