Ein Frankfurter ist Japans bester Spieler
Daichi Kamada befindet sich in der Form seines Lebens – und will mit Japan der deutschen Elf ein Bein stellen. Erst ein Jahr in der belgischen Provinz ließ ihn reifen.
Absurd und jämmerlich
Zu „Aus dem Protest wird ein Eklat“(Sport) vom 22. November: Der iranische Mannschaftskapitän Ehsan Hajsafi solidarisierte sich auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen England offen mit den Protesten im Iran, und die gesamte Mannschaft setzte ein starkes Zeichen, als sie aus Protest gegen die zutiefst verachtenswerten Zustände in ihrem Heimatland geschlossen bei der Nationalhymne stumm blieb. Alle müssen nun nach ihrer Rückkehr mit wohl massiven Reaktionen ihres Unrechtsregimes rechnen. Dass die deutsche Nationalmannschaft dagegen auf kleinste Zeichen wie die „One Love“-Binde verzichtet, weil ihnen dadurch eine Gelbe Karte drohen könnte, mutet im Gegensatz dazu geradezu absurd an und kann nur als jämmerlich bezeichnet werden. Maximilian Mann, Adelsried
Dann eben nicht
Ebenfalls dazu:
Wenn sich die sieben betroffenen europäischen Verbände und vielleicht ja auch noch Frankreich und Spanien einig gewesen wären, hätte man seinerseits eine Drohung gegenüber der entrückten Fifa aussprechen können. Die klare Ansage hätte lauten können: Wir spielen mit „One Love“-Binde. Ohne Sanktionen. Oder wir spielen nicht. Ob die selbstverliebten katarischen Machthaber und der korrupte Weltverband dann riskiert hätten, die „beste WM aller Zeiten“auch sportlich zu einer Farce ohne die europäischen Mannschaften verkommen zu lassen?
Herbert Pichler, Augsburg
Ohne Rückgrat
Ebenfalls dazu:
Dieser ganze WM-Zirkus macht einen fassungslos. Die Kehrtwendung, die der zahnlose DFB und andere europäischen Landesverbände jetzt vollzogen haben, ist unbegreiflich und beschämend. Hätte man hier doch endlich einmal die Gelegenheit nutzen können, der großen Fifa vor den Augen der Weltöffentlichkeit Paroli zu bieten. Hut ab vor der iranischen Mannschaft, die weit mehr zu verlieren hat als alle Sanktionen der Fifa. Hier sind Konsequenz und Rückgrat gefordert, womit unsere europäischen Fußballfunktionäre aber leider überfordert sind. Eine Konfrontation mit der Fifa ist schon lange überfällig, denn Gianni Infantino erinnert mittlerweile stark an Mario Puzos Paten.
Bernd Graue, Buchenberg
Antreten mit Trauerflor
Ebenfalls dazu:
Vorschlag: Die deutsche FußballNationalmannschaft sollte ab sofort mit schwarzem Trauerflor antreten. Schließlich wurden die von ihr angeblich vertretenen „Werte“in diesem Sandhaufen namens Katar recht pietätlos begraben, genauer gesagt: vergraben unter einem großen, stinkenden Geldhaufen. Eine Kapitänsbinde würde sich damit erübrigen.
Helmut Storr, Binswangen
Hunziker einwechseln!
Zum Titelbild „Eieiei“(Seite 1) und zum Kommentar von Daniel Wirsching „Ruhe in Frieden, Wetten, dass..?“(Panorama) am 21. November:
Sie bezeichnen hier Gottschalk als „Urvater der Wettshows“. Das ist nicht nur eine „Zeitungsente“, sondern eine unverdiente Betitelung. Diese Show wurde von Frank Elstner erfunden, wie auch viele andere. Gottschalk ist also nur ein Auswechselspieler in dieser Welt der Shows. Mit seinem peinlichen Auftritt durch geistige Abwesenheit und Vergesslichkeit hat er bewiesen, dass eine Auswechslung dringend ansteht. Im Kommentar
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Das größte Lob der jüngeren Zeit gab es für Daichi Kamada vom kommenden Gegner. Manuel Neuer, Kapitän der deutschen Nationalelf, sagte vor dem Aufeinandertreffen der beiden Teams bei der WM (Mittwoch, 14 Uhr, ARD und MagentaTV) auf die Frage, auf welchen Spieler der Asiaten die deutsche Elf besonders achtgeben muss: „Natürlich Daichi Kamada von Frankfurt. Er ist ein sehr guter Spieler, der eine Position hat, die für uns gefährlich werden kann.“
Kamada pendelt sowohl bei seinem Verein als auch in der japanischen Auswahl zwischen Mittelfeld und Sturm, stößt immer wieder in die Spitze – und macht das in dieser Saison so gut, dass er sich zu einem der besten Offensivspieler der Liga aufgeschwungen hat: In 22 Pflichtspielen für die Hessen erzielte er zwölf Treffer und gab vier Vorlagen. Damit ist der 26-Jährige der torgefährlichste Spieler Frankfurts und einer der größten Hoffnungsträger Japans.
Dass er diese Entwicklung machen würde, war bei ihm nicht immer klar. Im Jahr 2017 wechselte er von Sagan Tosuan an den Main - und kam zuerst überhaupt nicht zurecht. Erst eine einjährige Leihe zum belgischen Mittelklasseklub St. Truiden brachte die Wende. In der Kleinstadt, die zwei Autostunden nordwestlich von Lüttich liegt, ging der Stern Kamadas auf. Nach Frankfurt kam er als Stammspieler zurück und kam zu mehr Spielanteilen. Lange haftete ihm aber immer noch der Makel an, zwar ein begnadeter Techniker und Dribbler zu sein, aber zu zaudernd und zu schludrig im Umgang mit Chancen zu agieren.
Im selben Maße, wie Eintracht Frankfurt sich immer weiter entwickelte, schritt aber auch der Lernprozess Kamadas voran. Mittlerweile gilt er auch als körperlich robust und hat in Deutschland die Kunst des Grätschens erlernt.
In Japans Nationalmannschaft ist er aktuell der größte Star und gibt mit dem Selbstbewusstsein aus Frankfurt die Richtung vor: Ins Viertelfinale dieser WM wolle er mit Japan kommen, sagte er erst kürzlich. Das ist angesichts des Umstands, dass Japan schon über bessere Mannschaften verfügte und mit den Gruppengegnern Spanien und Deutschland nicht die leichtesten Gegner erhalten hat, ambitioniert. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre ein Erfolg gegen die DFB-Elf. Ob Kamada über die Saison hinaus in Frankfurt bleibt, ist alles andere als sicher: Der Vertrag des Spielmachers läuft aus, womit er ablösefrei wechseln könnte. Florian Eisele