Helfer kritisieren große Versorgungslücken
Flüchtlinge, die legal nach Deutschland einreisen, fehlt es teilweise wochenlang an Hilfen. Der Freundeskreis Asyl in Elchingen schlägt jetzt Alarm: „Ein Unding“.
Elchingen „Das ist ein Zustand, der ist untragbar“, sagt Birgit Möller. Zusammen mit anderen Ehrenamtlichen vom Freundeskreis Asyl kümmert sie sich um Flüchtlinge, die unter anderem seit Ende September im früheren Gasthaus Adler in Unterelchingen untergebracht sind. Doch jetzt haben sich die Helferinnen und Helfer mit einem offenen Brief mitunter an Außenministerin Annalena Baerbock gewandt. Bisherige Hilferufe der Organisation bei den Behörden liefen offenbar ins Leere. „Ein Unding“, sagt Möller.
Es geht um größere Versorgungslücken bei Geflüchteten, die legal mit behördlicher Genehmigung und Visum nach Deutschland eingereist sind. Betroffen seien insbesondere Menschen aus Afghanistan und Syrien, die ihre Papiere schon in der Heimat fertig machen und dann offiziell in die Bundesrepublik kommen. Jene Personen, so heißt es in dem Brief, hätten zwar Anspruch auf Leistungen vom Jobcenter. Doch bis diese bewilligt sind, würden oft Wochen vergehen.
Beim bislang „schnellsten“Fall sollen es zwei Wochen gewesen sein, sagt Möller. In der Regel seien es bis zu sechs Wochen. Allerdings gebe es nur für die ersten drei Tage Hilfen, wie beispielsweise etwas zu essen oder Hygieneartikel. Danach nichts mehr.
Die Folge: Es fehlen finanzielle
Mittel, um weitere Lebensmittel, Kleidung, Medikamente und Fahrkarten bezahlen zu können. Die Auswirkungen seien besonders gravierend bei Unterkünften in ländlichen Regionen, so auch in Unterelchingen. Gewisse Behörden müssten persönlich, zum Teil mit allen Familienangehörigen aufgesucht werden, um dort weitere Hilfen beantragen zu können.
Wer sich aber ohne Geld kein Ticket leisten kann, schaue in die Röhre. Auch eine ärztliche Versorgung sei so nicht möglich. Möller berichtet von einem Kind, das auf Medikamente angewiesen war, die Kosten dafür aber hätte selber tragen müssen. Bislang hat der Freundeskreis Asyl mithilfe von Spenden die finanzielle Lücke überbrückt. Doch das sei auf Dauer kein Zustand, so Möller.
Für die Flüchtlingshelferin „unverständlich“, warum Menschen, deren Einreise den Behörden schon im Vorfeld bekannt ist, nicht gleich nach ihrer Ankunft in Deutschland die fürs Erste notwendigen Geldmittel erhalten und direkt am Ort der Unterkunft von offiziellen Stellen beraten und begleitet werden. Geflüchtete, die ins Asylbewerberverfahren aufgenommen werden, können laut Möller einen Vorschuss vom Sozialamt bekommen. Das sei für legal Eingereiste nicht vorgesehen. „Da besteht eine Gesetzeslücke“, sagt sie.
Weil keine der lokal zuständigen Behörden – die Gemeinde Elchingen, das Jobcenter Neu-Ulm sowie die Regierung von Schwaben sich zuständig fühlen würden, hat der Helferkreis nun den offenen Brief verfasst. „Wir laufen überall gegen die Wand“, sagt Möller. Die Flüchtlingsunterkunft in Unterelchingen ist für etwa 80 Personen ausgerichtet. Laut Möllers seien aktuell neun Parteien da, wovon die kleinste einen einzelnen Mann umfasst, die größte eine Familie mit neun Personen. „Wir hoffen, dass durch Druck in der Öffentlichkeit etwas passiert.“
Eine Sprecherin der Regierung von Schwaben teilt mit, dass das Problem vor allem bei afghanischen Ortskräften seit längerer Zeit bekannt und bereits mehrfach an die Behörde herangetragen worden sei. Bei Verpflegung und Erstausstattung handle es sich aber um eine Bundesaufgabe. Eine Lösung des Problems stehe aber bis heute aus. Heimleiter von Unterkünften würden sich derweil für eine Grundversorgung jener Personen kümmern, heißt es. Zum Teil würden sich auch ehrenamtliche Helfer kümmern. Doch wie das Beispiel aus Elchingen jetzt zeigt, kann hier auch mal ein Geduldsfaden reißen.