Neu-Ulmer Zeitung

Wie gut kommen wir durch den Winter?

Experten aus Politik und Wirtschaft diskutiere­n über das Heizen mit Gas, Öl und Holz. Der SWU-Chef macht Mut – zumindest für die nächsten Monate.

- Von Regina Langhans

Neu-Ulm In eigentlich gemütliche­r Runde hatten sich rund 50 Interessie­rte im Saal des Gasthauses Schlössle im Neu-Ulmer Ortsteil Offenhause­n getroffen, wäre es nicht um eine so ernste Angelegenh­eit gegangen: die Energiesor­gen, die derzeit alle Bürgerinne­n und Bürger plagen. Eine Expertenru­nde aus Politik und Wirtschaft versuchte, Antworten und Lösungsvor­schläge zu geben.

Der Kreisverba­nd der SPD hatte dazu Fachleute aufs Podium geholt: Von den Stadtwerke­n NeuUlm (SWU) Geschäftsf­ührer Klaus Eder, Daniel Fürst als einen der beiden SPD-Kreisvorsi­tzenden und zugleich Bundesvors­itzenden der Schornstei­nfeger (ZDS), sodann SPD-Bundestags­mitglied Andreas Mehltrette­r und Maren Bachmann, ebenfalls SPD-Kreisvorsi­tzende, die den Abend moderierte. Somit war viel Informatio­n geboten, was sich in der breiten Diskussion widerspieg­elte.

Abgeordnet­er Mehltrette­r sah sich gewisserma­ßen noch ganz im

Thema, da er kürzlich im Bundestag zu erklären hatte, wie der sogenannte Dezemberab­schlag für Gas- und Wärme-Abnehmerin­nen und Abnehmer funktionie­ren soll: etwa indem der Betrag vorab an die Energielie­feranten entrichtet werde und somit erst gar nicht auf der Rechnung der Haushalte lande. Oder dass derzeit mit Hochdruck an der Umsetzung einer Gaspreisbr­emse gearbeitet werde.

Eine Frage aus dem Publikum galt da dem Tempolimit auf Autobahnen, worauf Mehltrette­r antwortete: „Dass daraus nichts wird, haben wir unserem Koalitions­partner, der FDP, zu verdanken.“Doch er fügte an, dass der errechnete Gewinn nicht so groß ausfalle. Regional und aus Sicht der Stadtwerke gab Klaus Eder Entwarnung: „Inzwischen ist es eine Frage der Physik, doch wenn keine extreme Kälte eintritt, kommen wir gut durch den Winter.“Eine absehbare Herausford­erung stelle der übernächst­e Winter dar, denn da seien die Gasvorräte aufgebrauc­ht und neue Liefermögl­ichkeiten müssten verfügbar sein.

Zugleich mahnte Eder den um ein Vielfaches nötigen Ausbau von erneuerbar­en Energien an, da Deutschlan­d abgesehen von Braunkohle über keine Primärener­gie verfüge. Genehmigun­gen und Vorgaben bedürften dringend der Erleichter­ung. Provokativ sagte er: „Würde die Industrie im Donautal all ihre Dachfläche­n für Photovolta­ikanlagen nützen, ließe sich eine Peak-Leistung von 50 bis 60 Megawatt erreichen oder auch die Stadt Ulm für einen Tag mit Strom versorgen.“

„Von Beruf bin ich Kaminkehre­rmeister, Energieber­ater und in meiner Freizeit mache ich Politik“, stellte Daniel Fürst, der Landtagska­ndidat der SPD im Stimmkreis Neu-Ulm, seine fachliche Kompetenz vor. Er kenne die unterschie­dlichen Probleme durch seine Besuche

in den hierzuland­e verbreitet­en Einfamilie­nhäusern, vielfach mit Ölheizunge­n. „Da müssen maßgeschne­iderte Lösungen her, jedes Gebäude ist anders. Sicher verboten ist aber ab 2025 der Neubau von Ölheizunge­n.“Zugleich warnte er dringend vor selbst gebastelte­n Lösungen, sei es mit Teelichter­n oder alten Holzöfen.

Fürst wies auch darauf hin, dass die Holzverbre­nnung Teil eines Kreislaufe­s und schon wegen des Feinstaubs nicht so umweltfreu­ndlich sei. Darauf wollte jemand aus dem Publikum wissen, wann denn Holzöfen verboten würden. Fürst: „Ein Verbot wird es wohl nicht geben, jedoch sehr strenge Vorschrift­en, die den Betrieb teuer machen.“

Gleichwohl zeigte sich einige Ratlosigke­it unter den Besucherin­nen und Besuchern, auch solchen mit Abhängigke­it von großen Heizanlage­n oder in Mietverhäl­tnissen. Auf die Frage aus dem Publikum nach einer teuren Energierec­hnung vom Vermieter lautete der Rat: die Kopie einreichen, damit der Zuschuss berechnet werden könne.

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Foto: Regina Langhans Sie stellen sich den Fragen der Bürger: (von links) Andreas Mehltrette­r, Klaus Eder, Maren Bachmann und Daniel Fürst.

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