Neu-Ulmer Zeitung

Welchen Weg wählt Weißenhorn?

Eigentlich hat die Stadt eine GmbH gegründet, um den flächendec­kenden Glasfasera­usbau zu ermögliche­n. Doch das wird so wohl nicht funktionie­ren.

- Von Jens Noll

Weißenhorn Eine flächendec­kende Versorgung mit Glasfaser in der Kernstadt und in allen Ortsteilen steht in Weißenhorn schon lange auf der Wunschlist­e. Um das Riesenproj­ekt umzusetzen, hat der Stadtrat eigens eine Gesellscha­ft gegründet, nämlich die Glasfaser Weißenhorn GmbH. Ein Geschäftsf­ührer hat sich dafür bislang allerdings nicht gefunden. Obendrein zeichnet sich jetzt ab, dass dieser Weg wohl nicht zum Ziel führen wird.

Wie geht es jetzt weiter? Vor dieser Frage ist der Stadtrat am Montagaben­d erneut gestanden. Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt plädierte dafür, es so zu machen wie mehrere Nachbarkom­munen. Um möglichst bald die Infrastruk­tur für schnellere­s Internet aufzubauen, setzen unter anderem Pfaffenhof­en, Illertisse­n und Vöhringen auf eine Kooperatio­n mit dem Unternehme­n Deutsche Glasfaser. Auch der Stadt Weißenhorn liegt ein entspreche­ndes Angebot vor.

„Langsam müssen wir da weiterkomm­en“, sagte Fendt und berichtete, dass im Rathaus immer wieder Anrufe zu diesem Thema eingingen. Bürger und Betriebe teilen demnach mit, dass sie endlich Glasfaser haben wollen. Bei der Gründung der GmbH sei man davon ausgegange­n, in den Genuss von Zuschüssen in Höhe von 80 Prozent zu kommen, schilderte der Bürgermeis­ter. Doch vom Projektträ­ger Breitbandf­örderung habe die Stadtverwa­ltung zwischenze­itlich erfahren, dass die Gigabit-Förderung derzeit gestoppt sei. Es werde zwar an einer neuen Förderkuli­sse für 2023 gearbeitet. Doch es sei davon auszugehen, dass nur Gebiete gefördert werden, die nicht eigenveran­twortlich ausgebaut werden.

Was der Rathausche­f in der Sitzung nicht explizit sagte: Ohne Fördergeld­er wird die Stadt das Vorhaben nicht selbst stemmen können. In der Sitzungsvo­rlage wird darauf hingewiese­n, dass sich die finanziell­e Situation der Stadt ungünstig entwickle. Allein für die

Sanierung des Heimatmuse­ums und den Bau des Gerätehaus­es der Feuerwehr würden sicherlich 30 Millionen Euro benötigt, heißt es. Da stelle sich die Frage, ob der eingeschla­gene Weg nicht die Leistungsf­ähigkeit der Stadt überschrei­te.

Abgesehen davon gab Fendt zu bedenken, dass die Glasfaser Weißenhorn GmbH selbst erst einmal eine Markterkun­dung vornehmen müsse. Er sprach sich daher für den Weg aus, den die Nachbarkom­munen durch die Kooperatio­n mit Deutsche Glasfaser eingeschla­gen haben. Das Unternehme­n strebt einen Ausbau binnen fünf Jahren an. „So schnell bekommen wir das nie hin“, sagte Fendt.

Es gibt im Gremium allerdings erhebliche Zweifel, ob dieses Modell zum angestrebt­en Ziel führt. In einer Klausurtag­ung hatten sich Vertreteri­nnen und Vertreter von Verwaltung und Stadtrat Mitte Oktober zusammen mit Fachleuten und einer beratenden Anwaltskan­zlei mit dem Glasfasera­usbau befasst. Da seien einige Fragen aufgetauch­t, die noch nicht beantworte­t seien, sagte CDU-Fraktionsc­hef Franz Josef Niebling. Als Beispiele nannte er:

Wie erfolgt der Anschluss weiterer Interessen­ten, wenn die erste Ausbaustuf­e abgeschlos­sen ist? Wer haftet für mögliche Folgekoste­n, nachdem die Leitungen verlegt wurden? Gibt es einen einklagbar­en Anspruch darauf, dass das Netz in fünf Jahren voll ausgebaut wird? Und was versteht das Unternehme­n überhaupt unter einem vollen Ausbau?

Niebling schlug daher vor, diese Fragen zu klären, bevor der Bürgermeis­ter dazu ermächtigt wird, eine Wegenutzun­gsvereinba­rung mit dem Unternehme­n Deutsche Glasfaser abzuschlie­ßen. Vielleicht ergibt sich auch noch eine andere Möglichkei­t. Dem CSU-Fraktionsc­hef zufolge sind das Elektrizit­ätswerk Weißenhorn (EWAG) und die Verteilnet­ze Energie Weißenhorn GmbH & Co. KG (VNEW) als Netzbetrei­ber zu Gesprächen bereit. Eine Kooperatio­n mit dem Stromanbie­ter könnte auch beim Glasfasera­usbau eine gute Lösung sein, sagte Niebling. Er stellte deshalb den Antrag, das Thema zurückzust­ellen, die Gespräche abzuwarten und die offenen Fragen zu klären. Bei nur einer Gegenstimm­e sprach sich der Stadtrat dafür aus.

 ?? Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolfoto) ?? Bislang hatte die Stadt Weißenhorn mit hohen Zuschüssen für den Glasfasera­usbau im Stadtgebie­t gerechnet. Doch das Förderprog­ramm ist derzeit gestoppt. Nun wird überlegt, wie es weitergehe­n soll.
Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolfoto) Bislang hatte die Stadt Weißenhorn mit hohen Zuschüssen für den Glasfasera­usbau im Stadtgebie­t gerechnet. Doch das Förderprog­ramm ist derzeit gestoppt. Nun wird überlegt, wie es weitergehe­n soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany