Arbeiten im gesperrten Westringtunnel: Werden Tauben illegal getötet?
Die Unterführung in Ulm zwischen B28 und B10 wird kommende Woche zeitweise gesperrt. Auch der Taubenschutz soll ergänzt werden. Doch es gibt heftige Kritik.
Ulm Ab kommendem Montag wird an vier aufeinanderfolgen Nächten der Westringtunnel in Ulm zwischen B28 und B10 gesperrt. Der Grund sind unterschiedliche, jährlich stattfindende Wartungsarbeiten. Dabei geht es unter anderem um Tauben. Daniela Göster von der privaten Stadttaubenhilfe Ulm wirft nun der Ulmer Stadtverwaltung vor, „rechtswidrig“zu handeln. Nester der Tiere würden illegal entfernt und auch illegal getötet. Die Stadtverwaltung aber ist anderer Ansicht.
Im Zuge der Maßnahmen im hoch frequentierten Tunnel unterhalb des Ehinger Tors würden nach Behördenangaben Sicherheitseinrichtungen getestet, Kabel-Pritschen gesäubert, kaputte Lampen ersetzt und kleinere Reparaturen vorgenommen. Jeweils von 21 bis 5 Uhr sind die beiden Tunnelröhren in beide Fahrtrichtungen dafür komplett gesperrt. Der Verkehr wird oberirdisch umgeleitet.
In der Weströhre in Fahrtrichtung Neu-Ulm soll unter anderem der Taubenschutz ergänzt werden. Seit einigen Jahren werde festgestellt, dass die Vögel sich immer tiefer in den Tunnel „hineintrauen“.
Anfangs seien sie nur im Bereich der sogenannten Galerie, also in der Nähe der Einfahrt gewesen. Inzwischen würden sie im Tunnel aber auch brüten. Zudem würden sie oft zwischen den fahrenden Fahrzeugen umherfliegen, was durchaus gefährliche Situationen heraufbeschwören kann, wenn Autofahrer auszuweichen versuchen oder sich erschrecken, erklärt Ulms Stadtsprecherin Marlies Gildehaus.
Um zu verhindern, dass sich Tauben im Tunnel aufhalten, sollen nun die Lampen mit Edelstahlgittern versehen werden. Etwas mehr als die Hälfte der beiden
Tunnelröhren sei auf diese Weise bereits gesichert worden. Jetzt werden weitere Gitter angebracht. Werden die Lampen im Tunnel sehr heiß, kann es offenbar auch dazu kommen, dass die Tiere quasi gegrillt werden: Es werden immer wieder verendete Tauben gefunden, so Gildehaus.
Daniela Göster aus Blaustein betreibt in Ulm eine private Stadttaubenhilfe. Kürzlich hat sich die 22-Jährige mit einer Online-Petition für mehr Taubenhäuser in Ulm ausgesprochen. Jetzt wirft sie der Stadtverwaltung vor, „rechtswidrig“zu handeln. Es würden demnach mehrere Verstöße unter anderem gegen das Tierschutzgesetz oder das Bundesnaturschutzgesetz vorliegen. Da heiße zum Beispiel: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“Oder auch: „Es ist verboten, Lebensstätten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftigen Grund zu beeinträchtigen oder zu zerstören.“
Göster sagt: „Es kann nicht sein, dass bei jeder Baustelle Tauben sterben, weil die Gesetze in Bezug auf die unbeliebten und umstrittenen Tiere regelmäßig ignoriert, gebogen und gebrochen werden.“Notwendig wäre aus Sicht der hauptberuflichen Kinderpflegerin eine Genehmigung seitens der Unteren Naturschutzbehörde, die die Stadt aber nicht habe. Ihr sei zudem auf Nachfrage mitgeteilt worden, dass vor der Säuberung die Tauben und Nester vergrämt werden sollen. Doch weder ihrer Taubenhilfe noch das Tierheim sei beauftragt worden, die vergrämten Küken aufzunehmen.
Die Stadtverwaltung widerspricht. „Es liegt aus meiner Sicht kein Rechtsbruch vor, da wir alles vermeiden, um den Tieren unnötig Leid zuzufügen“, so Gildehaus. Im Gegenteil: Das Anbringen der Gitter, was ohne das Verscheuchen des Bestandes nicht möglich sei, soll langfristig auch den Tauben zum Teil tödliche Schmerzen durch das Verbrennen an Lampen ersparen. Bei den jetzt anstehenden Arbeiten würden die Altvögel verscheucht, Nester mit Eiern entsorgt, flugunfähige Nestlinge eingesammelt und den städtischen Beschäftigten des Tierparks übergeben.
Göster will kommende Woche vor Ort sein und sich anschauen, was gemacht wird. Mit in den Tunnel hinein dürfe sie aus versicherungstechnischen Gründen nicht. „Eine andere Generation hätte sich vor dem Tunnel festgeklebt“, sagt Göster.