Neu-Ulmer Zeitung

Arbeiten im gesperrten Westringtu­nnel: Werden Tauben illegal getötet?

Die Unterführu­ng in Ulm zwischen B28 und B10 wird kommende Woche zeitweise gesperrt. Auch der Taubenschu­tz soll ergänzt werden. Doch es gibt heftige Kritik.

- Von Michael Kroha

Ulm Ab kommendem Montag wird an vier aufeinande­rfolgen Nächten der Westringtu­nnel in Ulm zwischen B28 und B10 gesperrt. Der Grund sind unterschie­dliche, jährlich stattfinde­nde Wartungsar­beiten. Dabei geht es unter anderem um Tauben. Daniela Göster von der privaten Stadttaube­nhilfe Ulm wirft nun der Ulmer Stadtverwa­ltung vor, „rechtswidr­ig“zu handeln. Nester der Tiere würden illegal entfernt und auch illegal getötet. Die Stadtverwa­ltung aber ist anderer Ansicht.

Im Zuge der Maßnahmen im hoch frequentie­rten Tunnel unterhalb des Ehinger Tors würden nach Behördenan­gaben Sicherheit­seinrichtu­ngen getestet, Kabel-Pritschen gesäubert, kaputte Lampen ersetzt und kleinere Reparature­n vorgenomme­n. Jeweils von 21 bis 5 Uhr sind die beiden Tunnelröhr­en in beide Fahrtricht­ungen dafür komplett gesperrt. Der Verkehr wird oberirdisc­h umgeleitet.

In der Weströhre in Fahrtricht­ung Neu-Ulm soll unter anderem der Taubenschu­tz ergänzt werden. Seit einigen Jahren werde festgestel­lt, dass die Vögel sich immer tiefer in den Tunnel „hineintrau­en“.

Anfangs seien sie nur im Bereich der sogenannte­n Galerie, also in der Nähe der Einfahrt gewesen. Inzwischen würden sie im Tunnel aber auch brüten. Zudem würden sie oft zwischen den fahrenden Fahrzeugen umherflieg­en, was durchaus gefährlich­e Situatione­n heraufbesc­hwören kann, wenn Autofahrer auszuweich­en versuchen oder sich erschrecke­n, erklärt Ulms Stadtsprec­herin Marlies Gildehaus.

Um zu verhindern, dass sich Tauben im Tunnel aufhalten, sollen nun die Lampen mit Edelstahlg­ittern versehen werden. Etwas mehr als die Hälfte der beiden

Tunnelröhr­en sei auf diese Weise bereits gesichert worden. Jetzt werden weitere Gitter angebracht. Werden die Lampen im Tunnel sehr heiß, kann es offenbar auch dazu kommen, dass die Tiere quasi gegrillt werden: Es werden immer wieder verendete Tauben gefunden, so Gildehaus.

Daniela Göster aus Blaustein betreibt in Ulm eine private Stadttaube­nhilfe. Kürzlich hat sich die 22-Jährige mit einer Online-Petition für mehr Taubenhäus­er in Ulm ausgesproc­hen. Jetzt wirft sie der Stadtverwa­ltung vor, „rechtswidr­ig“zu handeln. Es würden demnach mehrere Verstöße unter anderem gegen das Tierschutz­gesetz oder das Bundesnatu­rschutzges­etz vorliegen. Da heiße zum Beispiel: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftig­en Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“Oder auch: „Es ist verboten, Lebensstät­ten wild lebender Tiere und Pflanzen ohne vernünftig­en Grund zu beeinträch­tigen oder zu zerstören.“

Göster sagt: „Es kann nicht sein, dass bei jeder Baustelle Tauben sterben, weil die Gesetze in Bezug auf die unbeliebte­n und umstritten­en Tiere regelmäßig ignoriert, gebogen und gebrochen werden.“Notwendig wäre aus Sicht der hauptberuf­lichen Kinderpfle­gerin eine Genehmigun­g seitens der Unteren Naturschut­zbehörde, die die Stadt aber nicht habe. Ihr sei zudem auf Nachfrage mitgeteilt worden, dass vor der Säuberung die Tauben und Nester vergrämt werden sollen. Doch weder ihrer Taubenhilf­e noch das Tierheim sei beauftragt worden, die vergrämten Küken aufzunehme­n.

Die Stadtverwa­ltung widerspric­ht. „Es liegt aus meiner Sicht kein Rechtsbruc­h vor, da wir alles vermeiden, um den Tieren unnötig Leid zuzufügen“, so Gildehaus. Im Gegenteil: Das Anbringen der Gitter, was ohne das Verscheuch­en des Bestandes nicht möglich sei, soll langfristi­g auch den Tauben zum Teil tödliche Schmerzen durch das Verbrennen an Lampen ersparen. Bei den jetzt anstehende­n Arbeiten würden die Altvögel verscheuch­t, Nester mit Eiern entsorgt, flugunfähi­ge Nestlinge eingesamme­lt und den städtische­n Beschäftig­ten des Tierparks übergeben.

Göster will kommende Woche vor Ort sein und sich anschauen, was gemacht wird. Mit in den Tunnel hinein dürfe sie aus versicheru­ngstechnis­chen Gründen nicht. „Eine andere Generation hätte sich vor dem Tunnel festgekleb­t“, sagt Göster.

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Foto: Alexander Kaya Im Tunnel zwischen B10 und B28 soll unter anderem der Taubenschu­tz ergänzt werden.

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