Neu-Ulmer Zeitung

Hochprozen­tiger Hüftschwun­g

Daniel Craig macht jetzt in Wodka und tanzt alles aus sich heraus.

- Von Stefan Küpper

Höchste Zeit für Hochprozen­tiges. Die Queen? Tot. Ihr wichtigste­r Agent. Tot. Und Daniel Craig, treuester Mime im Auftrage Ihrer Majestät? Macht jetzt in Wodka.

Der Boulevard titelt „James Blau“und fragt: Sind wir geschüttel­t oder gerührt? Und man ist geneigt, mit 007 zu antworten: „Sehe ich so aus, als ob mich das interessie­rt?“Soll der Mann doch werben, wofür er will.

Aber der Spirituose­n-Spot hat es erstens in sich. Großes Kino: Weltstar als Hauptdarst­eller (Craig). Weltstar und Oscargewin­ner als Regisseur (Taika Waititi).

Nobelort als Set (das Cheval Blanc in Paris). Und zweitens hat Craig eben damals, als er zum ersten Mal den Doppel-Null-Agenten spielte, das etwas ölige Image seiner Vorgänger mit eben jenem berühmten Satz erledigt.

Die Wodka-Werbung ist nun eben genau das, eine charmante Korrektur. Zu Beginn der zweieinhal­b Minuten sieht man den 54-Jährigen ganz in Weiß gekleidet auf einer Seine-Brücke, in sich gekehrt, wie ein letzter Blick auf sein Bond-OEuvre, dann dreht er sich zur Kamera, lächelt, wissend, steigt vorbei an den Fans in den Rolls-Royce, verlässt ihn auf der anderen Seite direkt, diesmal mit Lederjacke und Tank-Top gewandet und einer durchaus prolligen Kette um den Hals. Danach? Feiert er sich. Quer durchs Hotel. Die Choreograf­ie hat JaQuel Knight („Single Ladies“, Beyoncé) gemacht und – gewollt oder nicht – Bond erinnert dabei sehr an Christophe­r Walken, wie er in einem nicht minder berühmten FatboySlim-Video (Weapon of Choice) ein ganzes Hotel durchdance­d. Auf TikTok und so putzt der ganz und gar nicht hüftsteife Craig natürlich ungemein. Applaus und Tadel in den für soziale Netzwerke üblichen Amplituden. Aufmerksam­keitsmäßig alles richtig gemacht.

Bleibt nur die eine, aber doch entscheide­nde Frage: Was nur würde die Queen zu all dem sagen?

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