Neu-Ulmer Zeitung

Deutscher Priester wurde in Mali wohl entführt

Der 65-jährige Pater wird seit einigen Tagen vermisst. Der Augsburger Bischof Bertram Meier äußert sich nun im Namen der deutschen Bischöfe „tief besorgt“und fordert die „sofortige Freilassun­g“.

- Von Daniel Wirsching

Bamako/Augsburg Die Sorge um den seit dem 20. November vermissten katholisch­en Priester Hans-Joachim Lohre, genannt „Hajo“, wächst. Der 65-jährige Pater aus dem nordrhein-westfälisc­hen Hövelhof arbeitet seit mehr als 30 Jahren im westafrika­nischen Mali. Dort setzt er sich für den Dialog zwischen Christen und Muslimen ein. Am 20. November sollte er, so die Nachrichte­nagentur Agenzia Fides, um 8.30 Uhr die Sonntagsme­sse

in der Gemeinde KalabanCou­ra halten, sei vor Ort aber nicht erschienen. Sein Auto wurde dann nahe des Instituts für christlich-islamische Bildung in der Hauptstadt Bamako, an dem er lehrt, gefunden. Verlassen. Wie es hieß, hätten Ermittler seine Halskette mit abgetrennt­em Kreuz neben dem Fahrzeug entdeckt.

Obwohl bislang nichts von einer Lösegeldfo­rderung oder einem Bekennersc­hreiben bekannt ist, gehen nicht nur die örtlichen Behörden von einer Entführung aus. Am Freitag zeigte sich der Augsburger

Bischof Bertram Meier „tief besorgt“. In seiner Funktion als Vorsitzend­er der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofsko­nferenz forderte er Lohres „sofortige Freilassun­g“.

Meier zufolge ist der Angriff auf den deutschen Priester ein weiterer Beleg für die „anhaltende Instabilit­ät und die Zunahme des islamistis­chen Terrorismu­s in der Sahel-Region“. Terrorgrup­pen hätten zahlreiche Anschläge auf Sicherheit­skräfte und das Militär verübt. Geiselnahm­en und Entführung­en gehörten immer mehr zum Alltag.

„Priester und Ordensleut­e stehen dabei besonders im Visier“, erklärte Meier. „Es muss viel mehr dafür getan werden, gegen diesen Terror vorzugehen, wenn Mali und die angrenzend­en Staaten nicht in ein vollständi­ges Chaos abrutschen sollen.“

Einem Bericht des WestfalenB­lattes zufolge war sich Hans-Joachim Lohre der Gefahr auch von Entführung­en bewusst. Noch im Juli habe er darüber auf einem seiner Vorträge gesprochen. In dem Bericht wurde auch eine Frau zitiert, die den Pater seit der Kindheit

kennt. Afrika sei seine Heimat gewesen, sagte sie. „Immer wenn er von einem Besuch in Hövelhof wieder zurückreis­te, sagte er, ich gehe wieder nach Hause.“

Hans-Joachim Lohre gehört zur katholisch­en Gesellscha­ft der Missionare von Afrika (Weiße Väter) und leitet das Zentrum für Glauben und Begegnung in Hamdallaye. Weltweit gehören zu der Ordensgeme­inschaft nach eigenen Angaben 1210 Geistliche (Stand: 2018). In Deutschlan­d gibt es demnach 112 von ihnen, unter anderem in München.

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