Kreisspitalschule ist „Zeichen für gelebte Menschlichkeit“
In Weißenhorn wird die Eröffnung der Berufsfachschule für Pflege gefeiert. Der Landrat betont, dass die Einrichtung noch nach Illertissen umziehen werde.
Weißenhorn Nicht alles, was früher einmal verworfen wurde, war schlecht. Das beweist die Berufsfachschule für Pflege der Kreisspitalstiftung Weißenhorn: Mit ihr wurde quasi eine Einrichtung wiedereröffnet, die es schon einmal im Kreis Neu-Ulm gab. Die Zeiten und die Ausbildung haben sich zwar verändert, dennoch gibt es Parallelen zwischen der früheren und der heutigen Pflegeschule. Und schon in den 1970er-Jahren war die Raumfrage ein großes Thema, wie am Freitag bei einer Feier in der neuen Kreisspitalschule in Weißenhorn deutlich wurde.
Seit Anfang September werden neun Schülerinnen und zwei Schüler, wie berichtet, in Weißenhorn als angehende Pflegefachkräfte unterrichtet. Ihre erste Praxisphase haben sie bereits absolviert, momentan durchlaufen sie den zweiten Theorieblock. „Wir freuen uns sehr, dass wir hier eine erste Heimat gefunden haben“, sagte der stellvertretende Schulleiter Stefan Seitzinger bei der Begrüßung der Gäste der offiziellen Eröffnungsfeier. Der Standort habe Tradition: Wo heute die Kreisspitalschule und die Förderschule untergebracht seien, sei früher die Kreisberufsschule gewesen.
Im Hinblick auf den Fachkräftemangel habe der Landkreis gute Gründe, die Ausbildung von Pflegefachkräften wieder in die eigene Hand zu nehmen, sagte Landrat Thorsten Freudenberger bei seiner Ansprache. „Wir setzen hier mit unserer Schule ein Zeichen für gelebte Menschlichkeit.“Denn Pflegekräfte seien nicht nur gut ausgebildete Fachleute, sondern auch Menschen mit Herz. Das habe er vor einiger Zeit selbst erlebt, als er seinen Vater in viele Krankenhäuser begleitet habe, erzählte Freudenberger.
Die Pflegerinnen und Pfleger seien für seinen Vater da gewesen und hätten auch Zeit für ein Gespräch sowie aufmunternde Worte gehabt. Es sei auch jemand bei ihm gewesen, als sein Leben zu Ende ging. „Er ist nicht alleine gestorben“, sagte der Landrat. Die Krankenhausversorgung werde immer unter dem Gesichtspunkt der Finanzen diskutiert, führte Freudenberger weiter aus. „Wir verbinden medizinischen Fortschritt immer mit Technik.“Doch am Ende komme es bei der medizinischen Betreuung und Begleitung immer auf die Menschen an.
Der Landrat ging auch auf den steinigen Weg ein, den die Berufsfachschule hinter sich hat. Eigentlich sollte die Einrichtung ja in Illertissen angesiedelt werden. Doch im dafür vorgesehenen Gebäude war es nicht möglich, den Schulbetrieb aufzunehmen. Deshalb gab es Freudenberger zufolge nur zwei Möglichkeiten: Entweder startet die Schule in geeigneten Räumen, die dem Landkreis gehören, oder gar nicht. „Es war uns wichtig, einfach mal hier zu beginnen“, sagte er und wünschte den Auszubildenden
alles Gute. Doch er betonte auch, dass die Räume in der Wilhelm-Busch-Schule eine Übergangslösung seien: „Es steht der Beschluss und die klare Bekundung, dass die Schule nach Illertissen zieht, wenn dort geeignete Räume zur Verfügung stehen.“
Caroline Schilling gehörte dem letzten Jahrgang an, der die Ausbildung an der früheren Krankenpflegeschule in Illertissen absolvierte. Diese wurde geschlossen, nachdem sich das Bezirkskrankenhaus Günzburg und die Kreisspitalstiftung im Oktober 2006 in Sachen Pflegeausbildung zusammengeschlossen hatten.
An der Krankenpflegeschule seien Krankenschwestern ausgebildet worden, sagte Schilling, die jetzt Pflegedirektorin an der Donauklinik in Neu-Ulm ist. „Heute werden an der Pflegeschule alle Pflegeberufe ausgebildet.“Sie hoffe, dass die Kreisspitalschule eine sprudelnde Quelle werde, um genügend Nachwuchskräfte zu gewinnen und die Versorgung an den Kreiskliniken langfristig sicherzustellen. Die Schulleiterin Heike Preßmar unternahm mit den Gästen eine kleine Zeitreise: 1975 kam die Zusage zur Errichtung einer Krankenpflegeschule am Kreiskrankenhaus in Illertissen. Träger war damals der Landkreis selbst, 20 junge Menschen konnten die Ausbildung beginnen. Die heutige Schule hat derzeit eine Kapazität von 25. Weil die Pflegeschule größer wurde, musste sie schon bald in Illertissen umziehen: 1976 wurden dafür Räume im ehemaligen Landratsamt umgebaut. 1985 wurde das zehnjährige Bestehen gefeiert. „Damals war es schon so wie heute ein Problem, die offenen Stellen im medizinischen Bereich zu besetzen“, sagte Preßmar. Wie heute auch seien drei Lehrpersonen an der Schule angestellt gewesen. Mit einem Augenzwinkern berichtete die Leiterin, dass die erste Abschlussklasse einen Notendurchschnitt von 1,7 hatte.
Nach dem offiziellen Teil gaben die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in ihren Unterrichtsalltag und zeigten, was sie bereits gelernt haben. In einem Raum konnten sich die Gäste den Blutdruck und andere Vitalwerte messen lassen, im Raum daneben wurde gezeigt, wie pflegerische Tätigkeiten am Krankenbett geübt werden. Inzwischen sind die Klassenzimmer mit digitalen Tafeln ausgestattet, auf denen die Unterrichtsinhalte auch in Form von Videos gezeigt werden können. Die Auszubildenden haben Tablets, die Unterrichtsmaterialien, auch die Bücher, liegen ihnen in digitaler Form vor. „Es bleibt mehr hängen als mit vielen Blättern“, sagt die Schülerin Kinga Grzeszkiewiecz.