Bedingt abwehrbereit
Es ist kaum zu glauben. Deutschland leistet sich eine Armee, die jedes Jahr zweistellige Milliardenbeträge kostet und trotzdem nicht kämpfen kann. Denn nach wenigen Tagen ginge den Soldaten schon die Munition aus. Kapitulation in der ersten Kriegswoche.
Der desaströse Zustand der Bundeswehr ist seit Jahren bekannt, aber man hatte den Verteidigungsministern und der Generalität noch so viel Weitsicht zugestanden, zumindest genug Patronen, Granaten und Geschosse vorzuhalten. Es zeigt sich jetzt, das war der Erwartung zu viel. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wird das Siechtum der Streitkräfte plötzlich als gefährliches Problem dringlich.
Die sicherheitspolitische Blindheit hat ihre Wurzeln in der Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik. Armee, Wehrhaftigkeit und Interessendurchsetzung verströmten lange den Geruch des alten Nazi-Deutschlands. Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Wegfall der akuten Bedrohung konnten diese Vorbehalte sich voll entfalten, die zum ideologischen Fundament des linken Spektrums zählten. Die Konservativen bekannten sich zwar habituell zur Bundeswehr, aber nicht strukturell. Das 25-jährige Politikversagen lässt sich nicht binnen Monaten wettmachen. Es wird Jahre dauern.