Verdi und Uniklinikum Ulm einigen sich auf Notdienstregelung während des Streiks
Seit Montag wird die Uniklinik Ulm bestreikt, am Sonntagabend einigten sich Gewerkschaft und Klinikleitung auf einen Notdienst. Was den Durchbruch brachte.
Ulm Die Gewerkschaft Verdi hat Beschäftigte der Universitätskliniken in Baden-Württemberg zum Streik aufgerufen, er hat am Montag begonnen und soll bis Donnerstag dauern. Anders als in Heidelberg, Freiburg und Tübingen konnten sich die Verantwortlichen in Ulm zunächst nicht auf eine Notdienstregelung einigen. Beide Seiten äußerten sich vorwurfsvoll – und beteuerten gleichzeitig, die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu sichern.
Wie eine Sprecherin der Uniklinik Ulm mitteilt, hat eine weitere Verhandlungsrunde am Sonntag zu einem Ergebnis geführt, eine Vereinbarung über eine gemeinsame Regelung sei getroffen worden. Patientinnen und Patienten mit längerer Anreise werden dennoch gebeten, sich gegebenenfalls vorab telefonisch bei der jeweiligen Klinik zu informieren, ob der Termin stattfinden kann. Der Leitende Ärztliche Direktor Udo X. Kaiser äußerte sich erleichtert. Die Regelung bringe Klarheit für die Beschäftigten und vermeide Verunsicherungen. Kaisers übte aber auch Kritik. Einen so langen Streik könne er nicht nachvollziehen. „Mit Blick auf die aktuellen Tarifabschlüsse bei anderen Kliniken haben wir bisher das zweifelsohne großzügigste Angebot vorgelegt“, betonte er.
Schon jetzt gehört die Vergütung in baden-württembergischen Unikliniken zu den höchsten in
Krankenhäusern, was auch Verdi bestätigt.
Die Arbeitgeber bieten eine Steigerung der Gehälter um sechs Prozent in zwei Stufen bis Ende Juli 2024 sowie eine steuerfreie Einmalzahlung von 4200 Euro, davon mindestens 1200 Euro im Jahr 2022. Die Auszubildenden bekämen im gleichen Zeitraum 600 Euro im Jahr 2022 sowie 2023 und 2024 jeweils 750 Euro steuerfrei. Verdi fordert unter anderem für Medizinisch-Technische-Assistenten sowie Pflege- und Verwaltungskräfte 10,5 Prozent mehr
Geld, mindestens aber 375 Euro mehr pro Monat; die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Notdienstvereinbarungen sind kein Teil der Tarifverhandlungen.
Gewerkschaftssekretär Jonas Schamburek berichtet, die Uniklinik sei am Wochenende mit einem letzten Gesprächsangebot auf Verdi zugekommen. „Wir haben das natürlich angenommen, weil auch wir Interesse an einer Einigung haben“, schildert er. Beide Seiten hätten sich in veränderter Zusammensetzung ausgetauscht und seien aufeinander zugegangen. Dabei sei es auch um die Frage gegangen, was als Notdienst eingestuft wird. Verdi hat nach Schambureks Aussage zugesichert, den vereinbarten Notdienst im Bedarf zusätzlich zu verstärken: „Wenn die Zahl der Notfälle über das erwartete Maß hinausgeht.“
Was wäre gewesen, wenn sich Verdi und Klinikleitung nicht geeinigt hätten? Über die Frage, wessen Notdienstregelung gültig gewesen wäre, gibt es unterschiedliche Ansichten. Verdi-Mann Benjamin Andelfinger verweist auf vergangene Gerichtsverfahren. „Aus unserer Sicht ist eindeutig, dass die Gewerkschaften für die Notdienstregelung verantwortlich sind, wenn es keine Einigung gibt.“Verdi sei weiterhin überzeugt, dass eine Teilnahme am Streik für mehr Beschäftigte möglich gewesen wäre: „Aber das ist die Kompromisslinie, die wir gefunden haben.“Rund 300 Beschäftigte arbeiten demnach im Notdienst und legen ihre Arbeit nicht nieder.
In Ulm sind während des Streiks zwei Kundgebungen geplant: Am Dienstag gibt es einen Umzug durch die Innenstadt auf den Weinhof. Tags darauf kommen um 14 Uhr auch Delegationen aus anderen Standorten auf den Oberen Eselsberg.