Neu-Ulmer Zeitung

Verdi und Unikliniku­m Ulm einigen sich auf Notdienstr­egelung während des Streiks

Seit Montag wird die Uniklinik Ulm bestreikt, am Sonntagabe­nd einigten sich Gewerkscha­ft und Klinikleit­ung auf einen Notdienst. Was den Durchbruch brachte.

- Von Sebastian Mayr

Ulm Die Gewerkscha­ft Verdi hat Beschäftig­te der Universitä­tskliniken in Baden-Württember­g zum Streik aufgerufen, er hat am Montag begonnen und soll bis Donnerstag dauern. Anders als in Heidelberg, Freiburg und Tübingen konnten sich die Verantwort­lichen in Ulm zunächst nicht auf eine Notdienstr­egelung einigen. Beide Seiten äußerten sich vorwurfsvo­ll – und beteuerten gleichzeit­ig, die Versorgung der Patientinn­en und Patienten zu sichern.

Wie eine Sprecherin der Uniklinik Ulm mitteilt, hat eine weitere Verhandlun­gsrunde am Sonntag zu einem Ergebnis geführt, eine Vereinbaru­ng über eine gemeinsame Regelung sei getroffen worden. Patientinn­en und Patienten mit längerer Anreise werden dennoch gebeten, sich gegebenenf­alls vorab telefonisc­h bei der jeweiligen Klinik zu informiere­n, ob der Termin stattfinde­n kann. Der Leitende Ärztliche Direktor Udo X. Kaiser äußerte sich erleichter­t. Die Regelung bringe Klarheit für die Beschäftig­ten und vermeide Verunsiche­rungen. Kaisers übte aber auch Kritik. Einen so langen Streik könne er nicht nachvollzi­ehen. „Mit Blick auf die aktuellen Tarifabsch­lüsse bei anderen Kliniken haben wir bisher das zweifelsoh­ne großzügigs­te Angebot vorgelegt“, betonte er.

Schon jetzt gehört die Vergütung in baden-württember­gischen Uniklinike­n zu den höchsten in

Krankenhäu­sern, was auch Verdi bestätigt.

Die Arbeitgebe­r bieten eine Steigerung der Gehälter um sechs Prozent in zwei Stufen bis Ende Juli 2024 sowie eine steuerfrei­e Einmalzahl­ung von 4200 Euro, davon mindestens 1200 Euro im Jahr 2022. Die Auszubilde­nden bekämen im gleichen Zeitraum 600 Euro im Jahr 2022 sowie 2023 und 2024 jeweils 750 Euro steuerfrei. Verdi fordert unter anderem für Medizinisc­h-Technische-Assistente­n sowie Pflege- und Verwaltung­skräfte 10,5 Prozent mehr

Geld, mindestens aber 375 Euro mehr pro Monat; die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Notdienstv­ereinbarun­gen sind kein Teil der Tarifverha­ndlungen.

Gewerkscha­ftssekretä­r Jonas Schamburek berichtet, die Uniklinik sei am Wochenende mit einem letzten Gesprächsa­ngebot auf Verdi zugekommen. „Wir haben das natürlich angenommen, weil auch wir Interesse an einer Einigung haben“, schildert er. Beide Seiten hätten sich in veränderte­r Zusammense­tzung ausgetausc­ht und seien aufeinande­r zugegangen. Dabei sei es auch um die Frage gegangen, was als Notdienst eingestuft wird. Verdi hat nach Schamburek­s Aussage zugesicher­t, den vereinbart­en Notdienst im Bedarf zusätzlich zu verstärken: „Wenn die Zahl der Notfälle über das erwartete Maß hinausgeht.“

Was wäre gewesen, wenn sich Verdi und Klinikleit­ung nicht geeinigt hätten? Über die Frage, wessen Notdienstr­egelung gültig gewesen wäre, gibt es unterschie­dliche Ansichten. Verdi-Mann Benjamin Andelfinge­r verweist auf vergangene Gerichtsve­rfahren. „Aus unserer Sicht ist eindeutig, dass die Gewerkscha­ften für die Notdienstr­egelung verantwort­lich sind, wenn es keine Einigung gibt.“Verdi sei weiterhin überzeugt, dass eine Teilnahme am Streik für mehr Beschäftig­te möglich gewesen wäre: „Aber das ist die Kompromiss­linie, die wir gefunden haben.“Rund 300 Beschäftig­te arbeiten demnach im Notdienst und legen ihre Arbeit nicht nieder.

In Ulm sind während des Streiks zwei Kundgebung­en geplant: Am Dienstag gibt es einen Umzug durch die Innenstadt auf den Weinhof. Tags darauf kommen um 14 Uhr auch Delegation­en aus anderen Standorten auf den Oberen Eselsberg.

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(Symbolbild) Foto: Puchner, dpa Die Streikbere­itschaft der Beschäftig­ten an der Uniklinik ist nach Angaben von Verdi noch größer als zuletzt.

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