Neu-Ulmer Zeitung

Energie von der Strombörse

Einstimmig spricht sich der Pfaffenhof­er Marktgemei­nderat für eine Alternativ­e bei der Strombesch­affung aus. Welche Vorteile sich daraus ergeben sollen.

- Von Jonas Klimm

Pfaffenhof­en Der Pfaffenhof­er Marktgemei­nderat hat in der jüngsten Sitzung entschiede­n, seinen Strom in den Jahren 2023 bis 2026 über den Energiever­sorger e.optimum zu beziehen. Wie Bürgermeis­ter Sebastian Sparwasser auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilte, haben die massiven Preissteig­erungen zuletzt das neue Strombesch­affungsver­fahren notwendig gemacht. Damit schlägt die Marktgemei­nde einen neuen Kurs ein, der Vorteile hat, aber auch Risiken birgt.

Denn bisher erfolgte die Strombesch­affung über die Kommunalbe­ratung Kubus. Über Bündelauss­chreibunge­n ergab sich ein verstärkte­r Wettbewerb, der wiederum zu günstigere­n Bezugsprei­sen für die Kommunen führte. Zuletzt war der Festpreis für Strom jedoch deutlich gestiegen. Deshalb plant die Marktgemei­nde jetzt um. Der nun bestimmte Energiever­sorger e.optimum kauft einen Großteil seines Stroms tagesaktue­ll am Spotmarkt der Strombörse. Das Unternehme­n will dabei möglichst Phasen mit hohem Stromangeb­ot und wenig Nachfrage nutzen, um die Preise zu senken. Dadurch entfallen unter anderem die Risikoaufs­chläge, welche andere Versorger einkalkuli­eren müssten. „Wir hoffen, dass dadurch die Preissteig­erungen abgefedert werden können“, erklärte der Bürgermeis­ter diesen Schritt. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Belieferun­g zeitnah – voraussich­tlich zum kommenden Februar – beginnen könnte. Auch Holzheim hatte sich kürzlich für den Wechsel zu e.optimum entschiede­n.

Doch die neue Form der Strombesch­affung birgt auch gewisse Risiken. Die Planbarkei­t, die durch die Festpreise von Kubus gegeben war, fällt künftig weg. Steigen die Preise an der Börse, muss auch der Endkunde mehr bezahlen. Durch die von der Bundesregi­erung geplante Strompreis­bremse soll dieser Nachteil zumindest im kommenden Jahr gedeckelt werden. Pfaffenhof­en wird sich für voraussich­tlich 36 Monate für die neue Form der Strombesch­affung verpflicht­en. Der Markt hat jedoch nach gut einem Jahr monatlich die Möglichkei­t, über ein Sonderkünd­igungsrech­t auszusteig­en. Dafür müsste jedoch ein externes Angebot vorliegen, welches 20 Prozent unter den Stromkoste­n für die vergangene­n zwölf Monate liegt.

Bei der jüngsten Sitzung des Marktgemei­nderats stand auch das in Beuren geplante Wärmenetz wieder auf der Tagesordnu­ng. Dieses soll künftig der zentrale Energielie­ferant für den Pfaffenhof­er Ortsteil werden. Hierfür will die Kommune in Zusammenar­beit mit GP Joule auf mehreren Hektar Fläche Photovolta­ik-Anlagen errichten lassen. Über eine Heizzentra­le, die außerhalb des Ortes auf einem Parkplatz aufgestell­t werden soll, soll mit dem PV-Strom Wärme erzeugt werden. „Unser Ziel ist es, dass das Wärmenetz in der zweiten Jahreshälf­te 2023 in Betrieb genommen werden kann“, sagte Sparwasser.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Pfaffenhof­en will von Februar 2023 an seinen Strom über ein Unternehme­n von der Strombörse beziehen.

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