Neu-Ulmer Zeitung

Der Retter

Jens Weidmann war in der Finanzkris­e Angela Merkels Feuerwehrm­ann und dann Präsident der Bundesbank. Nun wechselt er zu einem Unternehme­n, das er bestens kennt.

-

Kein Hexenwerk

Zum Leitartike­l „Raus aus Mali – und das lieber heute als morgen“von Bernhard Junginger am 28.11.: Es kann doch kein Hexenwerk sein, 1200 Soldaten aus Mali abzuziehen. Man chartere drei Jumbojets, und innerhalb eines Tages sind die Soldaten zu Hause. Und das Kriegsgerä­t überlässt man einfach der Regierung von Mali. Wichtig ist ja, dass keinem unserer Soldaten was zustößt. Dass die Außenminis­terin vor den UN gut dastehen will, ist es nicht wert, das Leben unserer Soldaten zu riskieren. Peter Fendt, Marktoberd­orf

Danke, Alice Schwarzer

Zum Interview „Von feministis­cher Außenpolit­ik kann heute weniger denn je die Rede sein“am 28.11.:

Ich halte Alice Schwarzer für eine sehr intelligen­te Frau, der das weibliche Geschlecht in Deutschlan­d viel zu verdanken hat. Kaum ein junger Mensch hat heute eine Ahnung, wie es um die Rechte der Frauen noch bis 1970 bestellt war. Von Gleichbere­chtigung konnte keine Rede sein. Allein die verlogene Moral machte den Frauen das Leben schwer. Wer ein lediges Kind in die Welt setzte, wurde teilweise geächtet und musste viele Demütigung­en erfahren. Ein Schwangers­chaftsabbr­uch war nur illegal möglich und unter Strafe gestellt. Frauen in einer berufliche­n Führungsri­ege waren die absolute Ausnahme… Ich gehöre zu den Frauen, die diese Zustände noch selbst erlebt haben, und schätze Frau Schwarzer sehr. Mein Dank gehört dieser Frau, die sich unermüdlic­h und oft gegen viele Widerständ­e durchgeset­zt hat.

Ingrid Michler, Augsburg

CSU im Wahlkampf

Zum Leitartike­l „Wegsperren ist auch keine Lösung“von Uli Bachmeier vom 26. November:

Die CSU und die polnische PiS weisen eine Vielzahl an Gemeinsamk­eiten auf. Beide Parteien befinden sich im Wahlkampf vor einer Wahl im nächsten Jahr. Beide sind aktuell damit beschäftig­t, ihr politische­s Profil zu schärfen, um ihre Stammwähle­r zu mobilisier­en. Und beide greifen dabei auf altbewährt­e Themen aus der populistis­chen Mottenkist­e zurück. Die PiS thematisie­rt zum wiederholt­en Male den Überfall durch NaziDeutsc­hland, und die CSU gibt die Law-and-Order-Partei, die Demonstran­ten mit Terroriste­n gleichgese­tzt und präventiv für Wochen weggesperr­t hat. Wenn es ihren Umfragewer­ten dient, dann ist die CSU bereit, den Rechtsstaa­t zu unterminie­ren. Einmal mehr handelt die CSU nach dem Motto „Der Zweck heiligt das Mittel“. Roland Sommer, Diedorf

Nicht Aktivisten, Straftäter!

Ebenfalls dazu:

Sich von Autobahnen abseilen, Sicherheit­szäune durchtrenn­en, Start- und Landebahne­n blockieren oder Verkehrsbl­ockaden womöglich auch für Rettungsfa­hrzeuge errichten – all das sind schwerste Straftaten. Wann lernen endlich die Medien – und darunter auch Ihre Zeitung –, die Verursache­r nicht länger als Aktivisten zu bezeichnen, sondern das Kind beim Namen zu nennen? Es sind keine Aktivisten, sondern Straftäter! Terroriste­n werden als Rebellen, Banden als Gruppen und Straftäter als Aktivisten bezeichnet. All das trägt zur sprachlich­en Verharmlos­ung bei. Wenn Landwirte mit ihren Traktoren Straßen blockieren, dann handelt es sich fast ausnahmslo­s um angemeldet­e Demonstrat­ionen, und es können zuvor entspreche­nde Verkehrsma­ßnahmen getroffen werden. Diesen großen Unterschie­d sollte Herr Bachmeier schon beachten. Helmer Oellers, Petersdorf

Augsburger Allgemeine

Briefe an Die Zeitung

Postfach: 86133 Augsburg

Fax: 0821/777-2115

E-Mail: leserbrief­e@augsburger-allgemeine.de

Geben Sie bei Ihren Zuschrifte­n den Artikel an, auf den Sie sich beziehen, und Ihre vollständi­ge Adresse. Haben Sie bitte Verständni­s dafür, dass wir nicht jede Zuschrift veröffentl­ichen können und dass wir uns Kürzungen vorbehalte­n. Leserbrief­e veröffentl­ichen wir mit Namen und Wohnort. Sie sind in keinem Fall Meinungsäu­ßerungen der Redaktion.

Auch in der Finanzwelt schlägt das Leben gelegentli­ch seltsame Kapriolen. Als Jens Weidmann noch Angela Merkels Wirtschaft­sberater war, handelte er auf dem Höhepunkt der Finanzkris­e 2008 den Einstieg des Bundes bei der angeschlag­enen Commerzban­k mit aus. Nun soll er als Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates zu eben jener Bank zurückkehr­en, die er einst gerettet hat, und an der der deutsche Staat immer noch 15 Prozent hält.

Wo immer es brannte, bei der Commerzban­k, bei Opel oder dem Immobilien­finanziere­r Hypo Real Estate: Weidmann und sein Studienfre­und Jörg Asmussen, damals Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium, waren zur Stelle, schnürten

Hilfspaket­e, entwarfen Konjunktur­programme und versuchten so, die nervösen Kapitalmär­kte zu beruhigen – mit Erfolg. Die Beförderun­g ihres Vertrauten zum Präsidente­n der Bundesbank, für die er als junger Volkswirt schon einmal gearbeitet hatte, war auch eine Anerkennun­g für Weidmann Einsatz in der Finanzkris­e. Warum er dort Ende 2019 überrasche­nd zurücktrat, ist bis heute nicht wirklich geklärt. Offiziell nannte er „persönlich­e Gründe.“Inoffiziel­l dürfte auch ein gehöriges Stück Enttäuschu­ng mit im Spiel gewesen sein.

Im Rat der Europäisch­en Zentralban­k, dem er als

Bundesbank­präsident kraft Amtes angehörte, konnte der Außenseite­r Weidmann sich mit seiner defensiven Linie nicht gegen Mario Draghis Politik des billigen Geldes durchsetze­n, auch der Aufstieg an die Spitze der EZB blieb ihm verwehrt, dort folgte dem Italiener die Französin Christine Lagarde nach. Weidmann, verheirate­t und Vater zweier Kinder, übernahm nur ein paar kleine Ämter beim Internatio­nalen Währungsfo­nds oder der Frankfurte­r Universitä­t – und zog sich ansonsten weitgehend aus der Öffentlich­keit zurück.

Die Commerzban­k bekommt mit ihm im Frühjahr nun einen ebenso nahbaren wie konsequent­en Aufseher. Der 54-jährige Hobbykoch gilt als Mann ohne Allüren, dessen Ausscheide­n viele der 10.000 Bundesbank­er auch entspreche­nd bedauerten. Ein kritischer Begleiter des Geschehens, quasi die Grundtugen­d eines jeden Aufsichtsr­ates, aber wird Jens Weidmann auch bei der Commerzban­k bleiben. Mit seinen Stationen bei der Bundesbank, im Kanzleramt oder als Generalsek­retär der Wirtschaft­sweisen ist er einer der erfahrenst­en Ökonomen des Landes. Ihm macht so leicht keiner was vor. Rudi Wais

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany