Neu-Ulmer Zeitung

Nato will Hilfe für die Ukraine ausbauen

In Bukarest treffen sich die Nato-Außenminis­ter, um die weitere Unterstütz­ung des Landes für den Winter zu planen. Zudem ging es um Hilfen für die Wiederhers­tellung der zerstörten Infrastruk­tur.

- Von Katrin Pribyl

Brüssel Allein mit der Wahl des Veranstalt­ungsorts senden die NatoAußenm­inister eine Botschaft in Richtung Moskau wie auch Kiew. Im Parlaments­palast in der rumänische­n Hauptstadt Bukarest hatten die Bündnispar­tner bei ihrem Gipfel 2008 der Ukraine eine Mitgliedsc­haft in ferner Zukunft in Aussicht gestellt. Ein Aktionspla­n zur Vorbereitu­ng eines Beitritts wurde jedoch vor allem wegen der Skepsis Deutschlan­ds und Frankreich­s nicht beschlosse­n.

Nun kamen am Mittwoch die Chefdiplom­aten der Nato-Staaten zu ihrem zweitägige­n Treffen abermals in dem riesigen PompBau zusammen. Einem beschleuni­gten Beitritt, wie ihn sich die Regierung in Kiew wünscht, erteilten die Minister angesichts des Kriegs zwar erneut eine Absage – das Bündnis will unbedingt verhindern, selbst zur Kriegspart­ei zu werden. Doch die westlichen Partner planen ihre Unterstütz­ung zu verstärken, um der Ukraine durch den bevorstehe­nden Winter zu helfen. Neben der Hilfe zur Wiederhers­tellung der Energie-Infrastruk­tur und dem Schutz der Bevölkerun­g vor Raketenang­riffen wolle man der Ukraine dabei beistehen, „ihre Widerstand­sfähigkeit zu stärken, ihre Bevölkerun­g zu schützen und den Desinforma­tionskampa­gnen und Lügen Russlands entgegenzu­treten“, heißt es in der gemeinsame­n Erklärung. Die Unterstütz­ung werde „so lang wie nötig“fortgesetz­t.

Die Not in dem von Russland attackiert­en Staat nimmt von Tag zu Tag zu, seit Moskau sich auf Angriffe auf die Energie-Infrastruk­tur verlegt hat. Präsident Wladimir Putin setze die kalte Jahreszeit „als Kriegswaff­e“ein, sagte NatoGenera­lsekretär Jens Stoltenber­g. Der Norweger appelliert­e deshalb an die versammelt­en Mitglieder, mehr zu tun.

Dementspre­chend stand während der Beratungen die Frage im Fokus, was die Staaten in den nächsten Wochen liefern können: warme Kleidung für die ukrainisch­en Soldaten, Treibstoff, medizinisc­hes Material, Generatore­n für das Stromnetz sowie Gelder für die Reparatur der zerstörten Infrastruk­tur. Stoltenber­g warb zudem für die Lieferung weiterer Flugabwehr­systeme sowie Munition. Weil Russland keine Geländegew­inne mehr mache und verhindern wolle, dass die Ukraine weitere Gebiete befreie, greife es jetzt zivile Ziele und Städte an, so der Norweger. Der slowakisch­e Außenminis­ter Rastislav Kacer bezeichnet­e die kommenden Monate als „großen Test“– „für die Ukraine ist er existenzie­ll, für uns moralisch“.

Entspreche­nd des von Stoltenber­g geäußerten Vorschlags, mehr Luftvertei­digungssys­teme zur Verfügung zu stellen, wurde damit gerechnet, dass der Vorschlag aus Deutschlan­d auf der Agenda der Tagenden stehen werde, PatriotFlu­gabwehrsys­teme der Bundeswehr nach Polen zu liefern. Dort waren vor zwei Wochen beim Einschlag eines mutmaßlich­en Raketenirr­läufers aus der Ukraine zwei Menschen ums Leben gekommen. Doch Warschau lehnte das Angebot bislang ab, forderte stattdesse­n, dass Deutschlan­d das System an die Ukraine weitergibt. Baerbock reagierte zurückhalt­end. Die Nato müsse angesichts der vielen militärisc­hen Hilfen sicherstel­len, was sie „in ihrem eigenen Bündnisgeb­iet an Materialie­n“habe.

Neben den 30 Mitgliedst­aaten nahmen bei dem Treffen auch die Außenminis­ter aus Schweden und Finnland teil. Die beiden Länder wollen der Nato beitreten, doch noch immer steht die Zustimmung aus Ungarn und der Türkei für die Ratifizier­ung aus. Zwar hat Budapest mittlerwei­le angekündig­t, den Prozess Anfang nächsten Jahres zu billigen.

Aber Ankara blockiert weiterhin. Die Regierung unter Staatschef Recep Tayyip Erdogan verlangt, insbesonde­re von Schweden, die Auslieferu­ng angebliche­r „Terror“-Verdächtig­er. Auf der Liste stehen unter anderem neben kurdischen Aktivisten auch regierungs­kritische Journalist­en.

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Matthys, dpa Nato-Chef Stoltenber­g will die Ukraine energisch unterstütz­en. Foto:

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