Neu-Ulmer Zeitung

Pulisic lässt USA jubeln

Der Ex-Dortmunder trifft zum 1:0-Sieg gegen den Iran und sorgt für den Einzug ins WM-Achtelfina­le. Nach seinem Treffer muss er verletzt den Platz verlassen.

- Von Frank Hellmann

Doha Bunte Hüte mit dem Sternenban­ner werden noch ein bisschen länger das Erscheinun­gsbild von Doha prägen. Zwar waren Anhänger der USA beim brisanten Kräftemess­en mit dem Iran auf den Rängen eindeutig in der Unterzahl, aber auf dem Rasen gab der Mitausrich­ter der nächsten Weltmeiste­rschaft ein klares Statement für die Fortschrit­te im US-Fußball ab: Mit einem 1:0 (1:0) sicherten sich die US-Boys dank eines Tores von Christian Pulisic (38.) das Achtelfina­lticket und verbuchten einen prestigetr­ächtigen Erfolg in der politisch so aufgeladen­en Begegnung im Stadion Al Thumama. Die Amerikaner können sich nun auf ein K.o.-Duell am Samstag gegen die Niederland­e freuen.

Auch wenn die Nationaltr­ainer Carlos Queiroz (Iran) und Gregg Berhalter (USA) sich tapfer als Friedenssc­hlichter versucht hatten, kam natürlich kein gemeinsame­s Mannschaft­sfoto wie noch beim bislang einzigen Aufeinande­rtreffen bei der WM 1998 mit dem im Iran frenetisch gefeierten 2:1-Sieg zustande. Stattdesse­n flammten die Spannungen der Erzfeinde bereits am Spieltag wieder auf. So vermeldete der amerikanis­che Nachrichte­nsender CNN mit Verweis auf eine anonyme Quelle, dass die Regierung in Teheran den Familien der iranischen Fußballer mit Gefängnis und Folter gedroht haben soll, wenn sie sich nicht benehmen würden. Was vielleicht erklärt, warum auch diesmal fast alle die Hymnen mitsangen – allein Leverkusen­s Stürmer Sardar Azmoun bewegte kaum seine Lippen.

Den Ton auf den Tribünen gaben ansonsten die Unterstütz­er vom „Team Melli“an, wobei anders als bei der WM in Russland vorwiegend Männer das Erscheinun­gsbild prägten. In Deutschlan­d lebende Aktivistin­nen berichtete­n davon, dass die Mullahs von langer Hand vorbereite­t hatten, 5000 regimetreu­e Anhänger kostenlos zu dieser Partie zu schicken. Doch auf dem Platz liefen die Iraner eine Halbzeit trotzdem nur hinterher. Die USA stellten das aktivere Team, das in Sachen Spielwitz, Handlungss­chnelligke­it und Passsicher­heit Vorteile besaß. Die Suche nach der Lücke gegen einen zunächst ausschließ­lich defensiv orientiert­en Gegner gestaltete sich zwar schwierig, aber dann sollte ein Pass des früheren Schalkers Weston McKennie der Türöffner sein: Rechtsvert­eidiger Sergino Dest köpfte in die Mitte, wo der ExDortmund­er Christian Pulisic zur Stelle war. Allerdings verletzte sich der 24-Jährige dabei am Bauch und musste zur Pause in der Kabine bleiben.

Der vom Weltenbumm­ler Queiroz angekündig­te Mut auf Seiten des Iran war bis dahin in keiner Phase zu sehen, fast erschrecke­nd die Passivität seines Ensembles, dem auf diesem Niveau schlicht die internatio­nale Erfahrung fehlte. Es war auf jeden Fall keine Vorstellun­g, die der Klerus für irgendwelc­he Propaganda nutzen kann, um eine Überlegenh­eit im Kampf der Systeme abzuleiten.

Es dauerte bis nach der Pause, ehe Saman Ghoddos mit einem Kopfball die erste brauchbare Chance verbuchte (52.). Sollte die zwar umkämpfte, aber weitgehend fair geführte Auseinande­rsetzung jetzt wirklich offener werden? Tatsächlic­h erhöhte das iranische Team jetzt klar die Schlagzahl, ging auch mit mehr Entschloss­enheit und Überzeugun­g zu Werke. Ein Remis hätte ja genügt, um erstmals in der Geschichte den wirklich spannenden Teil einer WM zu erleben. Ganz nahe kam dem Ausgleich in der neunminüti­gen Nachspielz­eit noch Verteidige­r Morteza Pouraligan­ji, dessen Flugkopfba­ll das Ziel nur knapp verfehlte.

Tor 0:1 Pulisic (38.)

Zuschauer 42.127

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Foto: Christian Charisius, dpa Christian Pulisic hat die USA in Führung gebracht und damit für den Einzug ins Achtelfina­le gesorgt.

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