Neu-Ulmer Zeitung

Jubel für Tickets und Flüge

Bei jedem Spiel von Katar sorgt ein Block für Fußballsti­mmung, wie man sie aus Südamerika, Nordafrika und Europa kennt. Die Fans wurden vom Gastgeber verpflicht­et.

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Doha Sie bleiben immer bis zum Schluss. Bei den Spielen von WMGastgebe­r Katar sorgte ein UltraBlock von etwa 1500 identisch in dunkelrote­n T-Shirts gekleidete­n Fans ebenso für Stimmung wie für Irritation. Im Gegensatz zu anderen Katarern verließen diese Anhänger bei den Niederlage­n gegen Ecuador und den Senegal nicht weit vor dem Abpfiff das Stadion, sorgten stattdesse­n über fast die gesamte Spielzeit für Fußball-Atmosphäre.

Die „New York Times“hat nun offenbar aufgedeckt, was es mit den Ultras auf sich hat. Die Kurzfassun­g: Die jungen Männer sind eingekauft. Überrasche­n dürfte das nicht, der Aufwand, mit dem die Gruppe rekrutiert wurde, war dem Bericht zufolge allerdings beachtlich. Es soll im April mit einem Test in Beirut begonnen haben. Hunderte Studenten und Fans eines kleinen Vereins versammelt­en sich im Camille-Chamoun-Stadion, selbst der Anführer (Capo) der Ultras von Galatasara­y Istanbul soll laut der Zeitung als Experte und Ratgeber eingefloge­n worden sein. Mit Bannern, Gesängen und Pyrotechni­k wurde den Katarern gezeigt, was für eine Atmosphäre möglich ist. Dem WM-Gastgeber gefiel, was man da sah.

Also wurden die etwa 1500 Männer aus dem Libanon, Ägypten, Algerien und Syrien – die mit ihren meist zahlreiche­n Tätowierun­gen so gar nicht ins katarische Gesellscha­ftsbild passen – engagiert. Als Gegenleist­ung für die Stimmung gibt es die Flüge, die Unterkunft, Tickets zu den Spielen, Essen und ein kleines Taschengel­d. Die meisten der Männer hätten aufgrund ihrer wirtschaft­lichen Situation nie ein WM-Spiel live verfolgen können – und ließen sich deshalb gern auf den Deal mit dem Veranstalt­er ein. Seit Mitte Oktober ist die Gruppe laut der „New York Times“in Doha. Die Choreograf­ien wurden ebenso einstudier­t wie die eigens getexteten Lieder. Und natürlich musste die Nationalhy­mne Katars gelernt werden.

Das Spiel gegen die Niederland­e am Dienstag im Al-Bait Stadion wird ihr letzter Auftritt sein. Katar ist ausgeschie­den und für mehr als die Gruppenpha­se waren sie ohnehin nicht eingeplant. Die Organisato­ren ließen eine Anfrage der Zeitung zu der Gruppe unbeantwor­tet. (dpa)

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Foto: Tom Weller, dpa Fans von Katar bejubeln während der Spiele ihre Mannschaft.

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