Ein Ballzauberer aus Taiwan zieht dem Gegner den Zahn
Der TTC Neu-Ulm gewinnt in der Bundesliga und reist jetzt in anderer Besetzung zum Spiel der Champions-League nach Lissabon. Dort wird ein Ukrainer debütieren.
Neu-Ulm/Fulda Nach seinem 3:1-Erfolg beim TTC Fulda-Maberzell mischt der TTC Neu-Ulm weiter an der Tabellenspitze der Tischtennis-Bundesliga mit. Am Mittwoch (19 Uhr) folgt in der Champions-League das Gastspiel bei Sporting Lissabon.
Zwischen dem Pokaltriumph am Sonntag gegen Mühlhausen und der Portugal-Reise in der Königsklasse sorgte das TTC-Trio in der Bischofsstadt für eine Tischtennis-Gala vom Feinsten – mit Ballzauberern auf beiden Seiten. Neu-Ulms wieselflinker Taiwanese Lin Yun-Ju feierte in überragender Form zwei Einzelsiege, den dritten steuerte der taktisch klug und nervenstark spielende Vladimir Sidorenko bei.
Nach einem wenig verheißungsvollen Auftakt allerdings. Vier Sätze in Folge durften vielmehr die Gastgeber auf eine Fortsetzung des jüngst gestarteten Laufs hoffen. Maksim Grebnev mühte sich gegen Fuldas Defensivstrategen Ruwen Filus redlich, verzweifelte aber zunehmend an der fast traumhaften Sicherheit des blonden Hünen. Schlimmer noch: Im Spielrausch feuerte ihm der 34-Jährige die Bälle um die Ohren, mit hoher Trefferquote bei Rückhandwie Vorhandkrachern gleichermaßen.
Als anschließend Fuldas vielfacher Afrika-Meister Quadri Aruna, befeuert vom ohnehin schon begeisterten Publikum, dem favorisierten Lin knapp den ersten Satz abnehmen konnte, hatte die Stimmung in der Halle vorerst ihren Zenit erreicht. Zwar lieferten sich das nigerianische Kraftpaket und der eher zierliche Linkshänder weiterhin hochklassige Ballwechsel, aber der Asiate war danach fast stets einen Tick schneller.
„Absolute Weltklasse“bescheinigte Neu-Ulms Trainer Dimitrij Mazunov auch Lins Match gegen Ruwen Filus. Es war nicht nur mental eine schwierige Aufgabe für den Taiwanesen, der Mitte September im Finale des hoch dotierten Turniers in Almaty eine 3:0-Führung gegen den Abwehrspezialisten
verspielt hatte. Auch am Montag hatte Neu-Ulms Topmann phasenweise Probleme mit den langen Noppen und tückischen Schnittwechseln des Kontrahenten. 7:2 und 8:4 führte Filus im vierten Satz, dann gelangen dem geduldig und konzentriert spielenden Lin sieben Punktgewinne in Folge. „Das zeichnet einen Spieler seiner Klasse aus, er wird nicht nervös und zieht sein Spiel durch“, befand Mazunov. „Bezogen auf Einstellung und Kampfgeist war das die bisher beste Leistung der Saison“, lobte der Trainer. Weniger zufrieden war naturgemäß Fuldas Kapitän Filus: „Wir sind trotz eines großen Kampfs enttäuscht. Wir haben einfach unsere Chancen nicht genutzt.“
Sein Team hat jetzt ein paar Tage Pause. Für die Neu-Ulmer geht es dagegen in der Champions League weiter. Im Hinspiel bei Sporting Lissabon ist das TTCTrio hochfavorisiert. Gegen die ausschließlich mit international kaum bekannten Portugiesen besetzten Gastgeber will Trainer Mazunov neben den etablierten Spielern „Dima“Ovtcharov und Truls Moregardh einen Debütanten aufbieten: Den 34-jährigen Ukrainer Yaroslav Zhmudenko nämlich, immerhin zwölffacher WM-Teilnehmer seines Landes. Das Rückspiel folgt übrigens schon am Sonntag um 13 Uhr, dann wieder in der Pfaffenhofener Sporthalle. Tags zuvor erwartet der TTC an gleicher Stelle Aufsteiger FSV Mainz 05 zum Bundesliga-Duell.
TTC Fulda-Maberzell – TTC Neu-Ulm 1:3. Ruwen Filus – Maksim Grebnev 3:0 (11:6, 11:5, 11:5); Quadri Aruna – Lin YunJu 1:3 (12:10, 4:11, 8:11, 5:11); Fanbo Meng – Vladimir Sidorenko 0:3 (5:11, 8:11, 5:11); Ruwen Filus – Lin Yun-Ju 1:3 (9:11, 11:9, 6:11, 8:11).