Deutschland braucht die Nato
Wenn Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Deutschland für seinen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine und die Stärkung der Bundeswehr lobt, ist das in Wirklichkeit eine Ermahnung. In beiden Feldern, das will der Norweger eigentlich sagen, muss die Bundesrepublik noch deutlich zulegen.
Im westlichen Verteidigungsbündnis ist man auf Deutschland wegen seiner jahrzehntelangen, Sonderbeziehungen zu Russland nicht allzu gut zu sprechen. Das ist nicht nur beim alten Verbündeten USA der Fall, der zu Zeiten des Kalten Krieges mit einer Viertelmillion Soldaten die Sicherheit der Bundesrepublik garantierte. Sondern auch bei den neuen Partnern in Osteuropa, die aus der jahrzehntelangen Erfahrung der Unfreiheit unter sowjetischer Knute heraus die Bedrohung durch den neuen russischen Imperialismus deutlich ernster nehmen, als es viele deutsche Politiker noch immer tun.
Deutschland braucht die Nato als Lebensversicherung heute so dringend wie einst, als die hochgerüsteten Ostblock-Armeen direkt an seinen Grenzen standen. Umgekehrt braucht die Nato heute allerdings auch einen deutlich stärkeren Beitrag Deutschlands. Zusammen mit Frankreich und Großbritannien muss Berlin jetzt deutlich mehr Verantwortung übernehmen.