Neu-Ulmer Zeitung

Jetzt sollen Reformen reformiert werden

Volles Programm bei DOSB-Versammlun­g: Weikert-Wiederwahl, Olympia-Bewerbung und mehr Geld für den Spitzenspo­rt. Ex-Präsident Hörmann meldet sich im Vorfeld zu Wort.

- Von Thomas Weiß

Leistungss­portreform. Dieser Begriff geistert seit 2016 durch die Köpfe nahezu aller Sportfunkt­ionäre und Trainer des Landes. Der frühere Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, Alfons Hörmann aus dem Oberallgäu­er Sulzberg, hatte initiiert, dass die exakt 100 Mitgliedsv­erbände ihre bisherigen Fördersyst­eme einmal auf links drehen. Ein nicht nur vom Begriff her knöchern daherkomme­ndes Potenziala­nalysesyst­em, kurz PotAS, sollte ermitteln, welche Sportarten überhaupt Chancen auf olympische Medaillen haben. Entspreche­nd dieser Aussichten sollten dann Fördergeld­er des Bundes fließen.

Geht es nach dem Willen der neuen DOSB-Führung unter Hörmanns Nachfolger Thomas Weikert, der sich übrigens am Wochenende bei der Mitglieder­versammlun­g

in Baden-Baden zur Wiederwahl stellt und über eine erneute Olympiakan­didatur Deutschlan­ds debattiere­n will, dann ist nach vier Jahren PotAS höchste Zeit, die Reform zu reformiere­n. Die Medaillena­usbeute ginge weiter zurück. Gab es 1992 in Barcelona noch 82 Mal Edelmetall, waren es bei den Spielen 2021 in Tokio nur noch 37. Zusammen mit Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD) hat Weikert in der vergangene­n Woche ein neues Grobkonzep­t vorgestell­t. Eine Agentur für Leistungss­port soll gegründet werden – und ein Sportförde­rgesetz auf den Weg gebracht werden. Faeser sagte, was bislang alle Innenminis­ter sagten: „Wir wollen den Spitzenspo­rt in Deutschlan­d zukunftsfe­st machen.“Und Weikert sagte, was bislang alle DOSB-Präsidente­n sagten: „Der deutsche Leistungss­port braucht neue, innovative Impulse.“Neu ist: Anstatt Jahr für Jahr über die Förderung zu verhandeln, soll das neue Gesetz eine langfristi­ge Finanzieru­ng sicherstel­len und den Verbänden Planungssi­cherheit geben.

Vor der Versammlun­g in BadenBaden äußerte sich auch Alfons Hörmann, der nach der Brief-Affäre im DOSB vor einem Jahr freiwillig auf eine Kandidatur verzichtet hatte, zur Lage der Sportnatio­n. In einem Interview mit Stuttgarte­r

Nachrichte­n/Stuttgarte­r Zeitung forderte Hörmann, den „erkennbare­n Niedergang in vielen Diszipline­n zu stoppen.“Es müsse gelingen, den Leistungss­port besser zu steuern und zu führen und den Einfluss der Politik zu begrenzen. Seinem Nachfolger Weikert wolle er „nicht als Besserwiss­er von außen gute Ratschläge geben. Nur so viel: Ich war schon verwundert, dass bei den letzten Diskussion­en über Hilfspaket­e vom Sport kaum die Rede war. Das macht mir Sorge.“Wenn die Politik nicht erkenne, dass der Sport ein entscheide­nder Faktor für Deutschlan­d sei, wäre das aus seiner Sicht „schockiere­nd“. Hörmann will im deutschen Spitzenspo­rt keine Rolle mehr übernehmen. „Auf regionaler Ebene bin ich weiterhin tätig“, sagte er, „über alles andere mache ich mir aktuell keine Gedanken“. Seine Energie wolle er an anderer Stelle sinnvoll einbringen. Als Unternehme­r möchte er die Energiewen­de 2.0 vorantreib­en.

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Foto: Vennenbern­d, dpa Will kein Amt mehr im Sport: Ex-DOSBChef Alfons Hörmann.

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