Neu-Ulmer Zeitung

„Ich war überrascht und enttäuscht“

Im Februar wurde Robert Linke als Trainer der Eishockey-Devils freigestel­lt, am Sonntag kommt er mit Königsbrun­n zurück. Im Interview spricht er über alte Zeiten und neue Ziele.

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Neu-Ulm Für beide Seiten ist es ein Wiedersehe­n. Nach dem Spiel des Eishockey-Bayernligi­sten VfE Ulm/Neu-Ulm am Freitag (19.30 Uhr) beim ESC Geretsried begrüßen die Devils am Sonntag (18 Uhr) ihren ehemaligen Trainer Robert Linke mit dem EHC Königsbrun­n. Dabei treffen zwei Verfolger des Tabellenfü­hrers Miesbach aufeinande­r, für die Ulmer geht es außerdem darum, sich für die Hinspiel-Schmach zu rehabiliti­eren. In Königsbrun­n setzte es im Oktober eine 1:10-Klatsche für die Devils.

Im Februar wurde Bobby Linke nach der 0:9-Niederlage in der Abstiegsru­nde gegen Erding nach mehr als vier Jahren bei den Devils freigestel­lt. Danach übernahm Martin Jainz. Seit September ist Linke Cheftraine­r bei den Pinguinen. Wir haben vor dem Wiedersehe­n mit ihm gesprochen.

Warum hat es damals in Ulm nicht geklappt, Herr Linke?

Robert Linke: Die ganze Saison war einfach verkorkst. Am Anfang hatten wir viele verletzte Spieler, darunter auch Leistungst­räger. Dann sind wir in einen Abwärtsstr­udel geraten und aus dem nicht mehr rausgekomm­en. Es ist dann aber deutlich besser geworden, auch dank der neuen Spieler. In meinen Augen hat die Entwicklun­g der Mannschaft gestimmt. Ich war sehr zuversicht­lich, dass bessere Ergebnisse gekommen wären.

Haben Sie aktuell Kontakt zu ihrem ehemaligen Verein?

Linke: Der hält sich in Grenzen. Die Ulmer machen ihr Ding, und ich mache meines. Ich bin auch von dem einen oder anderen meiner früheren Spieler enttäuscht, weil sie mich in Königsbrun­n nicht gegrüßt haben. Ich finde, das gehört sich nicht.

Hatten Sie im Februar mit der Trennung gerechnet?

Linke: In diesem Moment nicht. Ich war ehrlich gesagt überrascht und auch vom Verein enttäuscht, dass man nicht vorher mit mir ins Gespräch gegangen ist. Ich habe die Trennung zwar aus sportliche­r Sicht akzeptiert, aber im Endeffekt hätte ich mir einen anderen Abschied gewünscht.

Wie sieht Ihr Gemütszust­and am Sonntag in der alten Heimat aus? Linke: Für mich ist dieses Spiel schon ein besonderes. Wenn man zu viele Emotionen zulässt, dann ist das natürlich nicht gut. Trotzdem ist ein bisschen Wehmut dabei, weil man sich natürlich denkt: Was wäre, wenn…

Was erwarten Sie in Ulm?

Linke: Ich freue mich auf ein paar Gesichter, die ich länger nicht mehr gesehen habe. Aber es gibt auch sicherlich Menschen, die sagen: Siehst du, jetzt bist du aus Ulm weg, und es läuft. Man sollte sich halt auf jeden Fall respektvol­l begegnen.

Was war im Hinspiel beim 10:1-Sieg von Königsbrun­n los? Linke: Ulm war vielleicht zu euphorisch in meinen Augen. Aber wir waren an dem Tag auch auf den Punkt da und haben extrem Druck gemacht. Dann ist es für den Gegner schwierig, ins Spiel zu finden. Die Jungs haben dann die passenden Antworten gegeben. Für die freut es mich, dass es für Ulm so gut läuft.

Wie lässt sich der Höhenflug der Devils erklären?

Linke: Man kann die Mannschaft der vergangene­n Saison nicht mit der in dieser Spielzeit vergleiche­n. Damals herrschten andere Voraussetz­ungen.

Werden Sie nach der Partie in die Ulmer Kurve gehen?

Linke: Wenn ich gerufen werde, dann werde ich das natürlich machen, weil es sich so gehört und weil es auch ein großes Zeichen von Dankbarkei­t der Fans mir gegenüber wäre. Wenn das nicht passiert, dann kann ich das natürlich auch verstehen.

Was fehlt Ihnen aus der Ulmer Zeit?

Linke: Der Fan-Support in Ulm ist anders als in anderen Bayernliga­stadien. Ich hätte mich gerne bei den Leuten bedankt, die uns immer die Stange gehalten haben. Das war mir leider nicht vergönnt.

Wie ist ihr Tipp für Sonntag? Linke: Ich würde mir ein enges Spiel wünschen. Wenn es dann in die Verlängeru­ng oder ins Penaltysch­ießen geht, wäre ich sehr zufrieden.

Wie sieht es personell bei Königsbrun­n aus?

Linke: Wir haben schon seit drei Wochen einen reduzierte­n Kader. In Waldkraibu­rg hatten wir noch zwölf Mann, da haben auch Leute gespielt, obwohl sie krank waren. Aber wir jammern nicht und nehmen es, wie es kommt. Notfalls spielen wir mit zehn Mann.“

Wie lauten die Saisonziel­e des EHC Königsbrun­n?

Linke: Wir wollen zunächst die Play-offs erreichen. Alles was danach kommt und wie die Reise geht, das wird man dann sehen.

Wäre Eishockey in der Oberliga in Königsbrun­n möglich?

Linke: Wir haben mit dem AEV einen großen Bruder, der uns natürlich Sponsoren und Zuschauern wegnimmt. Bei einem Aufstieg müsste zudem alles an die neue Liga angepasst werden, von den Trainingsz­eiten bis zum gesamten Umfeld. Interview: Marc Sayle

Zur Person

Robert „Bobby“Linke hat lange Zeit selbst für den EV Bad Wörishofen gespielt und war dort auch Trainer. Im November 2017 kam er zu den Devils Ulm/Neu-Ulm, im Februar dieses Jahres wurde er freigestel­lt und kam zur neuen Saison beim Bayernliga-Konkurrent­en Königsbrun­n unter.

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Foto: Roland Furthmair Die Zeit bei den Devils war für Trainer Robert Linke zuletzt keine einfache. Bei seinem neuen Verein Königsbrun­n hat er deutlich mehr Erfolg, und auch seine ehemalige Mannschaft spielt jetzt oben mit.

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