Offensivspektakel vor einer Geisterkulisse
Yago Santos führt Ulm zum Sieg im Eurocup. Das Spiel hätte mehr Interesse und mehr Begeisterung verdient gehabt.
Kaunas/Ulm Die Zalgiris-Arena in der litauischen Stadt Kaunas bietet Platz für mehr als 15.000 Fans. Beim Spiel zwischen der ukrainischen Mannschaft Prometey Slobozhanske und dem BasketballBundesligisten Ratiopharm Ulm verloren sich in der Riesenhalle etwa 800 Besucherinnen und Besucher, die dem Geschehen recht teilnahmslos folgten. Das Quietschen der Schuhe der Spieler auf dem Parkett war zu hören, die Kommandos der Trainer sowieso. Schade drum. Ulm gewann am Ende im Eurocup wohlgemerkt ohne Verlängerung mit 106:105 – das höchst unterhaltsame Offensivspektakel hätte eine größere und begeisterungsfähigere Kulisse verdient gehabt.
Lange Zeit war nicht absehbar, dass es am Ende derart spannend werden sollte. Ulm hatte zwar erneut nur vier Ausländer zur Verfügung, Sagaba Konate ist also offensichtlich nach wie vor krank. Die Mannschaft aus dem Kriegsland Ukraine ist zudem zumindest nominell eigentlich besser und prominenter besetzt als der deutsche Bundesligist. Der dominierte trotzdem über weite Strecken und führte im dritten Viertel mit bis zu 18 Punkten – was zu einem großen Teil ein Verdienst von Yago Santos war. Der kleine Brasilianer wird ja schon seit Wochen immer besser, in Kaunas lieferte er seine bisher wahrscheinlich beste Leistung im Ulmer Dress ab: Fünf Dreier bei neun Versuchen, insgesamt 26 Punkte und zehn direkte Korbvorlagen – die Statistik weist erstmals ein Double-Double aus für den
Mann, dessen Bundesliga-Tauglichkeit nach einem schwierigen Start in Europa schon angezweifelt worden war.
Aber irgendeinen Hänger leistet sich Ratiopharm Ulm ja in dieser Saison in so gut wie jedem Spiel. Nachdem der Bundesligist im dritten Viertel noch 33 Punkte erzielt hatte und mit 86:71 führte, war es plötzlich aus mit der offensiven Herrlichkeit. Prometey antwortete mit einem 14:0-Lauf und holte sich wenig später seinerseits die Führung. Doch das Nervenkostüm der Ulmer hielt. Neun Sekunden hatte der Bundesligist für seinen letzten Angriff und mehr brauchte er nicht: Yago Dos Santos steckte den Ball durch auf Karim Jallow, der Nationalspieler nutzte die zehnte und letzte Korbvorlage des Brasilianers und machte fast mit der Sirene den Sack zu.