Ulmer Stadtbibliothek eröffnet neuen Makerspace
In der Einrichtung haben Bibliotheksbesucher die Möglichkeit, mit teuren Geräten zu arbeiten, ohne sich dieses extra kaufen zu müssen. Diese Dinge ergänzen das Angebot der Zentralbibliothek in den Bereichen Robotik, Elektrotechnik, Fotografie und Textil.
Ulm Die kleine Simone steht auf dem Tisch. Mit abwechselnd hellblau und neonweiß leuchtenden Augen blickt sie ihren Betrachter an, während sie etwas steif mit den Armen gestikuliert. Simone und ihr Bruder Nao seien „state of the art“im Bereich der humanoiden Roboter, erklärt der Leiter der Ulmer Stadtbibliothek, Martin Szlatki. Und die beiden sind eine Attraktion des neuen Makerspaces der Bibliothek.
„Makerspace“heißt heute, was früher vielleicht „Werkstatt“oder auch „Atelier“genannt wurde. Frei übersetzt ist der Makerspace ein
Ort, an dem Dinge geschaffen werden. Dort sollen die Besucherinnen und Besucher sich ausprobieren und austauschen können und Neues testen, ohne sich in Unkosten zu stürzen. Schließlich ist der finanzielle Aspekt bei neuen Hobbys oft nicht zu unterschätzen. Wer Fotografieren oder Nähen lernen möchte, investiert häufig nicht zu knapp in die nötige Ausrüstung. Für eine Kamera oder Nähmaschine mittlerer Qualität sind schnell einige 100 Euro oder mehr fällig. Wer sich am 3-D-Druck oder eben der Robotik ausprobieren möchte, muss in der Regel noch tiefer in die Tasche greifen.
Kommende Woche wird so ein Makerspace in der Ulmer Zentralbibliothek
eröffnet. Gleich links neben dem Haupteingang der Glaspyramide wurde der Raum eingerichtet. Es gibt vier verschiedene Werkstätten, die mit den jeweiligen Geräten und Material ausgestattet sind. Simone und Nao gehören zur Robotik-Werkstatt, in der die Nutzer den beiden per Programmierung so einiges beibringen können. In der Elektronik- und Digitalwerkstatt geht es um Elektrotechnik, man kann unter anderem mit den bei Hobbybastlern beliebten Arduino oder Rasperry Pi beschäftigen. Die Medienwerkstatt bietet die Möglichkeit zu Ton- und Bildaufnahme und zur digitalen Nachbearbeitung der jeweiligen Aufnahmen. In der Textilwerkstatt schließlich dreht sich alles ums Nähen. Neben der klassischen Nähmaschine gibt es hier auch die teureren Geräte wie eine Overlock, Coverlock und eine Stickmaschine.
Für Bibliotheksleiter Martin Szlatki ist der Makerspace die logische Fortführung in der Entwicklung von Büchereien, in denen es ja schon längst nicht nur Bücher verliehen werden. Es gehe darum, Gegenstände und Räume mit der Stadtgesellschaft zu teilen. Der Makerspace soll ein möglichst einfach wahrzunehmendes Angebot für Interessierte sein. Daher ist die Nutzung auch komplett kostenfrei, nicht einmal ein Bibliotheksausweis wird benötigt. Bevor man allerdings selbstständig im Makerspace loslegen kann, ist eine Einführung in die doch teuren Geräte Pflicht. Danach kann sich jeder einen Slot buchen, aktuell funktioniert das per Telefon und E-Mail, ein Onlinebuchungstool ist in Planung. Finanziert wurde der neue Ulmer Makerspace zu rund 90 aus Fördermitteln, wie dem während der Corona-Pandemie vom Bund aufgelegten Programm Wissenswandel, das Bibliotheken in ihrer digitalen Weiterentwicklung unterstützen soll.
> Termine In der Einführungswoche vom 6. bis 9. Dezember erklärt jeweils um 9.30 und 14 Uhr ein Experte aus dem jeweiligen Bereich, was mit den Geräten im Makerspace alles geschaffen werden kann. Am Dienstag geht es um Fotografie, Mittwoch um Elektronik, Donnerstag um Robotik und Freitag ums Nähen. Anmeldung unter makerspace@ulm.de.