Nachhaltig und zum Nachmachen
Geschenkpapier belastet die Umwelt, erst recht, wenn es an Weihnachten in großen Mengen anfällt. Doch es gibt kreative Geschenkverpackungen, die fast jeder zu Hause hat.
Augsburg Zuerst leuchten die Augen, dann knistert und raschelt es. Mal in ungeduldiger Erwartung, mal in genießender Sorgfalt, was sich unter dem dunkelroten, goldenen oder mit Sternen bedruckten Papier befindet. Die schönste Freude ist schließlich die Vorfreude – das gilt auch beim Auspacken von Weihnachtsgeschenken. Das bedeutet nach der Bescherung allerdings auch: Während das Geschenk nun fortan Freude bereitet, wandern Papier, Schleifchen und Bänder meist in den Müll.
Rund 15 bis 20 Prozent mehr Verpackungsmüll soll von Mitte bis Ende Dezember 2022 im Vergleich zum Jahresdurchschnitt anfallen, prognostiziert der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung. Zwar steht statistisch nicht fest, wie hoch der Anteil an Geschenkpapier daran ist, aber die meisten wissen, wie voll Altpapierkorb und Restmülltonne nach der Bescherung sind. Dieser Müll geht zulasten von Natur und Umwelt. Evelyn Schönheit, Umweltwissenschaftlerin von Forum Ökologie & Papier, erklärt: „Geschenkpapier ist besonders dann problematisch, wenn es aus Primärfasern, also aus Holz, hergestellt wird.“Das ist beim Großteil des im Handel erhältlichen Geschenkpapiers allerdings der Fall.
Das Kritische daran: Einerseits führe die Abholzung für Papier häufig zu Waldverlust und weniger Artenvielfalt, erklärt Evelyn Schönheit. Das befeuert die Klimakrise. Andererseits, und das treffe laut der Expertin besonders auf die großen, langen Geschenkpapierrollen aus dem Handel zu: Sie kommen über China größtenteils aus Indonesien, wo neben der Natur auch Menschenrechte bei der Herstellung verletzt würden.
Die bessere Alternative deshalb zu neuem Geschenkpapier aus Holz: Geschenkpapier aus Altpapier. Das ist im Handel am Siegel „Blauer Engel“erkennbar und bedeutet, dass es zu 100 Prozent aus Altpapier besteht und zudem keine kritischen Chemikalien enthält. Ein weiteres Siegel, was nachhaltige Waldwirtschaft verspricht, ist das FSC-Siegel.
Noch besser aber: Ganz auf Geschenkpapier aus dem Handel zu verzichten und Materialien zu verwenden und aufzuhübschen, die man eh schon zu Hause hat. Ein Klassiker ist Zeitungspapier. „Gerade mit Kindern kann man das auch gut bemalen oder stempeln und dekorieren mit getrockneten Herbstblätter oder Tannenzapfen“, sagt Schönheit. Doch auch alte Poster oder Plakate lassen sich verwenden. Notenblätter oder alte Kalenderblätter, gerade zu Jahresende, bieten sich ebenfalls gut an.
Generell gilt es, kreativ zu werden: Auch der alte Atlas, Seiten aus dem ausgelesenen Zeitschriftenstapel oder ein alter Städteplatz vom letzten Städtetrip machen ein schönes, individuelles Geschenkpapier. „Selbst Tapetenreste bieten sich an“, sagt die Umweltwissenschaftlerin. Von Packpapier rät sie ab: Weil es braun ist, macht es auf viele einen ökologischen Eindruck. „Das täuscht. Dass es braun ist, bedeutet nur, dass es nicht gebleicht ist.“
Auch Matthias Zeuner-Hanning von der Umweltberatung der Verbraucherzentrale Bayern hat Tipps auf Lager, was umweltfreundlichere Alternativen angeht. „Möglich ist es auch, dass die Verpackung ebenfalls zum Geschenk wird. Etwa, indem man ein Buch mit einem Geschirrtuch oder einem schönen Seidentuch verpackt“, sagt er. Eine weitere Idee „mit Augenzwinkern“: „Hat man zum Beispiel noch den alten Karton vom neuen Bügeleisen im Keller, hat das auch einen witzigen Effekt.“Der Beschenkte erwartet auf den ersten Blick ein Bügeleisen, wird dann aber mit etwas anderem überrascht.
Und wie steht es um Umweltfreundlichkeit und Alternativen zu Schleifen, Geschenkband und Kleber? Sowohl Evelyn Schönheit als auch Matthias Zeuner-Hanning raten, Geschenkbänder aufzuheben und wiederzuverwenden, auch als Ersatz für Tesafilm. Hat man keines im Haus, so rät Zeuner-Hanning, auf naturnahe Materialien wie etwa Bast zurückzugreifen.
Zum Recycling oder in den Müll? Der Reißtest hilft.
Auch Gummibänder, wie man sie in der Küche nutzt, sind laut Evelyn Schönheit eine Alternative.
Soll es dann aber doch Kleber sein, rät die Umweltwissenschaftlerin beim Kauf auf die Stichworte „Lösemittelfreiheit“und „Recyclingkunststoff“zu achten. Doch Bastelkleber lässt sich auch selber herstellen: Entweder mit Wasser und Puderzucker, wie auch bei einer Kuchenglasur, oder mit Weizenmehl, Zucker, Wasser und Essig.
Was aber tun, wenn der Papierkorb nach der Bescherung doch wieder überquillt und sich das Geschenkpapier wegen Klebebandresten auch nicht wiederverwenden lässt? Schließlich beschenkt man sich in den meisten Fällen ja nicht selber. Matthias ZeunerHanning sagt: „Ein Reißtest zeigt, ob das Geschenkpapier in den Papiermüll oder den Restmüll muss. Wenn es beschichtet ist, fühlt sich das Reißen leicht elastisch an, wie bei einer Plastiktüte.“Dann ist es ein Fall für den Restmüll, nicht für das Altpapier.