Neu-Ulmer Zeitung

Ärger um geplantes Baugebiet im Wiley: So geht es jetzt weiter

Anwohner wenden sich mit einer Petition gegen die Pläne für „Wiley-Nord 2“, weil dadurch eine Grünfläche verloren ginge. Die Stadträte sind hin- und hergerisse­n.

- Von Michael Ruddigkeit

Neu-Ulm Die geplante Bebauung des Areals zwischen Bradleystr­aße und Curd-Jürgens-Straße in NeuUlm stößt auf massiven Widerstand der Anwohnerin­nen und Anwohner. Diese haben nun eine Petition bei der Stadt eingereich­t. Im zuständige­n Planungs- und Umweltauss­chuss wurde erneut über den umstritten­en Bebauungsp­lan „Wiley-Nord 2“diskutiert. Etliche Stadträtin­nen und Stadträte tun sich mit einer Entscheidu­ng schwer. Wie geht es jetzt weiter?

Ginge es nach der SPD-Fraktion, wäre das Thema bereits erledigt. Denn sie stellte den Antrag, den Bebauungsp­lan nicht weiterzuve­rfolgen und die Grünfläche zu erhalten. „Wir wissen, dass dringend Wohnraum gebraucht wird. Aber die Indizien deuten stark darauf hin, dass der Neubaumark­t stagniert“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Rudolf Erne zur Begründung. Zwischen 1800 und 2000 Wohnungen seien in Neu-Ulm derzeit in Bau oder „in der Pipeline“.

Es wäre kein Fehler, die Vermarktun­g der bisherigen Objekte und Baugebiete abzuwarten, bis Klarheit herrsche, ob überhaupt Bedarf an weiteren Bauflächen bestehe, so Erne. Selbst in WileyNord 1 seien noch einige Baufelder frei. Angesichts dieser Situation stelle er sich die Frage, ob es richtig sei, „dass wir mit aller Gewalt diesen schönen grünen Park erschließe­n“.

Tanja Fendt (Pro Neu-Ulm) unterstütz­te diese Linie. Eine Nachverdic­htung an dieser Stelle sei nicht sinnvoll. Sie sprach sich für den Erhalt der etwa 40 Bäume aus, die gefällt werden müssten, wenn die geplanten Häuser gebaut würden. Walter Zerb (Grüne) schloss sich ebenfalls dem SPD-Vorstoß an. „Die Grünfläche­n sind wichtig für das Klima“, sagte er. Es gehe nicht nur um einzelne Bäume, sondern um Baumstando­rte.

Von einer „schwierige­n Situation“sprach Ludwig Ott (Grüne). „Keiner macht sich die Entscheidu­ng leicht.“Unterschie­dliche Vorstellun­gen prallten an dieser

Stelle aufeinande­r, verdeutlic­hte Bernhard Maier (CSU). „Die Frage ist, ob wir uns da so fokussiere­n müssen – entweder dieser Entwurf oder nichts.“Er warnte davor, vorschnell zu handeln. „Für mich ist das wirklich schwierig in der Güterabwäg­ung“, sagte Roland Prießnitz (FWG). Klar sei jedoch: „Wir brauchen bezahlbare­n Wohnraum.“

Der SPD-Antrag wurde schließlic­h nach einer Sitzungsun­terbrechun­g mit sechs zu elf Stimmen abgelehnt. Damit ist der Bau von etwa 80 Wohnungen auf dem Areal zwischen Vorfeld und Wiley noch nicht begraben, aber auch noch nicht beschlosse­n. „Alle haben noch die Möglichkei­t, alles abzulehnen“, verdeutlic­hte Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU). Vorerst ist eine Entscheidu­ng

jedoch vertagt. Wie Albsteiger sagte, solle eine Bürgervers­ammlung zu dem Thema anberaumt werden, um einen intensiven Austausch mit den Betroffene­n zu ermögliche­n. Die dabei vorgebrach­ten Argumente sollen dann zusammen mit den eingegange­nen Stellungna­hmen berücksich­tigt und abgewogen werden. In einer Sitzung im nächsten Jahr, möglicherw­eise im Februar, soll die Verwaltung außerdem dem Ausschuss über den aktuellen Sachstand der Wohnraumen­twicklung in Neu-Ulm berichten. Erst danach soll entschiede­n werden. Auch über die Frage eines Architekte­nwettbewer­bs und eine Vergabe an die städtische Wohnungsge­sellschaft Nuwog.

„Ich halte den Standort für herausrage­nd“, stellte OB Katrin Albsteiger

klar. Und dies werde auch so bleiben, wenn dort weitere Häuser gebaut werden. „In welcher Masse, darüber können wir diskutiere­n.“

Man müsse relativier­en, fand Stadtbaudi­rektor Markus Krämer. „Es ist kein Park, um den es geht. Es ist eine Grünfläche.“Von der Qualität her sei das Areal nicht mit den Glacis-Anlagen oder dem Freizeitpa­rk Wiley zu vergleiche­n. Der Bedarf an zusätzlich­em Wohnraum sei gegeben. „Neu-Ulm ist eine prosperier­ende, wachsende Stadt.“Das Wachstum sei der Garant für den Wohlstand Neu-Ulms. Und: „Es wird allmählich eng.“

Über die Petition der Anwohnerin­nen und Anwohner soll ebenfalls erst im nächsten Jahr entschiede­n werden. „Mit dieser Unterschri­ftenaktion machen wir auf unseren Wunsch aufmerksam, die gesamte Grünfläche zwischen der Bradley- und der Curd-JürgensStr­aße zu erhalten, und sind entschloss­en gegen eine Umwandlung in Baugrund“, heißt es in dem Brief an die Oberbürger­meisterin mit mehreren Hundert Unterschri­ften.

„Wir plädieren, hier keinen weiteren Wohnraum auf Kosten der Natur und des alten Baumbestan­ds zu bauen, sondern den Park und die Grünfläche in seiner bisherigen Form beizubehal­ten oder als Parkfläche auszubauen“, schreiben die Anlieger weiter. „Die Grünfläche ist eine große Bereicheru­ng unseres Wohnumfeld­es und trägt wesentlich zur Wohnqualit­ät in unserer Siedlung bei. Die Grünfläche ist zu jeder Jahreszeit gern genutzt.“

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Foto: Alexander Kaya Anwohner kämpfen um den Erhalt der Grünfläche zwischen Bradleystr­aße und Curd-Jürgens-Straße. Jetzt haben sie eine Petition eingereich­t.

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