Ärger um geplantes Baugebiet im Wiley: So geht es jetzt weiter
Anwohner wenden sich mit einer Petition gegen die Pläne für „Wiley-Nord 2“, weil dadurch eine Grünfläche verloren ginge. Die Stadträte sind hin- und hergerissen.
Neu-Ulm Die geplante Bebauung des Areals zwischen Bradleystraße und Curd-Jürgens-Straße in NeuUlm stößt auf massiven Widerstand der Anwohnerinnen und Anwohner. Diese haben nun eine Petition bei der Stadt eingereicht. Im zuständigen Planungs- und Umweltausschuss wurde erneut über den umstrittenen Bebauungsplan „Wiley-Nord 2“diskutiert. Etliche Stadträtinnen und Stadträte tun sich mit einer Entscheidung schwer. Wie geht es jetzt weiter?
Ginge es nach der SPD-Fraktion, wäre das Thema bereits erledigt. Denn sie stellte den Antrag, den Bebauungsplan nicht weiterzuverfolgen und die Grünfläche zu erhalten. „Wir wissen, dass dringend Wohnraum gebraucht wird. Aber die Indizien deuten stark darauf hin, dass der Neubaumarkt stagniert“, sagte SPD-Fraktionschef Rudolf Erne zur Begründung. Zwischen 1800 und 2000 Wohnungen seien in Neu-Ulm derzeit in Bau oder „in der Pipeline“.
Es wäre kein Fehler, die Vermarktung der bisherigen Objekte und Baugebiete abzuwarten, bis Klarheit herrsche, ob überhaupt Bedarf an weiteren Bauflächen bestehe, so Erne. Selbst in WileyNord 1 seien noch einige Baufelder frei. Angesichts dieser Situation stelle er sich die Frage, ob es richtig sei, „dass wir mit aller Gewalt diesen schönen grünen Park erschließen“.
Tanja Fendt (Pro Neu-Ulm) unterstützte diese Linie. Eine Nachverdichtung an dieser Stelle sei nicht sinnvoll. Sie sprach sich für den Erhalt der etwa 40 Bäume aus, die gefällt werden müssten, wenn die geplanten Häuser gebaut würden. Walter Zerb (Grüne) schloss sich ebenfalls dem SPD-Vorstoß an. „Die Grünflächen sind wichtig für das Klima“, sagte er. Es gehe nicht nur um einzelne Bäume, sondern um Baumstandorte.
Von einer „schwierigen Situation“sprach Ludwig Ott (Grüne). „Keiner macht sich die Entscheidung leicht.“Unterschiedliche Vorstellungen prallten an dieser
Stelle aufeinander, verdeutlichte Bernhard Maier (CSU). „Die Frage ist, ob wir uns da so fokussieren müssen – entweder dieser Entwurf oder nichts.“Er warnte davor, vorschnell zu handeln. „Für mich ist das wirklich schwierig in der Güterabwägung“, sagte Roland Prießnitz (FWG). Klar sei jedoch: „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum.“
Der SPD-Antrag wurde schließlich nach einer Sitzungsunterbrechung mit sechs zu elf Stimmen abgelehnt. Damit ist der Bau von etwa 80 Wohnungen auf dem Areal zwischen Vorfeld und Wiley noch nicht begraben, aber auch noch nicht beschlossen. „Alle haben noch die Möglichkeit, alles abzulehnen“, verdeutlichte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU). Vorerst ist eine Entscheidung
jedoch vertagt. Wie Albsteiger sagte, solle eine Bürgerversammlung zu dem Thema anberaumt werden, um einen intensiven Austausch mit den Betroffenen zu ermöglichen. Die dabei vorgebrachten Argumente sollen dann zusammen mit den eingegangenen Stellungnahmen berücksichtigt und abgewogen werden. In einer Sitzung im nächsten Jahr, möglicherweise im Februar, soll die Verwaltung außerdem dem Ausschuss über den aktuellen Sachstand der Wohnraumentwicklung in Neu-Ulm berichten. Erst danach soll entschieden werden. Auch über die Frage eines Architektenwettbewerbs und eine Vergabe an die städtische Wohnungsgesellschaft Nuwog.
„Ich halte den Standort für herausragend“, stellte OB Katrin Albsteiger
klar. Und dies werde auch so bleiben, wenn dort weitere Häuser gebaut werden. „In welcher Masse, darüber können wir diskutieren.“
Man müsse relativieren, fand Stadtbaudirektor Markus Krämer. „Es ist kein Park, um den es geht. Es ist eine Grünfläche.“Von der Qualität her sei das Areal nicht mit den Glacis-Anlagen oder dem Freizeitpark Wiley zu vergleichen. Der Bedarf an zusätzlichem Wohnraum sei gegeben. „Neu-Ulm ist eine prosperierende, wachsende Stadt.“Das Wachstum sei der Garant für den Wohlstand Neu-Ulms. Und: „Es wird allmählich eng.“
Über die Petition der Anwohnerinnen und Anwohner soll ebenfalls erst im nächsten Jahr entschieden werden. „Mit dieser Unterschriftenaktion machen wir auf unseren Wunsch aufmerksam, die gesamte Grünfläche zwischen der Bradley- und der Curd-JürgensStraße zu erhalten, und sind entschlossen gegen eine Umwandlung in Baugrund“, heißt es in dem Brief an die Oberbürgermeisterin mit mehreren Hundert Unterschriften.
„Wir plädieren, hier keinen weiteren Wohnraum auf Kosten der Natur und des alten Baumbestands zu bauen, sondern den Park und die Grünfläche in seiner bisherigen Form beizubehalten oder als Parkfläche auszubauen“, schreiben die Anlieger weiter. „Die Grünfläche ist eine große Bereicherung unseres Wohnumfeldes und trägt wesentlich zur Wohnqualität in unserer Siedlung bei. Die Grünfläche ist zu jeder Jahreszeit gern genutzt.“