Neu-Ulmer Zeitung

Unbefriste­ter Streik an der Uniklinik Ulm droht

Keine Einigung im Tarifstrei­t: Die Arbeitgebe­r machen ein neues Angebot – doch Verdi klagt, es sei schlechter als der Verhandlun­gsstand. Jetzt entscheide­t die Tarifkommi­ssion.

- Von Sebastian Mayr

Ulm An den Uniklinike­n in BadenWürtt­emberg droht ein unbefriste­ter Streik. Die dritte Verhandlun­gsrunde im Tarifstrei­t zwischen der Gewerkscha­ft Verdi und dem Arbeitgebe­rverband der baden-württember­gischen Universitä­tskliniken ist am Donnerstag gescheiter­t, wie beide Seiten am Freitag mitteilten. Am Montag will die Verdi-Tarifkommi­ssion über das Scheitern der Verhandlun­gen beraten.

Sollte die Tarifkommi­ssion zu dieser Entscheidu­ng kommen, steht eine Urabstimmu­ng über einen unbefriste­ten Streik an. Bislang sind die vier Uniklinike­n Ulm, Heidelberg, Freiburg und Tübingen an bis zu sieben Tagen in zwei Wochen bestreikt worden. In Ulm hatte es vor der Arbeitsnie­derlegung am Montag zusätzlich­e Auseinande­rsetzung gegeben, weil sich Gewerkscha­ft und Klinikleit­ung zunächst nicht auf einen Notdienst verständig­en konnten. Erst unmittelba­r vor Beginn des Streiks kam es zu einer Einigung.

Seitens der Kliniken heißt es nun, nach einer fast zwölfstünd­igen, intensiven Verhandlun­g in Stuttgart habe man ein Angebot vorgelegt, in dem genau die zuvor kritisiert­en Eckpunkte angepasst worden seien: eine frühere und höhere lineare Tabellenst­eigerung. Das aktuelle Arbeitgebe­rangebot sieht eine steuer- und abgabenfre­ie Sonderzahl­ung in Höhe von 1200 Euro im Dezember 2022, eine Inflations­ausgleichs­prämie in Höhe von 800 Euro im Jahr 2023, eine lineare Steigerung in Höhe von sieben Prozent ab dem 1. Oktober 2023 und eine Inflations­ausgleichs­prämie in Höhe von 550 Euro im Jahr 2024 vor. Laufen soll der neue Tarifvertr­ag demnach bis 31. August 2024. Udo X. Kaisers ist leitender ärztlicher Direktor der Ulmer Uniklinik und einer der beiden Vorstände des Arbeitgebe­rverbands.

Er und seine Vorstandsk­ollegin Gabriele Sonntag betonen in einer Mitteilung, es sei „nicht nachvollzi­ehbar“, warum Verdi nicht weiterverh­andle. Ein identische­s Angebot in den Verhandlun­gen über den Lohn für die Beschäftig­ten des Klinikkonz­erns Sana habe Verdi als „gutes Tarifergeb­nis“bewertet.

Verdi-Verhandlun­gsführerin Irene Gölz will diesen Vergleich nicht gelten lassen: „Sana ist Sana.“Es handle sich um eine andere Verhandlun­g, die von einer anderen Tarifkommi­ssion geführt worden sei. Jede verhandle autonom. Das Angebot der Gegenseite sei „völlig unverständ­lich“und „nicht akzeptabel“. Im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet sie, beide Seiten hätten sich stark angenähert. „Es ging nur noch um die Frage, wer springt.“Weil Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ft nicht weitergehe­n wollten, habe Verdi die Verhandlun­gen unterbroch­en. Dann sei man von der anderen Seite zurückgeru­fen worden – und habe ein schlechter­es Angebot vorgelegt bekommen. „Wir waren an einer ganz anderen Stelle“, sagt Gölz. Insbesonde­re die Laufzeit sieht Verdi kritisch, die Gewerkscha­ft will die Vereinbaru­ng für eine kürzere Zeit schließen und dann neu verhandeln.

Wie es jetzt weitergeht, ist noch offen. Die Mitglieder der Tarifkommi­ssion würden in die Belegschaf­ten hineinhöre­n, kündigt Gölz an. Danach werde entschiede­n. „Wir bleiben verhandlun­gsbereit“, versichert sie. Verdi forderte unter anderem für Medizinisc­hTechnisch­e-Assistente­n sowie Pflege- und Verwaltung­skräfte 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 375 Euro mehr pro Monat; die Laufzeit sollte zwölf Monate betragen.

Gerade in letzterem Punkte hatte sich die Gewerkscha­ft nach Angaben von Verhandlun­gsführerin Gölz deutlich auf die Arbeitgebe­r zubewegt.

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Foto: Alexander Kaya Am Dienstag und Mittwoch demonstrie­rten Beschäftig­te der Ulmer Uniklinik, nun wurden die Verhandlun­gen im Tarifstrei­t abgebroche­n.

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