Neu-Ulmer Zeitung

Kabinett im Zeugenstan­d

Mit Masken-Geschäften zu Beginn der Corona-Krise verdienten Einzelne viel Geld. Andere wollten nur helfen. Ein Untersuchu­ngsausschu­ss im Landtag geht nun auf die Zielgerade – mit einigen prominente­n Zeugen.

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München Im Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags zur MaskenAffä­re beginnen an diesem Montag die abschließe­nden Zeugenvern­ehmungen einer Reihe hochrangig­er Politiker. Mehrere Minister und am Ende auch Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) müssen den Abgeordnet­en in den verbleiben­den Adventswoc­hen ausführlic­h Rede und Antwort stehen.

Am Montag sind nacheinand­er Innenminis­ter Joachim Herrmann, Staatskanz­leichef Florian Herrmann, Ex-Staatssekr­etär Gerhard Eck und am späten Nachmittag Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (alle CSU) geladen. Söder steht zum Abschluss am 16. Dezember auf der Zeugenlist­e.

Ziel des Ausschusse­s war und ist es insbesonde­re, Masken-Geschäfte der Staatsregi­erung in der Corona-Pandemie, mögliche Beteiligun­gen von Politikern und teils hohe Provisions­zahlungen auch an Abgeordnet­e aufzukläre­n. Tiefgreife­nde Konsequenz­en hatte es schon ganz ohne den Ausschuss gegeben: Die langjährig­en CSUAbgeord­neten Alfred Sauter und Georg Nüßlein, die zu Beginn der Corona-Pandemie für die Vermittlun­g von Masken-Geschäften üppige Provisione­n kassierten, mussten ihre Parteiämte­r abgeben.

Nüßlein trat aus der CSU aus und sitzt heute auch nicht mehr im Bundestag, Sauter musste die CSU-Landtagsfr­aktion verlassen. Juristisch sah der Bundesgeri­chtshof den Tatbestand der Bestechlic­hkeit nicht als erfüllt – weil die Abgeordnet­en dazu im Parlament selbst hätten tätig werden müssen.

Sauter und Nüßlein betonten stets, als Anwälte agiert zu haben.

Als Konsequenz aus der Maskenaffä­re gelten in Bayern inzwischen verschärft­e Regeln für Abgeordnet­e. Nebentätig­keiten sind demnach zwar nicht generell verboten. Untersagt sind jedoch bezahlte Lobbytätig­keiten für Dritte bei Staatsregi­erung, Landtag und weiteren Behörden. Das Zwischenfa­zit von Koalition und Opposition zum Untersuchu­ngsausschu­ss fällt unterschie­dlich aus. Der VizeAussch­ussvorsitz­ende Florian Siekmann (Grüne) beklagt, statt auf ein robustes Beschaffun­gssystem habe die Staatsregi­erung zu

Beginn der Krise „vor allem auf einzelne Amigo-Angebote gesetzt“. Ausschussc­hef Winfried Bausback (CSU) nimmt die Behörden dagegen in Schutz: Beamte und ehrenamtli­che Helfer hätten ihr Bestes gegeben, um schnellstm­öglich geeignete Schutzausr­üstung zu beschaffen. Es sei aber auch bestätigt worden, dass sich einige wenige an der Krise „eigennützi­g bereichert“hätten. „Dies verurteile­n wir entschiede­n. Es ist moralisch verwerflic­h und in höchstem Maße unanständi­g – unabhängig von der juristisch­en Wertung.“(dpa; Fotos: Weizenegge­r/ Kneffel, dpa)

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Alfred Sauter
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Georg Nüßlein

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