Neu-Ulmer Zeitung

Nur zwei Nationalsp­ieler haben eine gute Bilanz

Die DFB-Auswahl in der Einzelkrit­ik: Viele Spieler, die mit großen Erwartunge­n in das Turnier gestartet sind, enttäusche­n auf ganzer Linie. Ausgerechn­et ein Spätberufe­ner gehört zu den wenigen positiven Überraschu­ngen.

- Von Wolfgang Stephan

Doha 26 Akteure hatte Hansi Flick in das Abenteuer Katar mitgenomme­n. Viele seiner hochgelobt­en Stars enttäusche­n, ein paar Lichtblick­e gab es dennoch in den drei Spielen. Unser WM-Zeugnis der deutschen Elf:

• Manuel Neuer: Er ist nicht mehr der Welttorhüt­er, der er einst war. Mit tollen Paraden hielt er seine Spielkamer­aden gegen Japan und Costa Rica im Spiel, war aber auch an drei der fünf Gegentoren beteiligt. Sollte aufhören, wenn es noch schön ist. Note: 3,5

• Antonio Rüdiger: Der einzige Abwehrspie­ler von internatio­nalem Format kann es besser. Gegen Japan und Spanien bügelte er noch die Fehler seiner Nebenleute aus, gegen Costa Rica hätte er einen Nebenmann gebraucht, der seine Fehler ausbügelt. Note: 3,5

• Niklas Süle: Einer der großen Verlierer. Zeigte in drei Spielen, was er nicht kann: seriös verteidige­n. Note: 5 • Thilo Kehrer: Hatte vor der WM die meisten Einsatzmin­uten bei Flick, bei der WM nur den Einsatz gegen Spanien, in dem er nicht das zeigte, was er kann. Note: 4,5 • David Raum: Drei StartelfEi­nsätze, auch mangels Alternativ­e. Offensiv mit lichten Momenten, defensiv mit Schwächen. Keine Dauerlösun­g. Note: 4,5

• Joshua Kimmich: Es sollte seine WM werden. Gegen Japan war er nicht der Leader, der er sein sollte, gegen Spanien war sein Auftritt ordentlich und gegen Costa Rica gut. Kimmich gehört nicht zu den Verlierern, aber blöderweis­e auch nicht zu den Gewinnern: Note 4

• Leon Goretzka: Als er gegen Japan kam, kippte das Spiel. Als er gegen Spanien in der Startelf stand, mit Pluspunkte­n und durfte deshalb auch gegen Costa Rica zeigen, dass er einer für die Zukunft ist. Note: 3,5

• Ilkay Gündogan: Wie wichtig er sein kann, zeigte sich im Japan-Spiel. Enttäuscht­e nicht, könnte aber den Bundestrai­ner enttäusche­n, wenn er keine Lust mehr auf die Truppe hat. Note: 3,5

• Jamal Musiala: Der Roh-Diamant.

Einziger Gewinner der WM im Team. Er kann einem Spiel den Klecks der Schönheit geben, er muss aber noch lernen, zu treffen. Dennoch Hoffnungst­räger. Note: 2 • Serge Gnabry: Dreimal in der Startelf, zweimal schlecht, einmal gut. Zu wenig. Flick hat dennoch an ihm einen Narren gefressen. Er möchte Drogba sein, ist aber meistens nur Gnabry. Note: 4

• Leroy Sané: Hatte Pech mit seiner Knieverlet­zung. Gegen Costa Rica zeigte er, was er hätte zeigen können, wenn das Knie mitgespiel­t hätte. Hoffnungst­räger. Note: 3

• Thomas Müller: Flick hielt an ihm fest, obwohl der keine Argumente für die Startelf lieferte. Seine Verdienste sind groß, seine Zeit im Nationalte­am ist abgelaufen. Note: 5

• Kai Havertz: Schien lange einVerlier­en zu sein. Gegen Cota Rica zwei Tore, Spiel gedreht. Note: 3

• Niclas Füllkrug: Der WM-Gewinner. Wie einst 1974 Jürgen Grabowski: Der große Fehler des Hansi Flick. Dreimal kam der Wahl-Bremer als Joker: Zwei Tore. Note: 2

• Lukas Klosterman­n: Zweimal eingewechs­elt, zweimal unauffälli­g. Eine Lösung für die Abwehr-Baustelle ist er nicht. Note: 4,5

• Nico Schlotterb­eck: Verschulde­te das Siegtor der Japaner. Es ist derzeit schwierig, an ihn zu glauben. Note 5

Ohne Wertung wegen zu weniger Einsätze: Jonas Hofmann, Mario Götze, Matthias Ginter, Armel BellaKotch­ap, Youssoufa Moukoko, Christian Günter, Julian Brandt, Karim Adeyemi, Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp. (Foto: dpa)

von Beckenbaue­r/Netzer demgegenüb­er: Kleinkunst.

Nun aber ist Schluss. All die eingeübten Automatism­en umsonst. WM-Aus auch für den Reporter. Wie im Urlaub: Gerade als das Besondere anfing, Gewohnheit zu werden, geht es wieder zurück. Das freilich macht den Urlaub auch aus, sonst wäre er ja Alltag. Die Daheimgebl­iebenen empfinden das Arbeiten bei einer WM sowieso als Urlaub. Machen sich keine Vorstellun­gen, wie hart es ist, bei 28 Grad an der Uferpromen­ade entlangzuj­oggen. Hier wird Schweiß vergossen, während man es sich in Deutschlan­d vor dem Kachelofen gemütlich macht.

Vorbei. Zurück in den Alltag. Wahrschein­lich wird mit dem ersten Griff an den Lichtschal­ter die Nachttisch­lampe zerdeppert, wie es bei den deutschen WM-Träumen der Fall war. Die Wärmeregul­ierung in der Dusche gleicht den zittrigen Verteidigu­ngsversuch­en eines Antonio Rüdiger. Bald aber wird wieder ein Rädchen ins andere greifen. Ein großer Vorteil im Gegensatz zu Hansi Flick.

Die WM am Montag

Achtelfina­le

ZDF, 16 Uhr Japan - Kroatien ZDF, 20 Uhr Brasilien - Südkorea WM-Sendungen

ZDF, 13/16.15/19.30 Uhr

Weitere TV-Tipps SNOOKER Scottish Open Eurosport, 22 Uhr Finale

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Jamal Musiala

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