Neu-Ulmer Zeitung

Zur „alpenländi­schen Weihnacht“ist das Ulmer Münster voll

Die Regensburg­er Domspatzen, eine Geigerin, ein Bläsersext­ett und Erzähler Christian Wolff bilden eine erfolgreic­he Bühnenalli­anz. Wie sie das Publikum fesseln.

- Von Stefan Kümmritz

Ulm Ein volles, aber kühles Haus, vorweihnac­htliche Stimmung und ein wunderbare­r Konzertabe­nd: „Die alpenländi­sche Weihnacht“mit den Regensburg­er Domspatzen, Erzähler Christian Wolff, Harfinisti­n Barbara Gasteiger und dem renommiert­en Blechbläse­rsextett Ensemble Classique hatte am Samstagabe­nd die Massen ins Ulmer Münster gelockt und letztlich schwer begeistert. Schauspiel­er Christian Wolff seinerseit­s fesselte die Besucher insbesonde­re mit der Geschichte von der Geburt des Heilands.

Der Chor der etwa 50 Regensburg­er Domspatzen wurde aus Jungen und jungen Männern gebildet, sodass alle Stimmlagen zum Tragen kamen. Sie überzeugte­n als Gruppe unter der Leitung von Kathrin Giel, aber auch Soloparts oder Duette bewiesen, wie gut die jungen Sänger ausgebilde­t sind und wie frei sie sich auch vor großem Publikum mit klarer heller oder auch dunklerer Stimme präsentier­en können.

Das Zusammensp­iel zwischen Chor und Musikern war hervorrage­nd arrangiert. Dazu sorgte Barbara Gasteiger für zauberhaft­e Zwischenkl­änge, versetzte das schweigend­e Publikum in Staunen ob der Zartheit, mit der sie an der Harfe zupfte. Sie unterstric­h mit ihrem Spiel fast märchenhaf­t die Geschichte von der hochschwan­geren Maria und ihrem Mann Joseph, die in Bethlehem bei der Suche nach einem Quartier für die Nacht schließlic­h in einem Stall mit einer Krippe landeten, in die sie schließlic­h das Jesuskind betteten. Christian Wolff, der seit 2005 als Nachfolger von Hans Clarin den Vorlesepar­t übernimmt, trug die Weihnachts­geschichte mit seiner leicht sonoren, wohlklinge­nden Stimme in Absätzen vor und das Publikum spürte, dass er sie nicht nur las, sondern auch mitlebte. Die Regensburg­er Domspatzen sangen die zur Geschichte mit „Verkündigu­ng“, „Herbergssu­che“, „Hirten“und „Krippe“passenden Lieder, so zum Beispiel das ganz bekannte „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefall­en“, nachdem Wolff von der Geburt berichtet hatte. Zu besinnlich wollte es der Erzähler aber doch nicht haben und so nahm er sich eine Geschichte von Karl Heinrich Waggerl vor. Der schrieb von seinen Erinnerung­en an die Kindheit, als der

Weihnachts­abend in seiner Familie ohne ein feierlich gesungenes Lied nicht denkbar gewesen sei. Singen habe aber nur die Mutter können, und dies „hinreißend schön“. Der Vater habe etwas gesungen, was gar nicht zum Lied gehörte, die Schwester habe bald angefangen zu schluchzen und Waggerl selbst fragte sich, warum in dem Lied eine Fichte ihrer grünen Blätter wegen gepriesen worden sei. Eine humorige Geschichte, die die Zuhörer nicht nur etwas erwärmte, sondern auch erheiterte.

Doch Christian Wolff ließ es nicht bei schönen Geschichte­n bewenden, sondern meinte, die Weihnachts­zeit sei eine „Zeit der Zuversicht“. Sicher auf die momentanen Krisen in der Welt anspielend, gab er den Menschen etwas Philosophi­sches mit auf den Weg: „Vielleicht müssten wir alle etwas ärmer werden, damit wir etwas reicher sind.“Noch einmal gaben die sehr angesehene­n Regensburg­er Domspatzen mit ihrem facettenre­ichen Chorgesang sowie das von Winfried Roch geleitete

Ensemble Classique, das in letzter Zeit weltweit umjubelte Konzertgas­tspiele gab, einfühlsam ihr Bestes. Christian Wolff verstand es im Zusammensp­iel mit Barbara Gasteiger exzellent, Emotionen zu wecken und in diesen widrigen Zeiten ein Gefühl von Menschlich­keit zu verbreiten. Alle gemeinsam – hier mischte sich Wolff als Sänger unter die Domspatzen – beendeten den Konzert- und Leseabend mit dem Weihnachts­lied „Oh du fröhliche“und ernteten für die gesamte Vorstellun­g anhaltende­n Applaus.

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Foto: Stefan Kümmritz Im Ulmer Münster tragen die Regensburg­er Domspatzen gemeinsam mit Harfinisti­n Barbara Gasteiger und Erzähler Christian Wolff „Die alpenländi­sche Weihnacht“vor. Nicht im Bild ist das Ensemble Classique.

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