Zur „alpenländischen Weihnacht“ist das Ulmer Münster voll
Die Regensburger Domspatzen, eine Geigerin, ein Bläsersextett und Erzähler Christian Wolff bilden eine erfolgreiche Bühnenallianz. Wie sie das Publikum fesseln.
Ulm Ein volles, aber kühles Haus, vorweihnachtliche Stimmung und ein wunderbarer Konzertabend: „Die alpenländische Weihnacht“mit den Regensburger Domspatzen, Erzähler Christian Wolff, Harfinistin Barbara Gasteiger und dem renommierten Blechbläsersextett Ensemble Classique hatte am Samstagabend die Massen ins Ulmer Münster gelockt und letztlich schwer begeistert. Schauspieler Christian Wolff seinerseits fesselte die Besucher insbesondere mit der Geschichte von der Geburt des Heilands.
Der Chor der etwa 50 Regensburger Domspatzen wurde aus Jungen und jungen Männern gebildet, sodass alle Stimmlagen zum Tragen kamen. Sie überzeugten als Gruppe unter der Leitung von Kathrin Giel, aber auch Soloparts oder Duette bewiesen, wie gut die jungen Sänger ausgebildet sind und wie frei sie sich auch vor großem Publikum mit klarer heller oder auch dunklerer Stimme präsentieren können.
Das Zusammenspiel zwischen Chor und Musikern war hervorragend arrangiert. Dazu sorgte Barbara Gasteiger für zauberhafte Zwischenklänge, versetzte das schweigende Publikum in Staunen ob der Zartheit, mit der sie an der Harfe zupfte. Sie unterstrich mit ihrem Spiel fast märchenhaft die Geschichte von der hochschwangeren Maria und ihrem Mann Joseph, die in Bethlehem bei der Suche nach einem Quartier für die Nacht schließlich in einem Stall mit einer Krippe landeten, in die sie schließlich das Jesuskind betteten. Christian Wolff, der seit 2005 als Nachfolger von Hans Clarin den Vorlesepart übernimmt, trug die Weihnachtsgeschichte mit seiner leicht sonoren, wohlklingenden Stimme in Absätzen vor und das Publikum spürte, dass er sie nicht nur las, sondern auch mitlebte. Die Regensburger Domspatzen sangen die zur Geschichte mit „Verkündigung“, „Herbergssuche“, „Hirten“und „Krippe“passenden Lieder, so zum Beispiel das ganz bekannte „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“, nachdem Wolff von der Geburt berichtet hatte. Zu besinnlich wollte es der Erzähler aber doch nicht haben und so nahm er sich eine Geschichte von Karl Heinrich Waggerl vor. Der schrieb von seinen Erinnerungen an die Kindheit, als der
Weihnachtsabend in seiner Familie ohne ein feierlich gesungenes Lied nicht denkbar gewesen sei. Singen habe aber nur die Mutter können, und dies „hinreißend schön“. Der Vater habe etwas gesungen, was gar nicht zum Lied gehörte, die Schwester habe bald angefangen zu schluchzen und Waggerl selbst fragte sich, warum in dem Lied eine Fichte ihrer grünen Blätter wegen gepriesen worden sei. Eine humorige Geschichte, die die Zuhörer nicht nur etwas erwärmte, sondern auch erheiterte.
Doch Christian Wolff ließ es nicht bei schönen Geschichten bewenden, sondern meinte, die Weihnachtszeit sei eine „Zeit der Zuversicht“. Sicher auf die momentanen Krisen in der Welt anspielend, gab er den Menschen etwas Philosophisches mit auf den Weg: „Vielleicht müssten wir alle etwas ärmer werden, damit wir etwas reicher sind.“Noch einmal gaben die sehr angesehenen Regensburger Domspatzen mit ihrem facettenreichen Chorgesang sowie das von Winfried Roch geleitete
Ensemble Classique, das in letzter Zeit weltweit umjubelte Konzertgastspiele gab, einfühlsam ihr Bestes. Christian Wolff verstand es im Zusammenspiel mit Barbara Gasteiger exzellent, Emotionen zu wecken und in diesen widrigen Zeiten ein Gefühl von Menschlichkeit zu verbreiten. Alle gemeinsam – hier mischte sich Wolff als Sänger unter die Domspatzen – beendeten den Konzert- und Leseabend mit dem Weihnachtslied „Oh du fröhliche“und ernteten für die gesamte Vorstellung anhaltenden Applaus.