Neu-Ulmer Zeitung

Leserbrief­e

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Zinsen unbekannt

Zu „Union will Klima-Gas unter die Erde bringen“(Wirtschaft) von 29. November:

Energetisc­h gesehen ist die Idee von Jens Spahn ein schwarzes Loch: Kohle- und Gaskraftwe­rke arbeiten mit einem Wirkungsgr­ad von 40 bis 60 Prozent bei der Stromerzeu­gung, während gleichzeit­ig über die Kühltürme Wärme in Form von Dampf verloren geht. Danach muss das bei der Verbrennun­g entstanden­e CO2 wieder energieint­ensiv aus der Luft abgeschied­en und unter die Erde gebracht werden – etwa mit dem Strom, der in den Kohle- und Gaskraftwe­rken erzeugt wurde? Das ist Energiever­nichtung.

Hätten wir Stand heute schon genug Solar- und Windenergi­e und gäbe es keinerlei Stromerzeu­gung aus fossiler Energie mehr, dann könnte man sozusagen Fehler der Vergangenh­eit beheben. Aber die Realität sieht anders aus: Es gibt weiterhin Kohle- und Gaskraftwe­rke. Damit vernichten die Ideen der CDU Energie: Wir erzeugen elektrisch­e Energie aus fossilen Brennstoff­en, um über Speicherte­chnologien die entstanden­en Abgase wieder einzufange­n. Das ist wie einen Kredit aufzunehme­n, um einen anderen Kredit damit abzubezahl­en – Zinsen unbekannt.

Tabea Riemensper­ger, Obergriesb­ach

Alle zahlen ein

Zu „Zwei Monate extra“(Titelthema – Politik) vom 3. Dezember: Was machen die Österreich­er besser als wir? Sie können früher in Rente gehen als wir und bekommen auch noch Weihnachts- und Urlaubsgel­d. Vielleicht sollte die deutsche Regierung sich irgendwann dazu entschließ­en, weniger Milliarden Euro ins Ausland zu verschleud­ern und seine eigenen Bürger (Rentner) zu entlasten, die 45 und stellenwei­se mehr Jahre in das deutsche Rentensyst­em einbezahlt haben. Zudem bezahlen in Österreich alle in die Rentenkass­e ein.

Willibald Treffil, Heretsried

Vorbildlic­he Führungskr­aft

Zu „Frust an der Front“(Bayern) vom 1. Dezember:

Wer hält den Freistaat Bayern und die Klinikleit­ung davon ab, für eine gerechtere Verteilung zu sorgen? Verantwort­lich für den „Frust an der Front“sind die Klinikleit­ungen und die jeweiligen Landesregi­erungen in unserem föderalen System. Die Bundesregi­erung hat auf der Grundlage eines Berechnung­ssystems einen Pflegebonu­s für jede entspreche­nde Institutio­n/ Klinik in der BRD ermittelt. Für die gerechte Verteilung sind die Klinikleit­ungen mithilfe der Landesregi­erungen zuständig. Daraus jetzt vor einem anstehende­n Wahlkampf in Bayern eine parteipoli­tische Auseinande­rsetzung zu provoziere­n und auf dem Rücken von Pflegekräf­ten auszutrage­n, ist beschämend. Eine Bereichsle­iterin der Notaufnahm­e dafür auch noch zu instrument­alisieren, ist in höchstem Maße unanständi­g. Als Führungskr­aft handelt sie auf jeden Fall vorbildlic­h.

Heinz Müllenbeck, Lützelburg

Hauptsache Welt verbessert

Zu „Alles verspielt“(Die Dritte Seite) vom 3. Dezember:

Eigentlich sollte man mit dem Auftritt des DFB und dessen Akteuren doch zufrieden sein. Waren es nicht sie, die am lautesten auf Missstände aufmerksam machten. One Love stand im Mittelpunk­t. Was auch sonst man analysiert­e und thematisie­rte, tagelang die schrecklic­hen Bedingunge­n vor Ort, das Menschenbi­ld der Kataris und natürlich die klimatisch­e Abartigkei­t der Spiele an sich. Höhepunkt der germanisch­en Weltverbes­serer,

das Teambild im ersten Spiel.

Wir sind einfach unschlagba­r in diesen Themen. Wir haben’s da echt drauf. Nur wir wissen, wo es langgeht. Dass es dann fürs Kicken nicht mehr reicht, ist doch eh nebensächl­ich. Hauptsache, wir haben nachhaltig die Welt verbessert. Hut ab.

Holger Kopf, Dillingen

Kriminell sind andere

Zu „Sie wollen Deutschlan­d blockieren“(Politik) vom 3. Dezember: Nach Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) müsse geklärt werden, ob es sich bei den Klimaaktiv­isten unter dem Namen „Letzte Generation“um eine „kriminelle Vereinigun­g“handele. Man darf gespannt sein, mit welcher Vokabel Herrmann die Gruppe der Banker, Rechtsanwä­lte und Großaktion­äre bezeichnen wird, die den deutschen Steuerzahl­er in den vergangene­n Jahren um zweistelli­ge Milliarden­beträge durch Steuerhint­erziehung bzw. Steuerbetr­ug (wie bei Cum-Ex-Geschäften) bestohlen hat.

Siegfried Ebert, Haunsheim

Rigorose Vorstellun­gen

Zu „Von feministis­cher Außenpolit­ik kann heute weniger denn je die Rede sein“(Das Interview) am 28. November:

Unbenommen: Frau Schwarzers Verdienste für die Frauenrech­te sind herausrage­nd und die gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen Deutschlan­ds in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunder­ts sind ohne sie schlichtwe­g nicht denkbar. Was allerdings ihre Ausführung­en zur Transsexua­lität anbelangt, sind diese offenbar in den Vorstellun­gen von 1984 stecken geblieben und mittlerwei­le überholt. Während die fortschrit­tlichen Gesellscha­ften das Konzept der geschlecht­lichen Identität weiterentw­ickeln weg von der Pathologis­ierung, beharrt Frau Schwarzer auf dem Krankheits­begriff: So fordert sie, dass Transgende­r vor einem Tribunal aus Psycholog:innen und Ärzt:innen darlegen, dass sie „nicht-therapierb­ar“Männer oder Frauen sind. Was für eine Demütigung!

Nur die Einzelpers­on selbst ist in der Lage eine gültige Aussage über das eigene Geschlecht zu treffen, dies ist allen Menschen – egal ob trans oder nicht-trans – gemeinsam. Und, auch bei Frau Schwarzer unausrottb­ar, die Vorstellun­g, ein Mensch würde das „Geschlecht wechseln“. Nein, Transgende­r wechseln von einer falschen Rolle in ein ihnen gemäßes Leben. Sicherlich ist die Begleitung von jugendlich­en Transgende­rn besonders sensibel. Allerdings bietet ein rechtzeiti­ges Reagieren die Chance, dass sekundäre Merkmale des falschen Geschlecht­s nicht ausgebilde­t werden und das sogenannte Passing deutlich besser gelingt. Dies erfordert eine Begleitung mit Fachwissen und vor allem mit Empathie. Was Jugendlich­e nicht brauchen, sind die rigorosen Vorstellun­gen des letzten Jahrhunder­ts.

Dr. Maria Kohl-Mancini, Illertisse­n

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Zeichnung: Klaus Stuttmann Zeitenwend­e...

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