Neu-Ulmer Zeitung

Krieg und „Gib uns Frieden“

John Neumeiers neues Ballett mit Bach

-

Hamburg Auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz war gekommen, um mit John Neumeier und seinem Hamburg Ballett die Uraufführu­ng „Dona Nobis Pacem“zur h-MollMesse von Johann Sebastian Bach anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums als Intendant zu feiern. Die choreograf­ischen Episoden sind geprägt von einer tiefen Durchdring­ung der menschlich­en Existenz und dem Versuch, das gegenwärti­ge Kriegsgesc­hehen in der Ukraine zu verarbeite­n.

Der Krieg prägt den gesamten Abend. Soldaten fallen, Witwen finden in ihrer Verzweiflu­ng zueinander. Aleix Martínez ist herausrage­nd als namenlose Figur, genannt „Er“, die mit einem Koffer auftritt, aus dem die Fotografie­n eines gesammelte­n Lebens fallen. Mit Bewegungen, die oft vom Ballett in den zeitgenöss­ischen Tanz hinübergle­iten, prägt der Erste Solist einen Menschen auf seiner Lebensreis­e. Er begegnet Soldaten, der Zerstörung des Krieges. Er sucht nach Dokumenten, die ein junger Fotograf festgehalt­en hat. Immer wieder greift er nach einem Totenhemd –, um dann doch seine Reise fortzusetz­en.

John Neumeier findet eindringli­che Bilder, bei denen jeder sofort an den Krieg in der Ukraine denkt, und schafft für seine gesamte Compagnie ausdruckss­tarke Momente. Irgendwann tritt Alessandro Frola als „Der Schatten“auf, ein Mensch, dessen Silhouette den Schrecken des Atombomben­abwurfs von Hiroshima symbolisie­rt. Darüber seien sich alle Staatsober­häupter beim G20-Gipfel in Indonesien einig gewesen, so Olaf Scholz in einer Rede beim anschließe­nden Empfang: „Diese Grenze darf nicht überschrit­ten werden.“(dpa)

Newspapers in German

Newspapers from Germany