Neu-Ulmer Zeitung

Das deutsche Scheitern als Quotenbrin­ger

- Von Marco Scheinhof

Womöglich ist das Scheitern sogar noch interessan­ter. Jubelbilde­r kennen wir genug, von tanzenden Spielern, die in der Kabine lautstark singen, weil sie gerade einen Pokal gewonnen haben. Oft stellen sie sich dabei zu einem Gruppenfot­o auf, die meisten ohne Trikot, das den muskulösen Oberkörper verdecken würde. Soll jeder sehen, was tägliches Training bewirkt. Weiter geht es im Bus mit all der Fröhlichke­it bis hin zur Feier im Hotel, die spät in der Nacht endet. Langweilig, weil nicht überrasche­nd. Bilder des Scheiterns aber, von Tränen, von mit leerem Blick in der Kabine sitzenden Spielern, die später lust- und kraftlos zum Bus marschiere­n, gibt es nur wenige. Weil: Im Moment des Misserfolg­s will keiner die Öffentlich­keit dabei haben.

Vielleicht ist es von Amazon daher gar keine so schlechte Idee, am ursprüngli­chen Plan festzuhalt­en. Über seine Plattform Prime Video will der Online-Riese eine Dokumentat­ion über die deutsche Nationalma­nnschaft zeigen. Daran ändert auch das frühe Ausscheide­n bei der Weltmeiste­rschaft in Katar nichts. „All or nothing“, so war das Projekt angelegt. Jetzt wurde es nothing, also nichts, was dem Unterhaltu­ngswert nicht unbedingt abträglich sein muss.

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Foto: Christian Charisius, dpa Frust statt Jubel bei Joshua Kimmich. Das wird auch in der Dokumentat­ion zu sehen sein.
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