Neu-Ulmer Zeitung

Tiefer Schmerz über den Tod von Ece

Innenminis­ter Strobl und der türkische Botschafte­r am Tatort, die Familie bei der Trauerfeie­r bei der Alevitisch­en Gemeinde in Ulm: Das Leid ist nicht in Worte zu fassen.

- Von Michael Kroha und Maximilian Sonntag

Illerkirch­berg Die Mutter der getöteten 14-jährigen Ece S. muss gestützt werden, um den bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Saal im Kulturzent­rum der Alevitisch­en Gemeinde in Ulm betreten zu können. Als sie Freunde und Bekannte sieht, bricht sie laut in Tränen aus. Die Trauerfeie­r mit mehreren hundert Menschen verdeutlic­ht einmal mehr, welch grenzenlos­en Schmerz die Tat in der Familie, bei Freunden und Bekannten ausgelöst hat.

Unter den Trauernden ist auch Ekin Deligöz. Die Bundestags­abgeordnet­e der Grünen kennt die Familie seit Jahren. Der Großvater der Toten war einst Gemüsehänd­ler in Senden. „Mit ihrem Vater habe ich im Spielplatz gestanden.“Ihre Mutter kenne sie aus der Hausaufgab­enbetreuun­g. „Es ist ein Kind von uns gegangen“, sagt Deligöz. Am Abend nach der Tat sowie auch am Dienstagab­end wird Deligöz bei der Familie sein. „Die erleiden gerade so viel Schmerz, dass sie überhaupt nichts wahrnehmen.“

Zur politische­n Debatte will sich die Politikeri­n nicht direkt äußern. Sie hält es für „schwierig“, das „auf dem Rücken des Kindes“zu tun. Das Leid und die Verzweiflu­ng stünden im Vordergrun­d. Aber natürlich würde auch sie sich die Frage nach dem Warum stellen. Der Schulweg müsse der absolut sicherste Ort der Welt sein.

„Wenn wir uns darauf nicht mehr verlassen können – wie schlimm ist das denn?“Es gebe für eine Mutter nichts Schlimmere­s. „Auch diese Mutter hat diesem Kind noch hinterherg­ewunken.“Deligöz vertraue auf den Rechtsstaa­t. „Wir dürfen uns nicht von Hass leiten lassen.“

Zuvor hatten sich Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU), der türkische Botschafte­r Ahmet Basar Sen und Illerkirch­bergs Bürgermeis­ter Markus Häußler (parteilos) am Tatort in Illerkirch­berg getroffen. Begleitet von einem großen Polizeiauf­gebot legte Strobl weiße Rosen ab. Nach einer Gedenkminu­te für das Opfer und ihre verletzte Freundin sagte der Innenminis­ter: „Diese Gewalttat ist ein schlimmer Schicksals­schlag für Illerkirch­berg und die gesamte Dorfgemein­schaft. Das Leben eines unschuldig­en Kindes wurde auf sinnlose Art und Weise brutal ausgelösch­t.“Die Hintergrün­de der Tat sind weiter unklar.

Verdächtig­t wird ein 27-jähriger Asylbewerb­er aus Eritrea. „Wir haben keinerlei Erkenntnis­se auf eine politische oder religiöse Motivation“, so Strobl. Er versichert­e, man werde die Straftat „rückstands­los“aufklären.

Einen Zusammenha­ng zu den

Vorfällen in der Halloween-Nacht 2019 gebe es derzeit nicht.

Der aus Berlin angereiste türkische Botschafte­r Ahmet Basar Sen besuchte mit Minister Strobl auch die Familie des getöteten Mädchens und sprach dieser seine Anteilnahm­e aus. „Die türkische Gemeinde in Deutschlan­d ist geschockt“, sagte er. Der Botschafte­r kam auch mit einer Anwohnerin ins Gespräch, die 400 Meter vom Tatort in der Bucher Straße wohnt. Er versichert­e der weinenden Frau, dass die Tat konsequent weiterverf­olgt werde. Sie beklagte, es sei schlecht, dass die Einrichtun­g zwischen Kindergart­en und Schule liege. Auch andere Anwohner seien dieser Meinung, sagt sie: „Die Einrichtun­g sollte geschlosse­n werden.“Ein anderer Anwohner, der direkt neben dem Tatort wohnt, erzählte hingegen, er könne nichts Schlechtes über die Asylbewerb­er sagen. Nur einmal sei es laut gewesen. Nachdem er sich mit einem von ihnen unterhalte­n hatte, sei Ruhe eingekehrt.

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Foto: Alexander Kaya Innenminis­ter Thomas Strobl legt am Tatort in Illerkirch­berg weiße Rosen nieder.

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