Buch ist Tabellenführer, aber der Trainer denkt defensiv
Harry Haug spricht über alte und möglicherweise neue Saisonziele und über die Gründe, weshalb es bei seiner Mannschaft so gut läuft.
Buch Einige der Sprüche von Per Günther sind in Erinnerung geblieben. Bevor die Basketballer von Ratiopharm Ulm in der Saison 2011/12 von der Kuhberghalle in die Ratiopharm-Arena übersiedelten, da träumte man davon, mal wieder die Play-offs zu erreichen. Kurz vor Weihnachten war Ulm Tabellenzweiter und Günther wurde gefragt, ob man nun das Saisonziel neu definieren müsse. Der damals erst 23 Jahre alte Ulmer Spielmacher fand diese wunderbare Antwort: „Ich werde als Sportler sicher nicht sagen: Ich bin Zweiter und will Achter werden.“Was das alles mit dem Fußball-Landesligisten TSV Buch zu tun hat? Der wollte in dieser Saison so wie eigentlich immer nicht absteigen. Nach dem 2:1-Sieg in Neresheim am Samstag überwintert Buch aber als Tabellenführer. Also stellen wir Trainer Harry Haug doch dieselbe Frage, die damals auch Per Günther beantworten musste.
Muss man beim TSV Buch das Saisonziel neu definieren, Herr Haug?
Harry Haug: Wir haben jetzt 38 Punkte und wir haben nach dem Winter noch 15 Spiele. In denen kann viel passieren. Über ein neues Saisonziel rede ich erst, wenn wir 50 Punkte haben. Die sollten reichen, um sicher drinzubleiben. Ich bin schon lange im Geschäft und ich habe schon viel erlebt.
Warum so zurückhaltend?
Haug: Ich kann mich eben noch gut an Phasen erinnern, in denen es für uns nicht so gut lief und in denen wir dachten, dass wir uns eher nach unten orientieren müssen. Außerdem ist diese Liga unheimlich ausgeglichen, da kann es in beide Richtungen sehr schnell gehen. Am Sonntag habe ich zum Beispiel die SSG Ulm gegen Donzdorf gesehen. Donzdorf war in der ersten Halbzeit klar besser und verschießt einen Foulelfmeter, aber am Ende gewinnt die SSG Ulm. Vielleicht liegt meine Zurückhaltung auch daran, dass ich in meiner aktiven Zeit immer hinten gespielt habe. Da denkt man eben defensiv.
Aber die Tabelle lügt nicht. Woran liegt es denn, dass Buch von Platz eins grüßt?
Haug: Wir wissen doch alle, wie das im Fußball ist: Wenn es nicht läuft, dann liegt es am Trainer, und wenn es läuft, dann liegt es an der Mannschaft (lacht). Aber ich bin tatsächlich schon ein bisschen stolz darauf, wie die Jungs das gemacht haben. Wir hatten schließlich riesige Verletzungsprobleme gerade mit den etablierten Spielern. Markus Bolkart hat nach seiner Hüft-OP praktisch noch gar nicht gespielt, Timo Leitner, Manuel Schrapp, Patrick Sailer und andere haben teilweise auch längere Zeit gefehlt. Die jungen Leute haben das prima kompensiert und sich teilweise extrem weiterentwickelt.
Neuer Versuch: Der TSV Buch ist Erster und will einen Nichtabstiegsplatz?
Haug: Na gut. Jeder Sportler will seinen Tabellenplatz verteidigen oder verbessern. Okay, das geht in unserem Fall natürlich nicht mehr. Jetzt entspannen wir uns doch erst mal über die Feiertage und genießen in der Winterpause diese Situation.
Zur übernächsten Saison werden die Landesliga-Staffeln neu eingeteilt, statt nach Stuttgart müsste der TSV Buch dann an den Bodensee fahren. Bei einem Aufstieg in die Verbandsliga wäre das kein Thema mehr …
Haug: Wo ist das Problem? Unser Nahziel ist es, dass wir dann dabei sind. Dazu müssen wir eben noch zweimal unsere Saisonziele erreichen und in der Landesliga bleiben. Interview: Pit Meier
Harry Haug, 49, arbeitet in der 14. Saison als Trainer des TSV Buch und gilt deswegen als eine Art Rehhagel des Rothtals.