Bedrohung durch Hurrikans, Hitze und Dürre steigt
Die Häufigkeit und Schwere von Naturkatastrophen nimmt zu. Das trifft auch die Versicherungswirtschaft. Einzelne Naturkatastrophen sorgen immer öfter für Schäden von weit über 100 Milliarden Dollar.
München Stürme, Waldbrände, Überschwemmungen und andere Katastrophen haben im vergangenen Jahr weltweit für volkswirtschaftliche Schäden von 270 Milliarden Dollar (251,53 Mrd. Euro) gesorgt. Das teilte der Rückversicherer Munich Re am Dienstag mit. Das war zwar weniger als 2021 (320 Milliarden Dollar), reihte sich aber in die „schadenintensiven“vergangenen fünf Jahre ein. Die finanziell teuerste Katastrophe des vergangenen Jahres war demnach mit 100 Milliarden Dollar Schaden der Hurrikan „Ian“, der Ende September die US-Ostküste traf.
Naturkatastrophen werden auch für Versicherungen zunehmend ein Problem: Von den 270 Milliarden Dollar Gesamtschaden waren rund 120 Milliarden versichert. „Wir haben so etwas wie eine neue Normalität mit 100 Milliarden jährlichen Schäden für die Versicherungswirtschaft“, sagte Ernst Rauch, Leiter der Geoforschung bei der Munich Re. „Wir haben in der jüngeren Vergangenheit fünfmal diese Grenze überschritten. In Zukunft werden wir die hundert Milliarden immer häufiger erreichen oder überschreiten.“Die Munich Re dokumentiert seit Jahrzehnten Naturkatastrophen, da die Daten für die Berechnung der Versicherungsbeiträge von Bedeutung sind.
Nordamerika wird häufig am schwersten getroffen, so auch im vergangenen Jahr mit 150 Milliarden Dollar Gesamtschaden. Hurrikans sind dabei ein maßgeblicher Faktor. Nach Beobachtung der Munich Re hat in den letzten Jahren die Zahl entsprechender Stürme im Nordatlantik zugenommen. Der für die US-Ostküste und die Karibik beunruhigende Trend dürfte auch weiter anhalten: „Zugenommen hat auch der Anteil der besonders starken Stürme, und dieser wird im Zuge des Klimawandels weiter zunehmen“, sagte Rauch.
An zweiter Stelle der Naturkatastrophenschäden folgt die Region Asien/Pazifik mit rund 70 Milliarden Dollar. Die Schäden in Europa beliefen sich auf etwa 25 Milliarden. Ungewöhnlich waren nach Einschätzung der Geowissenschaftler des Unternehmens vor allem extreme Trockenheit und Temperaturen. „In Hamburg und in London hatten wir erstmals über 40 Grad und wieder – ähnlich wie 2018 – eine starke Dürre gesehen“, sagte Rauch. Auch diese Kombination von Hitze und Dürre dürfte in Zukunft öfter auftreten, erklärte Rauch.
Nach Auswertungen des EUErdbeobachtungsprogramms Copernicus war der Sommer 2022 der wärmste bisher gemessene in Europa, das Gesamtjahr 2022 das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1979. Heißer war nur das Jahr 2020. Hinzu kommt: Einzelne
Naturkatastrophen verursachen mittlerweile in manchen Weltregionen sehr viel gravierendere Schäden als in der Vergangenheit. „Die Überschwemmungen in Australien zeigen eine sprunghafte Schadenentwicklung, die wir in manchen Ländern und bei manchen Naturgefahren zunehmend beobachten“, sagte Rauch. So summierten sich die Flutschäden in Australien auf 4,7 Milliarden Dollar, deutlich mehr als das Doppelte des bis dahin größten Überschwemmungsschadens von 1,8 Milliarden. Das betrifft auch Deutschland: „Im Ahrtal übertraf der versicherte Schaden mit acht Milliarden Euro den vorherigen Schadenrekord durch Hochwasser in Deutschland um den Faktor vier“, nannte Rauch die Flut des Sommers 2021 als Beispiel. (dpa)
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